Blumenfest Fachsimpeln zwischen Moylands Hortensien

Von ANJA SETTNIK · Zwei Jahre nach Beginn der Pflanzungen für den Schlosspark fand jetzt das erste Moyländer Hortensienfest statt. Großer Besucherzulauf.

 Einige Familien kauften sich Hortensien auch für den eigenen Garten.

Einige Familien kauften sich Hortensien auch für den eigenen Garten.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Nach Amerika oder Asien muss schon lange niemand mehr reisen, um prächtige Hortensien zu bestaunen. Meist genügt schon ein Blick in den eigenen Garten, denn die Prachtgewächse zeigen sich schon gegenüber dem Hobbygärtner ausgesprochen „dankbar“. Doch die Blütenfülle, das Gleichmaß in Wuchs und Blatt und vor allem die Vielfalt der Farben und Formen – die bekommt wohl kein Laie in diesem Umfang hin.  Deshalb war die Einladung zum Moyländer Hortensienfest, zu dem nicht einmal Eintritt erhoben wurde, eine Sache, die auf riesige Resonanz stieß. „Schon am Samstag standen 150 Menschen zu Kassenbeginn Schlange – das haben wir selten“, freute sich Johannes Look von der Stiftung Schloss Moyland. Und die Leute kamen nicht nur mit großen Augen, viele fotografierten auch, außerdem wurden kleinere Exemplare gerne mit nach Hause genommen. Die Gärtner der Region hatten reichlich Vorrat mitgebracht.

Karl-Heinz Rethagen aus Dortmund ist einer von denen, die von der Sorte „Sweet Summer“ ganz begeistert sind. Sogar ein Stativ hat der Rentner mitgebracht, um seine Kamera in die richtige Position zu bringen. Seine Frau Erika erklärt, woher das Interesse stammt: „Wir hatten früher einen Blumenladen, und als wir ihn aufgaben, behielt ich alle Pflanzen, die noch übrig waren. Jetzt haben wir sie im Garten und genießen den Anblick.“  Andere Hobbygärtner und -fotografen experimentieren mit dem richtigen Winkel, um neben den prächtigen Blumen noch möglichst viel Schloss aufs Bild zu bekommen. 

Schon vor dem Kassenhäuschen geht es los mit Staunen, Vergleichen und Fachsimpeln. Kaum jemand, der nicht etwas über die eigenen Exemplare im Kübel auf der Terrasse oder im Beet zu erzählen hat. Sorten wie „Florentine Blue“, „Magic Ametyst“ oder „Darts Little Dot“ entfachten den Ehrgeiz. Viele Sorten sind in den Gartencentern im Umlauf. Die übrigens je nach Standort und Behandlung ziemlich unterschiedlich aussehen können. Weil die Optik einer Hortensie nicht zuletzt von den Nährstoffen und dem pH-Wert im Boden abhängt.

Andreas Pellens ist einer, der darüber umfassend referieren kann. Der Gärtner aus Geldern hat die Hortensie „Schloss Moyland“ (die am Sonntag „getauft“ wurde) und viele andere gezüchtet und zeigte eine breite Auswahl seines Sortiments beim Fest. Gerne gab er Teile seines Wissens preis, zum Beispiel, was es mit dem Aluminiumsulfat auf sich hat. „Das senkt den pH-Wert im Boden, und wenn Sie davon zwei bis drei Esslöffel zur  Pflanze geben, wird die Blüte blau. Oder, falls die Hortensie zunächst rötlich war, lila.“

Etwas Volldünger und richtig viel Wasser, dann klappt es mit der Pracht, ist er überzeugt. Als eine Dame über die Woll-Schildlaus klagt, hat er auch gleich ein Rezept parat: mit Seifenlauge abwaschen, stark befallene Triebe zeitig abschneiden. „Und über den Restmüll, nicht über den Kompost entsorgen, sonst haben Sie die Läuse bald zurück im Garten.“  Wer mäkelt, die Gärtner hätten ja nur deshalb so tolle Pflanzen, weil sie jede Menge Chemie einsetzen, wird korrigiert: „Wir haben weitestgehend auf den Einsatz von Nützlingen umgestellt. Raubmilben und Schlupfwespen helfen gegen Trips, Rote Spinnen und Läuse. So sparen wir 80 Prozent der früher eingesetzten Pflanzenschutzmittel ein.“ Angesichts von „Curly Sparkle Hot Pink“ und ihren hunderten Freundinnen mag man über klebrige und krabbelnde Zerstörer gar nicht nachdenken. Fast jeder lässt sich lieber von der Harfenistin zum Träumen verleiten. Wer weiß, mit den richtigen Tipps: Vielleicht sieht der eigene Garten demnächst genauso wunderbar aus? Die Frau, die am Verkaufsstand dem Gatten von der langweiligen Ecke neben dem Wintergarten erzählt und die mickrigen alten Rosenstöcke eigentlich nicht mehr haben will – die wird wohl bald einige Hortensien ihr eigen nennen.

Und Silvia Hoymann, die eigentlich im Museumsshop arbeitet, aber gelernte Floristin ist, zeigt den Besuchern, was sich aus Hortensienblüten noch alles so kreieren lässt: Kränze, Gehänge, Trockensträuße. „Diesen Kranz zum Beispiel behalte ich bis Weihnachten. Die Blüten verändern im Laufe der Zeit immer wieder ihre Farben, dann sprühe ich etwas Silberglitzer auf, ranke Engelshaar drum herum, und schon ist ein elegantes Adventsgesteck fertig.“ Ohnehin blühen Hortensien lange; getrocknet sind sie auch noch im Winter schön.

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