Krefeld Junge Mode aus dem Container

Krefeld · Laufsteg war gestern. Jetzt wird Mode im Container präsentiert. Vom 21. bis 28. Juli zeigen 18 junge Designer ihre kreativen Ideen unter dem Titel „Krefelder Laufmasche“. Für die besten Entwürfe gibt es die Goldene Seidenschleife.

 Entwurf Luia Marie Meissner

Entwurf Luia Marie Meissner

Foto: Stadt Krefeld

Mit dem größten Open-Air-Laufstegfest hat Krefeld mehr als zwei Jahrzehnte lang Modegeschichte geschrieben. Die „Größte Modenschau der Welt“ soll nun eine modernisierte Nachfolgerin bekommen: die „Krefelder Laufmasche“. „Es gehört ein bisschen Mut dazu, eine Tradition neu zu erfinden“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer als Schirmherr in seinem Grußwort. Denn das Konzept ist neu: Statt fünf Modebühnen an einem Wochenende gibt es nun junge Designer von deutschen Modeschulen, die in 18 Containern ihre Kreationen präsentieren. Von Samstag, 21. Juli, bis zum 28. Juli ist die City zwischen Evangelischem Kirchplatz und Willy-Göldenbachs-Platz eine Modemeile, die von Unterhaltungs- und Gastronomieangebot flankiert wird. Ein Blick in die Container:

Evangelischer Kirchplatz:

 Bei Nicole Turina lockt der schöne Schein. Eine Illusion: Die Säume Fransen aus.

Bei Nicole Turina lockt der schöne Schein. Eine Illusion: Die Säume Fransen aus.

Foto: Stadt Krefeld

Container 1: Vintage Patch. Die Kollektion von Annika Balter entsteht zu 95 Prozent aus recycelten Reststoffen, die sie aufwertet und wie ein Mosaik zusammenfügt. Ausgediente Kleidungsstücke sind der Stoff für ihre neuen Ideen.

Container 2: Obscure Vision. Unter dem Label Ana Victoriana drehen Katharina Gorin und Lady Karla Rabe das Rad der Zeit zurück bis ins viktorianische England. Horrorserien wie „Penny Dreadful“ und die American Horror Story haben die Designerinnen inspiriert zu extravaganten Modellen, die mit Rüschen, Spitze und Volants den Geist jener Zeit zitieren, aber mit fließender Seide, Baumwollcord und Wolle kombiniert werden. Recyceltes Leder und Pelzimitate werden als Blickfang eingesetzt. Die Farben sind dunkel und gedeckt mit Weiß als Statement.

Container 3: Aura - Tomorrow is Timeless. Eine „zeitlose Kollektion für eine freie Persönlichkeitsentfaltung“ schwebt Caterina Goppert vor. Funktionale Stoffe, die im Sommer kühlen und im Winter die Körpertemperatur auch bei Minusgraden halten, sind ihre Wahl. Dabei dürfen die Materialien nicht viel wiegen.

Platz An der Alten Kirche

Container 4: Straightforward. Mit einer nachhaltigen Premiumkollektion kündigt sich Dania Mollemeier an. Sie setzt ausschließlich auf Naturfasern, auf Hanf, Tencel und Ahimsa Seide. Transparente, weich fließende Stoffe stellt sie in Kontrast zu schwerem, voluminösem Nicky. Die Silhouette bleibt dabei geradlinig.

Container 5: Knit(ed)it. Ellen Müller steht für eine Damen-Kollektion, die alle Möglichkeiten des Strickens einbindet wie das fully fashioned genannte In-Form-Stricken oder die neue dreidimensionale Technik des nahtlosen Strickens. Die Oberflächen ihrer Kleider und Pullover haben meist eine plastische Struktur.

Container 6: Put me back together again. Hinter dem vielsagenden Titel verbirgt sich die Kollektion von Florian Schulze, der sich inspiriert fühlt durch obdachlose Frauen in amerikanischen Großstädten, die mit ausgefransten, zerrissenen Stoffen bekleidet sind. Verschlissenheit setzt er bewusst als Stilelement ein. Seine Farbe ist Schwarz. Und weil er obdachlose Menschen als Gesichtslose der Gesellschaft betrachtet, hat er begonnen gesichtsverhüllende Kopfbedeckungen und Masken zu entwerfen, die den Models einen gewissen Grat von Anonymität verleihen sollen.

Container 7: Fading Nature. Henriette Dresbach überträgt die Struktur von Rinden, Flechten und Rost auf Prints, Strickmuster und Schnitte. Es entsteht ein Farbenspiel von Braun, Rostrot, Grün, Gelb und Blau. Strick ist für sie die Möglichkeit, ohne Schnittreste zu arbeiten. Auch für die Accessoires ist die Natur Formgeber. Zum Beispiel dienten Gipsabdrücke von gesammelten Rindenstücken als Gussform für Ohrringe, Ketten und Armreifen.

