Innenstadt Anwohner wollen Westwall-Öffnung

Krefeld · Seit 2012 ist auf dem Westwall vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum eine Baustelle. Allerdings sind hier seit langer Zeit keine Bauarbeiter mehr zu sehen. Für die Anwohner ein unhaltbarer Zustand und ein hohes Unfallrisiko.

Für die Anwohner rund um das Kaiser-Wilhelm-Museum ist die Verkehrssituation aufgrund der seit sechs Jahren bestehenden Sperrung des Westwalls vor dem Museum in Nord-Süd-Richtung ein unhaltbarer Zustand. Immer wieder versuchen sie, eine Aufhebung der Vollsperrung zu erwirken. Doch bislang blieben alle Bemühungen erfolglos. Damit aber will sich Sabine Höntzsch nicht zufrieden geben. Die Anwohnerin des Karlsplatzes beobachtet seit Jahren vermehrte Unfälle rund um die gesperrte Strecke und erachtet den Status Quo als Gefährdung der Bürger.

„Wir erleben seit langer Zeit ein vermehrtes Unfallgeschehen im Umfeld. Stadt und Polizei verweisen auf Anfrage meist auf eine nicht signifikant gestiegene Unfallgefahr auf dem Westwall selbst. Das stimmt auch. Aber auf dem Karlsplatz, der Everts-, Breite und Hubertusstraße nehmen die Unfälle und beinahe-Unfälle zu. Das erleben wir sehr regelmäßig“, sagt Höntzsch. Besonders pikant: Im September des vergangenen Jahres war es sogar ein Polizeifahrzeug, das auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster des Karlsplatzes in stehende Autos fuhr.

Die Polizei Krefeld konnte diesen Sachverhalt auf Nachfrage zwar nicht bestätigen, Höntzsch aber beharrt darauf, ihn nicht nur selbst beobachtet zu haben. Ihre Nachbarin, beziehungsweise deren parkendes Fahrzeug, war das Unfallopfer. Entsprechend gibt es Belege über die Begleichung des Schadens.

Mit diesen Fällen aber sei es nicht getan. So habe der Umgehungsverkehr beispielsweise im April zu einem schweren Unfall mit einem Motorrad auf der Ecke Everts- und Breite Straße geführt, bei dem der Fahrer des Zweirads schwer verletzt worden sei. Und auch für die Anwohner ergäben sich immer wieder gefährliche Situationen. Vor allem, da Rettungsfahrzeuge die gesperrte Strecke oft unter Blaulicht entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung umführen. „Unsere Nachbarin wurde am 18. Mai dieses Jahres von einem entgegenkommenden Rettungswagen auf dem Westwall fast über den Haufen gefahren. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs. Einen ähnlichen Fall hat es wohl zuvor schon einmal gegeben. Allerdings hat sie sich damals das Datum nicht notiert“, berichtet Höntzsch.

Von der Politik ist sie enttäuscht. Dass das Areal für eine Baustelle gesperrt werde, sei verständlich. Da aber seit Monaten kein Arbeiter mehr gesehen worden sei, sei die Sperrung mittlerweile nicht mehr zu rechtfertigen. „Wie gefährlich das ist, das zeigt ja schon die Anfangszeit, als im Jahr 2012 ein Kind an dieser Stelle zu Tode kam“, sagt sie.

Eine zusätzliche Brisanz habe die Thematik in den vergangenen Wochen durch Arbeiten auf Parallelstrecken erhalten. So zum Beispiel durch die Sperrung der Hubertusstraße. „Mittlerweile kommt man fast gar nicht mehr in Nord-Süd-Richtung von der St. Anton Straße durch die Stadt. Der Westwall ist dicht, die Hubertusstraße ebenso. Hier sind jetzt auch noch Baumscheiben angelegt worden, so dass diese auch, wenn sie dann wieder frei ist, kaum noch vernünftig zu befahren ist“, ereifert sich die Anwohnerin.

Stattdessen würden ortskundige Fahrer sich durch die Seitenstraßen schlängeln. Dabei entstünden durch die vielen Abbiegevorgänge durch genervte Fahrer immer wieder kritische Situationen. Noch schlimmer sei es im Falle von Ortsunkundigen. Diese würden meist ziemlich hilflos vor der Sperrung stranden und dann nach Wegen durch die Stadt suchen. Dabei wären sie oft abgelenkt und würden nicht auf den Verkehr achten. Für Höntzsch und ihre Mitstreiter steht darum fest: Der Westwall muss wieder geöffnet werden.

Zumal auch die Polizei ein vermehrtes Unfallgeschehen im Umfeld des Westwalls bestätigt. „Die Unfallzahlen (im Bereich der Sperrung) [...] sind aus polizeilicher Sicht nicht weiter besorgniserregend. Im weiteren Umfeld registrieren wir eine Steigerung der Zahlen durch die Sperrung und die damit verbundene Verdrängung des Verkehrs auf die umliegenden Straßen. Dies gilt für die Hubertusstraße, die Marktstraße und den Westwall“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer auf Nachfrage.  Die Anwohner hoffen nun, dass die Politik diesem Geschehen auch Rechnung trägt und für eine Freigabe der Stelle sorgt.

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