Korschenbroich Die Schulen schrumpfen

Korschenbroich · Schulen schließen oder fusionieren? Solche Entscheidungen werden Politiker und Kommunen in den nächsten Jahren womöglich treffen müssen, weil die Zahl der Schüler weiter sinkt. Eine Rolle spielen dabei nicht nur Finanznöte, sondern vor allem auch Vorgaben der Landespolitik.

KORSCHENBROICH/JÜCHEN Wie schnell sich Politiker an Schulthemen die Finger verbrennen können, war 2006 in Korschenbroich zu erleben. Weil zu wenige i-Dötzchen sich an der Liedberger Grundschule angemeldet hatten, wollte die Bezirksregierung Düsseldorf unter Berufung auf das nordrhein-westfälische Gesetz die Schule schließen. Kaum sickerte die Nachricht durch, war der Schulhof auch schon voll – mit besorgten Eltern, die das drohende Aus nicht hinnehmen mochten. Die Korschenbroicher Politiker mochten es auch nicht und strickten flugs die damals noch existierenden Schulbezirke so um, dass die Schule einen größeren Einzugsbereich bekam. Ende gut alles gut?

Vielleicht auch eine Chance?

Womöglich nicht. Angesichts sinkender Schülerzahlen drohen nicht nur in Liedberg, sondern landauf landab kleine Grundschulen unter die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße von 18 – in Ausnahmefällen auch 15 – Schülern in einer Eingangsklasse zu fallen. Die Politik könnte in den nächsten Jahren des Öfteren vor der Entscheidung stehen, ob sie kleine Schulen erhalten kann – und ob sich das in Zeiten knappster Kassen lohnt. Andererseits: Liegt in kleinen Klassen vielleicht sogar eine Chance, Kinder besser individuell zu fördern?

Zum nötigen Hintergrundwissen bei diesen Entscheidungen gehört ein Blick auf Defizite der Gemeinde Jüchen und Korschenbroichs: Jüchens Haushaltloch ist in diesem Jahr etwa 4,3 Millionen groß und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren noch siebenstellig klaffen, Korschenbroich steuert dieses Jahr auf 14,2 Millionen zu. Nötig ist aber auch ein Blick auf ein paar kleinere Zahlen. Für das Jahr 2014 rechnet Korschenbroich beispielsweise mit nur noch 246 ABC-Schützen stadtweit. Zum Vergleich: 1997 gab es noch 429. Auch in der Gemeinde Jüchen ist zunächst mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen. Für das Schuljahr 2010/11 wurden dort zu den fünf Grundschulen 198 ABC-Schützen angemeldet – 20 weniger als im Vorjahr. Laut Prognosen des Schulentwicklungsplans wird die Zahl der i-Dötzchen in drei Jahren auf etwa 180 absacken, sich in den beiden Folgejahren bei 206 stabilisieren.

Bisherige Reaktion auf schrumpfende Schülerzahlen: Reichte es bei Grundschulen auf Dauer nur noch für eine einzige Eingangsklasse, wurde sie nicht geschlossen, aber in einem Verbund mit einer anderen zusammengelegt. Das heißt vor allem: Nur noch ein Rektor leitet beide Schulen. Dieses Modell, das allerdings an der Größe der Eingangsklassen nichts ändert, wird etwa von der Korschenbroicher St.-Andreas-Schule und der in Pesch sowie von den Schulen in Bedburdyck und Gierath praktiziert.

Das Schrumpf-Problem ist übrigens nicht alleine eines der Grundschulen. Auch in den Hauptschulen in Korschenbroich und Jüchen sinken die Schülerzahlen. Seit Jahren wächst die Zahl der Jungen und Mädchen, die es aufs Gymnasium zieht. Die Korschenbroicher Hauptschule hat mit neuen Angeboten reagiert: Sie richtete eine integrative Lerngruppe für besonders förderungsbedürftige Schüler ein. Für alle Schulformen gilt: Wohin ihre Reise geht, hängt stark von der Landesregierung und deren Vorstellungen ab, was Schule leisten und wie sie organisiert werden soll.

(RP)
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