Clever Ruder Club Im Ruderboot um den Äquator

Der Clever Ruder Club hat zwei große Talente in seinen Reihen. Ihr größtes Ziel ist es, den eigenen Trainer zu besiegen und den Äquator-Preis zu gewinnen. Die haarsträubende Wasserqualität der Spoy aber macht ihnen zu schaffen.

 Der Nachwuchs des Clever Ruder Clubs (v.l.): Sophie Nietsch, Lukas Angenent und Merlin Schallach.

Der Nachwuchs des Clever Ruder Clubs (v.l.): Sophie Nietsch, Lukas Angenent und Merlin Schallach.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Gymnasiasten Lukas Angenent und Merlin Schallach, beide 15 Jahre alt, verbindet eine große Leidenschaft: Das Rudern. „Unsere Mitschüler können mit unserer Sportart wenig anfangen. Aber wir lieben unseren Sport“, sagt Merlin Schallach, Schüler der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve. Er und sein Trainingspartner sind zwei der 60 Mitglieder im Clever Ruderverein an der Briener Schleuse. Mehrmals in der Woche trainieren sie auf den umliegenden Gewässern, oder anders gesagt: Immer dann, wenn es die schulische Einspannung zulässt, weshalb Merlin sagt: „Wir betreiben Leistungssport.“ Feste Trainingstermine sind der Dienstagabend, an dem im Rahmen des Hochschulsports mit Studenten gerudert wird, sowie der Sonntagmorgen.

Leistungssport – damit stechen sie beim CRC hervor. Schließlich legt der Verein den Fokus seit jeher auf den Breitensport, das so genannte Wanderrudern. Daran, dass sie ambitionierte Sportler sind, aber bestehen beim Blick auf ihr Regatta-Programm keine Zweifel. In diesem Jahr waren sie in Weeribben bei der 57-Kilometer-Regatta und der 35 Km-Wanderfahrt dabei. Dazu kommt die Nord-Holland-Tocht rund um Alkmaar mit 67 Kilometern. Weitere Höhepunkte dieser Saison werden der Oste-Marathon mit 86 Kilometern und die Regatta in Lüttich sein, bei der ebenfalls 35 Kilometer zurückgelegt werden müssen.

Um den Rheinmarathon Anfang Oktober zu schaffen, müssen 42 Kilometer bezwungen werden. „Die spannendste Herausforderung aber war der Elfstedenrudermarathon in den Niederlanden“, sagt Merlin. Dabei schafften die Nachwuchs-Talente mit ihren Kollegen über Pfingsten im Rotationssystem insgesamt 210 Kilometer: Während immer drei Sportler im Boot saßen, folgten die fünf Mitruderer mit dem Fahrzeug. Leistungssport bedeutet in einem Wanderruderverein eben nicht Schnelligkeit, sondern Ausdauer. Dafür können sie im CRC auch eine ganz besondere Auszeichnung erhalten. Der Jugendkilometerpreis wird an jenen Jugendlichen vergeben, der innerhalb eines Jahres die meisten Kilometer gerudert hat. In den Jahren 2015 und 2016 war das Hannah Düppers mit 3192 und 2755 Kilometern. Im vergangenen Jahr aber setzte sich Merlin durch; 1495 Kilometer standen bei ihm zu Buche. „Merlin und Lukas bringen viel Talent mit. Das war schon bei den ersten Einheiten zu sehen. Beim Rudern aber ist insbesondere der Fleiß und die Fähigkeit, den inneren Schweinehund zu besiegen, wichtig. An diesem Willen werden beide noch arbeiten müssen“, sagt Trainer Stefan Verhoeven.

Das größte Ziel der sportlichen Laufbahn von Lukas und Merlin aber ist noch ambitionierter. „Wir wollen den Äquatorpreis gewinnen“, sagt Lukas. Den Preis erhalten Rudersportler, die in ihrer Laufbahn 40.000 Kilometer zurückgelegt haben. „Damit wären wir einmal um die ganze Welt gerudert. Das wäre ein großer Traum“, sagt Merlin, der auch schon einen klaren Zeitplan hat.

2027 will er mit zarten 24 Jahren den Preis in Händen halten, dann wäre er der jüngste Sieger und würde seinen Trainer Stefan Verhoeven ablösen. „Noch ist mein Trainingspensum größer als bei den Jungs. Ich bleibe also im Vorteil. Schließlich muss ihre Technik noch effektiver werden“, sagt Verhoeven, den seine Schützlinge als „akribischen Trainer, dessen Ratschläge immer fruchten“ beschreiben. Regelmäßig werde die Technik der Jungs von einer Go-Pro-Kamera aufgenommen, damit sie hinterher analysiert und optimiert werden kann. Auf Vieles muss geachtet werden: Wie hält man sein Ruder? Wie nah am Boot sticht man mit dem „Skull“ ins Wasser? Wie setzt man optimal die gesamte Körpermuskulatur ein? Welchen Rhythmus gibt der Vordermann vor? Zumindest die letzte Herausforderung ist im Einer-Boot nicht vorhanden, weshalb Lukas und Merlin dieses auch bevorzugen.

Leistung aber müssen die Jugendlichen nicht nur auf dem Wasser zeigen. Die Freunde sind Mitglieder im Jugendvorstand des CRC, der neue Mitglieder einführt, weitere Sportler anwirbt sowie Film- und Spielabende organisiert. „Es ist in unserem Sport ganz gewöhnlich, dass man bereits im frühen Alter Verantwortung übernimmt. Der CRC bietet uns alle Möglichkeiten – da wollen wir etwas zurückgeben“, erklärt Lukas.

Doch die Jungspunde plagen auch Sorgen: „Bei der Wasserqualität auf der Spoy und im Kermisdahl ist das Fahren ohne Partner kaum möglich. Da würden wir uns von der Stadt noch mehr Engagement wünschen“, sagt Merlin. Die Einer-Boote sind nämlich genauso wie Sportboote sehr dünn, was die Fahrt durch einen Algenteppich insbesondere nun im Sommer schier unmöglich macht. „Das schreckt viele Leute auch von unserem Sport ab, da die Vorstellung, in die Algen zu fallen, wenig anziehend ist“, so Merlin. Das dritte heimische Revier, der Altrhein, können die Sportler zudem kaum erreichen. Die Schleuse außer Betrieb, sodass die Boote getragen oder zum Gewässer gefahren werden müssten. Die Freude an ihrem Sport aber lassen sich die Wasserfreunde nicht nehmen. „Ob die Sonne scheint oder Regenschauer uns nass machen, ist egal. So lange es nicht gewittert, ist alles in Ordnung“, sagen sie.

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