Kreis Kleve Weniger schwangere Mädchen

Kreis Kleve · Die AWO-Beratungsstelle für Schwangerschaft und Familienplanung im Kreis Kleve hat 2011 insgesamt 424 Fälle gezählt. Die Anzahl der minderjährigen Schwangeren ging zurück, die Präventionsarbeit soll erweitert werden.

 Die Leiterin der Beratungsstelle, Nicole Saat, mit ihren beiden Mitarbeiterinnen Andrea Twele und Milena Wehren (von links). Zum Team gehört auch noch Sozialarbeiter Michael Schlüter.

Die Leiterin der Beratungsstelle, Nicole Saat, mit ihren beiden Mitarbeiterinnen Andrea Twele und Milena Wehren (von links). Zum Team gehört auch noch Sozialarbeiter Michael Schlüter.

Foto: Gottfried Evers

Vor eineinhalb Jahren hat die AWO ihre Beratungsstelle für Schwangerschaft und Familienplanung in die Niederlassung nach Kleve geholt. "Fast täglich zeigt sich, dass es eine gute Entscheidung war", sagt Geschäftsführer Viktor Kämmerer. Im Bereich der Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung hat es dort im vergangenen Jahr 424 Beratungsfälle gegeben, darunter 231 Frauen, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdachten. Beide Zahlen sind niedriger als die der vergangenen Jahre.

Dabei seien die Motive für eine Beratung andere, als man vielleicht denken würde, erzählt Nicole Saat, Leiterin der Beratungsstelle. "Die häufigsten Fälle bei uns waren Frauen, die sich für eine Schwangerschaft zu alt fühlten", sagt sie.

Weitere oft genannte Gründe seien die körperliche und psychische Verfassung sowie die eigene finanzielle Lage gewesen. "Die Probleme werden gerade im Zusammenhang mit der finanziellen Situation immer komplexer und die Beratungen zeitaufwendiger", so Saat. Dabei würden auch immer mehr Frauen gezielt nach Therapien fragen.

Die Zahl der schwangeren Minderjährigen ist zurückgegangen. 22 verzeichnete Fälle gab es im vergangenen Jahr, 16 davon ungewollt — ein Tiefstwert seit Bestehen der Beratungsstelle. Noch im Jahre 2009 hatte es mehr als doppelt so viele schwangere Mädchen gegeben. Gründe für die ungewollten Schwangerschaften seien häufig der falsche Umgang mit Verhütungsmitteln oder Unwissen über den eigenen Körper.

Dass die Zahlen der ungewollten Schwangerschaften zurückgehen, erklärt man sich auch durch die gute Präventionsarbeit, die zusätzlich zu der normalen Beratung angeboten wird. "Gerade an Schulen sind wir sehr aktiv", erzählt Sozialpädagogin Milena Wehren. "Bei den Projekten werden Themen wie Aids-Prävention oder Hygiene spielerisch behandelt", erläutert Wehren weiter. Schüler haben dort auch die Möglichkeit, ihre Fragen auf Zettel zu schreiben und so komplett anonym zu stellen. Besonders an Hauptschulen werde das Angebot sehr gerne angenommen.

Zusätzlich möchte sich Wehren in diesem Jahr auch an Jugendeinrichtungen wenden, dort ihre Arbeit vorstellen und Präventionsprojekte, zum Beispiel mit Mädchengruppen, einrichten.

Auch in den Berufskollegs Geldern und Kleve bietet man Schulungen für Erzieher zum Thema Sexualerziehung an. Schon im Kindergartenalter sollen die Kinder durch ihre Erzieher an das Thema herangeführt werden. "Nur wer seinen Körper benennen kann, der kann auch nein sagen, wenn ihm sich jemand gegen seinen Willen nähert", erklärt Leiterin Nicole Saat.

Eine besondere Premiere in diesem Jahr ist die Zusammenarbeit mit dem Integrationsnetz Altenburg Winterberg. Dort will man mit geistig und körperlich behinderten Menschen gezielt Fragen rund um die Aufklärung behandeln.

(lukra)
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