Umstrittener Reggae-Star Homophobie-Vorwürfe gegen Kölner Summerjam-Festival

Düsseldorf · Der jamaikanische Dancehall-Musiker Buju Banton ist einer der Headliner beim Kölner Summerjam-Festival. An seinem geplanten Auftritt gibt es nun aber heftige Kritik. Hintergrund sind alte Songtexte, in denen er zur Ermordung von Schwulen aufruft.

Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) fordert auf seiner Facebook-Seite (Cologne Pride), das Ausladen von Buju Banton. Sein Auftritt stehe dem Summerjam-Motto eines toleranten Festivals entgegen. Das Summerjam hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass Banton zu den teilnehmenden Künstlern Anfang Juli gehören wird. Parallel zum Summerjam findet auch der Kölner CSD statt.

Konkret stört sich der KLuST am schon länger umstrittenen Song „Boom Bye Bye“ aus dem Jahr 1992. Hierzu heißt es in dem Post: „Hier wird zu brutalem Mord an Schwulen aufgerufen.“ Buju Banton spiele den Song trotzdem „nach wie vor überall auf der Welt, hat sich davon in keinerster Weise distanziert und sorgt gerade bei jungen Menschen dafür, dass sich Homo-, Trans*,- und Biphobie noch mehr ausbreitet“ (Schreibfehler im Original).

Auch der Kölner Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann (Grüne) hat sich in die Diskussion eingemischt. Er teilte einen Bericht darüber, dass Banton beim Summerjam auftreten soll, und schrieb dazu auf Twitter: „Homofeindliche Hasssänger sind in Köln nicht willkommen! Und zwar nicht nur am CSD-Wochenende nicht. Sondern gar nicht.“

Mit angestoßen hatte die Diskussion um den Auftritt von Buju Banton in Köln das Online-Magazin „Queer.de“. Das Medium zitiert zudem aus einer Stellungnahme der Summerjam-Organisatoren. „Wir haben die Entwicklung des Künstlers Buju Banton über lange Jahre beobachtet. Er ist ein Künstler, den man aufgrund seiner Äußerungen von vor über zwei Jahrzehnten kritisch betrachten kann und muss“, heißt es darin. Allerdings sei der Song „Boom Boom Bye“ 27 Jahre alt, Buju Banton sei damals 19 Jahre alt gewesen. Er distanziere sich „nicht nur in Deutschland sondern weltweit von seinen früheren Aussagen zum Thema Homophobie.“ Auch bei seinem letzten Summerjam-Auftritt vor zehn Jahren habe Banton „weder homophobe Songs gespielt noch sich entsprechend geäußert“.

Das Summerjam habe sich zudem für das Festival in diesem Jahr vertraglich zusichern lassen, dass der Interpret während seines Auftritts keinen Hass auf Homosexuelle verbreite, zitiert „Queer.de“ die Veranstalter. Abgesehen von dieser Stellungnahme hat sich das Summerjam bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert.

Der KLuST gibt sich mit dieser Stellungnahme jedoch nicht zufrieden und bezeichnet insbesondere die vertraglichen Zusicherungen auf Facebook als „Offenbarungseid und peinlich hoch 10“.

Banton saß zuletzt mehrere Jahre wegen Drogendelikten und illegalen Waffenbesitzesin den USA im Gefängnis. Bereits 2004 gab es Proteste gegen Konzerte des Künstlers in Deutschland, daraufhin wurden mehrere von ihnen abgesagt.

(hebu)
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