Serie: Büro, Büro (4) Zufrieden im Zentrum

Kleve · In einer Serie stellen wir Arbeitszimmer aus dem Kleverland vor. Heute: Die Oase von Hausmeister Christoph Groenewald.

 Kleves Freiherr-vom-Stein-Gymnasium hat einen Hausmeister mit „Oase“: Christoph Groenewald, der meist gut gelaunt ist.

Kleves Freiherr-vom-Stein-Gymnasium hat einen Hausmeister mit „Oase“: Christoph Groenewald, der meist gut gelaunt ist.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Blick in den Raum von Christoph Groenewald (53) ist enttäuschend. Hier könnte ein Beamter im gehobenen Dienst der Kreisverwaltung arbeiten. Keine Schraube, kein Hammer, kein Dreck, alles sortiert. Der einzige Hinweis auf den Job von Groenewald ist eine blaue Werkzeugkiste, die vor dem Rollcontainer seines Schreibtisches steht. Der Mann ist Hausmeister an einer mehr als 200 Jahre alten Schule. Allein um die Spuren der Vergangenheit zu beseitigen, sollte er reichlich Arbeit haben. „Hab’ ich auch“, sagt Groenewald. In der Tat gibt es am Klever Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nicht wenige Stellen, wo die Fähigkeiten des 53-Jährigen gefragt sind. Der Altbau wird seinem Namen gerecht.

Gemeinhin haben Hausmeister eigentlich immer einen Grund zum Fluchen. Türklinke abgebrochen, Müll im Foyer, oder es ist schlecht geputzt worden. Wenn man Christoph Groenewald in seinem Büro sitzen sieht, scheint das nicht so. Er wirkt so ausgeglichen, als würde sein Puls die gewohnte Bahn nur selten verlassen. An seinem Job mag er, dass er nicht eintönig ist. Das zeigt sich in seinem Arbeitsraum. Unter dem Schreibtisch mit der gepflegten, weißen Arbeitsplatte stehen ein Computer, Tastatur darauf und mehrere Ablagekörbchen. Er brauche den Rechner für Heizung und Lüftung, denn: „Das wird alles von hier aus gesteuert. Dafür muss ich nicht mehr in den Keller.“ An der Wand hängt ein Sicherungskasten für alle Außensteckdosen, Küche, Gong. Das Thema „Hitzefrei“ lief einst ebenfalls über seinen Tisch. Bei Schulleiter Claus Hösen war er mit dafür verantwortlich, auf das Thermometer zu gucken, um auf zu viel Wärme hinzuweisen.

Für die persönliche Note des Büros sorgen ein paar Bilder. Sie zeigen ihn beim Skifahren und am Ballermann. Die Tochter im Hochzeitskleid, er im Porsche. Der Raum gefällt ihm. Er sei wenigstens nicht  schäbig. Der Boden trägt einen PVC-Belag. Groenewald kommentiert das mit den Worten einer erfahrenen Hausfrau: „Da siehst du nichts drauf.“ Der Grund, warum es in seiner „Oase“ so aussieht, befindet sich im Keller neben dem Kartenraum. Hier ist die Werkstatt untergebracht. Alles, was Dreck macht, wird dort erledigt.

Ab 6.30 Uhr ist er in der Schule, um 15.30 Uhr ist das Tagwerk vollbracht. Kurz nach Schulschluss kommt jedoch eine Reinigungskraft zu ihm ins Büro. Sie fragt, ob sie für eine Klasse zwei Stücke Kreide haben könne. Groenewald steht von seinem Schreibtisch auf und guckt die Frau an. In typischer Hausmeister-Manier antwortet er: „Was, zwei Stücke? Gibt‘s nicht! Wir müssen sparen. Da könnt‘ ja jeder kommen!“ Verändert seinen Gesichtsausdruck, fängt an zu grinsen und gibt der Frau die Kreide. So landet jeder, der das so wichtige Schreibutensil braucht, im Büro des Hausmeisters. Endstation Kreide.

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