Brauchtum in Korschenbroich Korschenbroichs Martin kann diesmal nur daheim auftreten

Korschenbroich · Rolf Winkens ist traurig. Wegen der Corona-Pandemie wird er 2020 nicht im Kostüm des Heiligen Martin durch Korschenbroich reiten können.

 Rolf Winkens trägt Kostüm nur fürs Foto.

Rolf Winkens trägt Kostüm nur fürs Foto.

Foto: bauch, jana (jaba)

„Ich werde traurig sein und auf Corona schimpfen“, sagt Rolf Winkens, wenn er auf seine Gedanken zum diesjährigen Martinsfest angesprochen wird. Aber seine Pläne gehen doch ein wenig positiver weiter: „Wir werden mit unserem Sohn, der Schwiegertochter und den beiden Enkeln gemeinsam Kaffee trinken und Martinslieder singen. Vielleicht verkleide ich mich und mach’ den St. Martin.“ Die Fenster des gemeinsamen Zweifamilienhauses sind jedenfalls schon festlich mit neuen und alten Laternen geschmückt.

Genügend Erfahrung, „den St. Martin zu machen“, hätte Rolf Winkens. Vor zwölf Jahren wurde der 66-Jährige offizieller St. Martin in Korschenbroich. In dieses Amt ist er langsam hineingewachsen: Über viele Jahre half er dem „alten St. Martin“, Hans Döhmen, bei den Pferden. Als Döhmen altersbedingt das Ehrenamt niederlegte, übernahm Winkens.

 „Ich hab Spaß an Pferden“, sagt Winkens. „Pferde haben genau wie Menschen unterschiedliche Charaktere.“ Das Martinsfeuer, Ziel eines Umzuges, mache vielen Pferden gar nichts aus. Wenn man aber bei einem der Pferde spürt, dass sie doch Angst haben, so Winkens, nähere man sich einfach nicht so dicht dem Feuer.

Aber aus all dem wird in diesem von Corona bestimmten Jahr nichts. Kein Ritt mit den Kindern durchs Dorf zum Kirmesplatz im prächtigen Kostüm, keine Mantelteilung, kein Ritt zur Schule, wo die Kinder ihre Weckmänner und Tüten erhalten. Das Kostüm bleibt beim Korschenbroicher Kostümverleih Hintzen hängen, der es dem Martinsverein in jedem Jahr zur Verfügung stellt.

„Für die Kinder ist das das Schlimmste, was es gibt“, sagt Winkens zur Absage des Zuges. Lange haben die Verantwortlichen des Martinsvereins die Absage hinausgezögert. Aber als nach dem Ende des Sommers die Infektionszahlen stiegen, war klar: „Wenn die Entwicklung so weiter geht, können wir die Coronamaß-nahmen nicht einhalten. Und genauso wäre es ja auch gekommen“, sagt Winkens. Auf Weckmann und Martinstüte muss aber kein Kind verzichten. Beides wird in der Schule ausgehändigt.

Die Martinsfeier ist nicht das einzige Fest, dem Winkens nachtrauert. Der Zimmermann mit eigenem Meisterbetrieb Mitglied der St.-Sebastianus-Bruderschaft. Ohne Corona hätte es 2020 zwei große Jubiläen zu feiern gegeben: Zehn Jahre lang ist Rolf Winkens Oberst und seit 30 Jahren in der Reiterei.

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