Kleve-Materborn Lebenshilfe Materborn: Eklat am runden Tisch

Kleve-Materborn · Mit einem Eklat begann das Treffen von Gegnern und Befürwortern des umstrittenen Lebenshilfe-Neubaus in Materborn. Bürgermeister Brauer geriet in Rage: Initiative "Materborn wehrt sich" wollte Diskussionsteilnehmer ausschließen.

Die Initiative "Materborn wehrt sich" hatte in die Gaststätte "Treffpunkt" (ehemals Coenders) eingeladen, um am "runden Tisch" über den Bebauungsplan für den Ortskern und das auf dem Gelände der abgerissenen neuen Kirche geplante Gebäude der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung (die RP berichtete ausführlich) zu reden. Eingeladen waren der Landrat als Vorsitzender der Lebenshilfe, Kleves Bürgermeister Theo Brauer, die Fraktionen des Klever Stadtrats, der Heimatverein Materborn, Pfarrer Christoph Grosch, Nachbarn des Objekts und die Medien. Die Initiative wollte jedoch nur zwei Vertreter pro eingeladener Partei in den Saal lassen und beschwor damit einen handfesten Streit herauf.

Bürgermeister Brauer, der zu dem Treffen nicht nur Baudezernent Jürgen Rauer, sondern auch Fachbereichsleiter Dirk Posdena und Rechtsdirektor Wolfgang Goffin mitgebracht hatte, geriet in Rage, wehrte sich dagegen, dass ein Teil der Anwesenden ausgeschlossen werden solle.

Eva-Maria Delbeck, die das Treffen moderierte, schlug vor, dass alle Gäste als Zuschauer Platz nehmen dürfen, jedoch kein Rederecht bekommen sollten. Daraufhin verließen die meisten Gäste, darunter auch das Ehepaar Röhrhoff, das gegen den Bebauungsplan geklagt hatte, den Saal, und das Treffen begann - wenn auch unter keinem guten Stern.

Vielleicht war es dem unglücklichen Auftakt geschuldet, dass trotz aller Bemühungen der Moderatorin auch nach zwei Stunden Diskussion kein handfestes Ergebnis zustande kam. Zu unversöhnlich stehen sich nach wie vor Gegner und Befürworter des Projekts beziehungsweise des Bebauungplans gegenüber. Auch der runde Tisch brachte keine neuen Aspekte in dem Streit hervor. Die Argumentation der Initiative lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der geplante Lebenshilfe-Bau ist mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss und in seiner Ausdehnung zu groß, um sich harmonisch in den Ortskern einzufügen; der Bebauungsplan muss eine Kleinteiligkeit (was auch immer das heißt) vorsehen. Und die Gegenseite sieht das nicht so.

Wie geht es weiter? Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte jüngst den Bebauungsplan aufgehoben, weil er an einem Formfehler kranke, der nach Ansicht des Gerichts aber behebbar ist. Jetzt muss der Bebauungsplan wieder offengelegt werden. Jeder Interessierte kann in diesem Rahmen erneut seine Bedenken und Einwände vorbringen. Dann entscheidet der Klever Stadtrat.

Nimmt man das jetzige Treffen, an dem sich Vertreter aller Ratsfraktionen beteiligt hatten, als Omen, wird es wohl schwer werden für die Gegner der Bebauungsplans. Denn Verständnis für die Argumente der Initiative waren auf politischer und auf Verwaltungsseite fast ausnahmslos nicht zu hören. Nur Anne Fuchs von den Offenen Klever ergriff engagiert Partei für die Initiative: "Diesen 08/15-Karton der Lebenshilfe möchte ich meinen Kindern nicht zumuten."

(RP)
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