Kreis Kleve SPD erinnert an verfolgte Demokraten

Kreis Kleve · Im Rahmen des Programms "150 Jahre SPD" haben die Kreis Klever Sozialdemokraten an die Verfolgten der Nationalsozialisten erinnert. Bundestagsmitglied Barbara Hendricks fand vor der JVA Kleve bewegende Worte.

 Während der Rede von Barbara Hendricks halten die Sozialdemokraten die Namen hoch.

Während der Rede von Barbara Hendricks halten die Sozialdemokraten die Namen hoch.

Foto: Gottfried Evers

Paul Holla, Geldern. Gerhard Demmer, Aldekerk. Otto Schmidt, Kleve. Namen, die vielen Bewohnern des Kreises unbekannt sind — und doch Namen, die von einem der schwärzesten Kapitel in der Geschichte Deutschlands, auch des unteren Niederrheins erzählen. Namen von SPD-Mitgliedern, die für ihre Überzeugung leiden mussten. "Wir gedenken heute den sozialdemokratischen Opfern, die im Jahre 1933 und in den Jahren danach verfolgt, gequält und getötet wurden", sagte Bundestagsmitgliede Barbara Hendricks an dem symbolträchtigen Ort ihrer gestrigen Rede: der Justizvollzugsanstalt Kleve an der Krohnestraße.

In der JVA, damals ein Frauengefängnis, sind vor 80 Jahren schwerpunktartig Sozialdemokraten aus den Gebieten um Kleve und Geldern gebracht worden, um sie mittels "Schutzhaft" einzuschüchtern und mundtot zu machen. "Natürlich gedenken wir auch aller weiteren Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates und des Krieges", betonte Hendricks.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 markiere nur den schrecklichen Höhepunkt der Verfolgung von Sozialdemokraten. "In der langen Geschichte der Sozialdemokraten waren Verbot und Verfolgung immer wieder ein Wegbegleiter", sagte Hendricks. Das "Sozialistengesetz" von 1878 sei dafür nur als ein Beispiel zu nennen. "Wir ehren heute all die aufrechten Menschen, die für ihre Weltanschauung oder ihren Glauben mutig eintraten und das oft mit ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben bezahlten", so Hendricks.

Stellvertretend für diese Menschen hielten die Sozialdemokraten die Namen ihrer Genossen aus den Städten und Gemeinden des heutigen Kreises hoch. "Denn nur wer vergessen wird, ist wirklich tot", so Barbara Hendricks.

Die Akten über die sogenannten "Schutzhäftlinge" aus dem alten Landkreis Kleve sind dabei oftmals nicht auffindbar. Einige Zeugnisse aber gibt es: Die Schutzhaftkartei, die im Kreisarchiv Kleve aufgehoben wird, weist aus, dass in den Monaten Juni und Juli 1933 mehr als 60 Mitglieder der SPD aus den Ortsvereinen des alten Landkreises Geldern nach Kleve geschafft wurden.

Dr. Johann Stepkes, Bürgermeister der Stadt Kleve im Jahr 1933, wurde gezwungen, sein Amt aufzugeben. In einer Chronik der Ereignisse berichtet er auch vom Schicksal seiner Klever Genossen: "Die SPD-Leute Richard Fischer aus der Südstraße, Johann Schwinges aus der Materborner Alle und Wilhelm Verhoeven aus der Lindenalle wurden nach Durchsuchung ihrer Wohnung verhaftet und in Kellen, in der Wirtschaft ,Paris' vernommen und schwer misshandelt."

Die Sozialdemokraten im Kreis Kleve stünden zu ihrer Geschichte, betonte Barbara Hendricks abschließend. Bevor alle gemeinsam rote Nelken niederlegten, richtete Hendricks aber noch einmal den Blick auf die Gegenwart. "Heute stehen wir hier — wie seit 150 Jahren Sozialdemokratie — um ein Zeugnis für Demokratie, Freiheit und Recht abzulegen. Dass wir das heute in einem freien Land tun können, dass ist nicht zuletzt der Verdienst der Menschen, deren Namen wir heute hoch halten."

(lukra)
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