Kleve Lebenshilfe will zügig bauen

Kleve · Etwa 250 Materborner Bürger diskutierten emotional über die Baupläne der Lebenshilfe an der Dorfstraße. Wolfgang Spreen appellierte: "Wir müssen das Projekt jetzt zügig realisieren." Heimatverein sorgt sich um Maße.

 Die Ansicht soll die Lage des Projekts zur Dorfstraße zeigen. Rechts das Röhrhoff-Gelände.

Die Ansicht soll die Lage des Projekts zur Dorfstraße zeigen. Rechts das Röhrhoff-Gelände.

Foto: Architekt

Derzeit wird heiß diskutiert in Materborn. Passt das Bauvorhaben der Lebenshilfe an der Dorfstraße zum Ortsbild? Der Heimatverein hat sich wiederholt gegen die Ausmaße des Projekts ausgesprochen, auf der Kirmes 1159 Unterschriften gesammelt und einen Proteststand errichtet. In der Mehrzweckhalle wurde unter der Leitung des Technischen Beigeordneten Jürgen Rauer das erste Mal über das Projekt diskutiert.

 Links Hermann Emmers und Landrat Wolfgang Spreen (beide Lebenshilfe). Dritter von rechts: Bürgermeister Theo Brauer.

Links Hermann Emmers und Landrat Wolfgang Spreen (beide Lebenshilfe). Dritter von rechts: Bürgermeister Theo Brauer.

Foto: Gottfried Evers

Rauer kritisierte die Vorgehensweise des Heimatvereins. "Ich bin enttäuscht, dass die Unterschriftenaktion nach unseren Gesprächen so durchgeführt worden ist. Die Präsentation ist verfälschend und irritierend", so Rauer, der fortfuhr, dass er es für äußerst zweifelhaft halte, wenn die Meinung der Menschen "bei einem Heimatfest in einer Bierlaune abgefragt wird". Die Vorsitzende des Heimatvereins, Birgit Walterfang, wehrte sich gegen die Vorwürfe. Sie verwahre sich dagegen, dass alle 1159 Unterschriften aus einer Bierlaune heraus gegeben worden seien. "Wir bleiben dabei: Die Bauweise passt nicht in den Ortskern."

Landrat Wolfgang Spreen, der als Vorsitzender der Lebenshilfe anwesend war, appellierte an die Heimatfreunde, die Bewertung des Zwecks, den sie bisher ausgeklammert hatten, mit in ihre Klammer zu nehmen. "Wir müssen das Projekt jetzt zügig realisieren", sagte Spreen. Hermann Emmers, Geschäftsführer der Lebenshilfe, pflichtete ihm bei: "Die Wartelisten werden immer länger, wir dürfen nicht mehr lange zögern."

Die Architekten, Philipp von der Linde und Christoph Echelmeyer, stellten den neuen Bau vor. Dazu haben sie im Vorfeld nicht nur das Grundstück, sondern die komplette Besiedlung Materborns betrachtet. Es handle sich um ein "intaktes Wohngebiet mit klarer Struktur", bei der die Massigkeit der Gebäude im Bereich der Ortsmitte aber zunehme. Die Mehrzweckhalle, das Gebäude des Bundesgrenzschutzes und der Edeka-Markt liegen dort.

"Wir schaffen einen zentralen Treffpunkt, der sich zur Straße hin öffnet", führte von der Linde aus. Die Form des Baus sei die eines ungleichschenkligen "U"s mit einem Platz in der Mitte, der sowohl von den jetzigen als auch von den zukünftigen Bürgern genutzt werden solle. Der Blick auf den dahinter liegenden Grünzug bleibe gewahrt, weil das nach hinten liegende Gebäude nur eingeschossig ist. Am Proteststand im Materborner Ortskern ist eine Zeichnung des langjährigen Architekten Dieter Kratzenberg angebracht. Er hatte die vermeintlichen Ausmaße des Projekts in ein Foto der Baulücke gezeichnet. Architekt Philipp von der Linde: "Das hat mit der Realität absolut nichts zu tun." Kratzenberg blieb bei seiner Ansicht: "Das lasse ich mir nicht kaputtmachen."

Pastor Christoph Grosch zeigte sich grundsätzlich erfreut darüber, dass die Idee der Lebenshilfe, einen Wohnraum für Junge und Alte, Menschen mit und ohne Behinderung, nicht diskutiert werde. "Das ist ein Zweck und Nutzen, der auch uns als Kirche nur gefallen konnte", sagte Grosch, der Verständnis für die Bedenken zeigte. "Ich weiß, das ist ein Klotz, ein großes und wuchtiges Gebäude. Aber das braucht es, um seinen Zweck zu erfüllen. Und am wichtigsten sind die Menschen, die hier angesiedelt werden sollen."

(RP/rl)
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