Container 8: MO70. Als „postmoderne Paradigmen gepaart mit feinen kantigen Details“, beschreibt Kaone Mabina ihre Mode. Sie verarbeitet darin Kindheitserinnerungen an einen abgelegenen Ort in Botswana, wo eine Frau namens MO70 Patchwork-Gewänder trug. Kleidung ist für sie auch ein Stoff, um sich mit sozialen und ideologischen sowie religiösen Fragen weltweit zu beschäftigen.

Container 9: Recess//Boundied. Photosynthese interessiert Luisa Marie Meissner. Mais und Roggen sind Grundlagen für ihre Entwürfe. Da kommen auch mal geflochtene Maisblätter zum Einsatz und Silhouetten wirken unter der Überschrift „Recess“ wie Kolben. „Boundied“ ist inspiriert von dem Halsschmuck der Padaung, deren Frauen Messingspiralen tragen.

Container 10: Brøk. Die raue Natur Norwegens stand Pate für Madita Fischer. Die Glattheit klarer, nahtarmer Schnitte durchbricht sie mit markanten Rissen, dem Einsatz von Fell und Ösen, die notwendige Nähte betonen. Ihre Damen- und Herrenkollektion wird als kommerziell bezeichnet.

Willy-Göldenbachs-Platz

Container 11: Lost in Cultures. Balinesische Mode im Wandel gibt es bei Marketa Schroll. Sie mixt traditionelle Elemente aus Bali mit westlichem Stil, setzt Silhouetten neu zusammen und sorgt für asymmetrische Formen. Taschenklappen und Puffärmel sind ebenso wie ungewohnte Farbkombinationen ihr Markenzeichen.

Container 12: F60.8. Bei Marlene Engel sollen die Grenzen zwischen Digitalem und Analogem, zwischen Künstlichem und Natürlichem verschwimmen. Selbstinszenierung und Identitätsverlust sind ihre Themen, die sie mit dunklen und kühlen Farben umsetzt. Stoffe mit irisierender Optik sollen die unwirkliche Facette des Digitalen symbolisieren.

Container 13: Facet. Nadine Isabel Baldus begreift die Natur als Gesamtkunstwerk und will in ihrer Mode den unerschöpflichen Facettenreichtum der Natur aufgreifen, indem sie Designs aus ungezählten aufwändigen Handarbeits-Elementen verwendet. Rüschen sind kunstvoll gelegt, Fransen und Farbverläufe sollen den femininen Charakter unterstreichen.

Container 14: Share - Sessed. Mit dem Titel bezieht sich Nicole Turina auf das Phänomen der sogenannten Influencer, die sich im Netz auf Fotos inszenieren, um „Likes“ und „Follower“ zu akqurieren eine Gier nach Zustimmung. Mit ausgefransten Säumen und ungebügelten Stoffen will sie „das eigentlich unperfekte Leben der angeblich perfekten Menschen“ konterkarieren. Dazu arbeitet sie mit hochmoderner Technik und Fensterfolie.

Container 15: Inside/Insight. Ein Bild der rumänischen Konzeptkünstlerin Geta Bratescus aus der Reihe „Hypostase der Medea“ ist Vorlage für Pauline-Lotta Langmaack. Die Linien des Gemäldes hat sie aufgegriffen und als Stoffbänder in ihre Kollektionsteile einfließen lassen.

Container 16: A Day at Karl Hugo. Liebe zum Detail, ein Gefühl für hohe Qualität und das Ideal zeitloser Schönheit treiben Philippe Thomas an. Er steht für einen städtischen, modernen Business-Look. Im Sinne der Nachhaltigkeit setzt er dafür Leder ein, das vom belgischen Jagdverband stammt.

Container 17: Digitalnomad. Der globalisierte Mensch als Digital-Nomade ist Thema von Philipp Lichtenfeld. Seine Habseligkeiten wie Handy, Tablet und Laptop, führt er stets bei sich. So versteht Lichtenfeld Mode als eine Art „Arbeitskleidung“ mit zahlreichen versteckten Taschen - umgesetzt in weicher Wolle und erdigen Tönen.

Container 18: Romantic in Revolt. Wo Romantik auf Technik trifft, siedelt sich Trang Nguyen an. Glänzende Materialien, reflektierende Stoffe, wattierte Textilien und als Kontrast Strass und Perlen sollen den Widerspruch von Technisierung und Verspieltheit spiegeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort