Rennbahndokumentation ans Stadtarchiv Geschichte einer Rettung – jetzt im Stadtarchiv
Krefeld · Es drohte der Abriss, bis Architekt Klaus Reymann die Rennbahn rettete. Die Dokumentation dazu übergab er nun dem Stadtarchiv.
Es ist das größte Baudenkmal Krefelds: das Gebäude-Ensemble der Galopprennbahn im Stadtwald. Auf 24,5 Hektar stehen dort 51 Gebäude, 36 davon sind historische Bauwerke. In den 80er Jahren war die Rennbahn eine einzige Ruine. Doch dann nahm sich Architekt Klaus Reymann des Objekts an und restaurierte es bis 1995 aufwendig. „Ich war damals Teil eins Stammtisches, zu dem auch Dr. Gobbers, der spätere Präsident des Rennvereins, gehörte. Er hatte die Rennbahn für sich entdeckt und uns dann regelrecht infiziert“, erinnert sich Reymann.
Mit viel Herzblut machte er sich ans Werk und machte aus den verfallenen Gebäuden das, was sie bis heute sind. Die Dokumentation seiner Arbeit, Zeichnungen, Kommunikation, Baupläne und dergleichen übergab er nun dem Stadtarchiv. „Für uns ist das eine Art Lückenschluss. Die Rennbahn ist für uns eines der am besten dokumentierten Gebäude der Stadt. Die rund 30 laufenden Meter Dokumentation, die wir nun dazu bekommen, schließen die letzte Lücke, die wir noch hatten“, freut sich Archivdirektor Olaf Richter über die Spende des renommierten Architekten. Für diesen stellt die Gabe durchaus eine Erleichterung dar. „Wir haben über die Jahre rund 700 Projekte geplant. Das ist eine enorme Menge an Dokumentation, und wenn wir nun dem Archiv helfen können und selbst dafür entlastet werden, dann ist das natürlich für beide Seiten eine tolle Sache“, sagt Reymann.
Die Rennbahn nimmt für ihn persönlich wie beruflich einen besonderen Stellenwert ein. „Ich bin am Stadtwald aufgewachsen. Wir kannten dort jeden Grashalm und auch die Kanäle. Und es kam sogar vor, dass wir, wenn wir etwas angestellt hatten und die ‚grüne Minna’ kam, durch die Kanäle abgehauen sind“, erinnert sich der Architekt schmunzelnd. Entsprechend groß fiel die Menge an Herzblut aus, das er seinerzeit in das Projekt Rennbahn gesteckt hat. Der Gebäudezustand sei seinerzeit zunächst erschreckend gewesen. „Es stellte sich die Frage: Abreißen oder renovieren? Schnell stellten wir aber fest, dass die Trägersubstanz derart gut und massiv war, dass die Renovierung sinnvoll war“, sagt Reymann. Ziel war es, die Rennbahn mit Rennen, Gastronomie und Golfclub 365 Tage im Jahr zu bespielen. „Das ist leider nicht ganz gelungen. Die Rennbahn läuft recht gut, aber sie ist längst nicht so bespielt, wie wir uns das vorgestellt hatten“, erzählt er. Würde er denn heute etwas anders machen?
Reymann überlegt lange. „Ich würde nicht mehr so viel Herzblut investieren, denke ich. Wir sind sehr oft auch allein gelassen worden. Auch mit den wirtschaftlichen Risiken“, antwortet er dann.
Aus der Not machte er seinerzeit eine Tugend und startete Spendensammlungen für die Sanierung. Zwei Millionen Mark kamen zusammen, und fortan war Reymann die Galionsfigur des Denkmalschutzes in Krefeld. Er betreute seitdem viele andere Projekte vom Pavillon im Stadtgarten über das Deuß-Tempelchen im Stadtwald oder das Moltke-Gymnasium bis hin zu Haus Lange/ Esters.
Ein Teil der Dokumentation, die er nun übergab, ist auch ein Film über das Rennbahn-Projekt. Bei dessen Vorführung schwelgt er in Erinnerungen, etwa bei den weißen Stühlen, die gezeigt werden. „Die waren richtig wertvoll. Wir haben sie damals besorgt, und es gab 580 Stück. Davon ist heute kein einziger mehr erhalten. Sie wurden einfach nicht gepflegt“, entfährt es ihm.
24 Millionen D-Mark habe das Projekt gekostet. Finanziert wurde es durch Stadt, Landesmittel, Rennverein und rund zwei Millionen DM Spenden. Allein die letzte Zahl zeigt auch: Die Rennbahn ist ein geschätztes Stück Krefeld der Krefelder.