Kleve Die Klever rücken enger zusammen

Kleve · Bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland ging es um das Thema "Kleves Stadtentwicklungskonzept". Wie städtisch oder wie dörflich ist die Schwanenstadt? City und Vororte sind im Wandel.

 Der geplante Großbau der Lebenshilfe (Mitte) an der Dorfstraße, im Ortskern Materborns. Die Heimatfreunde argumentieren, dass die Dreigeschossigkeit den dörflichen Charakter zerstört.

Der geplante Großbau der Lebenshilfe (Mitte) an der Dorfstraße, im Ortskern Materborns. Die Heimatfreunde argumentieren, dass die Dreigeschossigkeit den dörflichen Charakter zerstört.

Foto: Privat

Wie wird sich Kleve als Stadt mit seinen Dörfern entwickeln? Für Bürgermeister Theo Brauer lautet das Motto: "Dörfliche Strukturen erhalten, städtische Entwicklung zulassen". Die Bürger der Schwanenstadt müssen sich noch stärker den Studenten der Hochschule Rhein-Waal öffnen, ist Brauer überzeugt. "Die Studenten wollen nicht nur studieren, sondern auch leben. Für die Klever bedeutet das, dass sie toleranter werden müssen, beispielsweise, was die Lautstärkeentwicklung in Gaststätten angeht", betonte der Bürgermeister.

 Wolfgang Dahms, Josef Gietemann, Jürgen Rauer, Birgit Walterfang, Theo Brauer, Mina Rusch, Matthias Grass, Severin-Peter Seidel und Marc Cattelaens (von links) stellten sich für den Fotografen auf.

Wolfgang Dahms, Josef Gietemann, Jürgen Rauer, Birgit Walterfang, Theo Brauer, Mina Rusch, Matthias Grass, Severin-Peter Seidel und Marc Cattelaens (von links) stellten sich für den Fotografen auf.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Wolfgang Dahms, Vorsitzender des Kellener Heimat- und Kulturvereines Cellina, sieht das Vereinsleben in den Dörfern im Wandel. "Es ist schwierig, jemanden zu finden, der sich in den Vereinen engagiert", berichtete Dahms. Eine große Chance erblickt auch er in den Studenten. "Sie können unser Vereinsleben bereichern. Da sehe ich aber noch ein Bedarf an Offenheit gegenüber den Studenten", betonte Dahms.

Für Josef Gietemann, den Vorsitzenden des Heimatvereins Rindern Arenacum, kommt es darauf an, die Nahversorgung der Bevölkerung in den Dörfern zu sichern. "Wir brauche eine Bank beziehungsweise einen Geldautomaten, Ärzte, Apotheken und Lebensmittelläden in den Dörfern", sagte Gietemann. Für den Ortsteil Rindern forderte er: "Der Grüngürtel zwischen unserem Dorf und der Stadt muss erhalten bleiben. Wir brauchen eine behutsame Entwicklung."

Birgit Walterfang, Vorsitzende der Heimatfreunde Materborn, ist unzufrieden mit der Entwicklung, die Verwaltung und Politik für ihren Ortsteil vorgesehen haben. "Wir haben ein Problem: Wir möchten den dörflichen Charakter Materborns erhalten. Stattdessen bekommen wir jetzt eine dreigeschossige Bebauung im Ortskern", spielte Walterfang auf den vom Rat abgesegenenten Plan, an der Dorfstraße einen Großbau der Lebenshilfe zu errichten, an. "Wir sind nicht das Tor zu Kleve, sondern eigenständig, Die Genehmigung des Lebenshilfe-Baus ist einFreibrief für nachfolgende Bauherren", sagte Walterfang.

Widerspruch kam vom Bürgermeister: "Bei rund 11 000 Einwohner ist es schwierig, bei Kleves mit Abstand größten Ortsteil von einem Dorf zu sprechen." Viele Bausünden wie das Bundesgrenzschutz-Gebäude und die Wohnblocks entlang der Berliner Straße seien in der Vergangenheit genehmigt worden. "Dagegen ist der Lebenshilfe-Bau noch ein Blickfang", betont Brauer. Auch Kleves Technischer Beigeordnete Jürgen Rauer befand: "Materborn hat keine einheitliche dörfliche Struktur." Und er sprach Klartext: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass Materborn bei 11 000 Einwohnern keine Dreigeschossigkeit verträgt. In Kranenburg würde sich da keiner beschweren."

Mina Rusch AStA-Vorsitzende der Hochschule Rhein-Waal, hatte Positives zu berichten: "Beim kulturellen und gastronomischen Angebot tut sich etwas. Und es gibt ein wirklich tolles Sportangebot." Die Studenten fühlten sich in den Klever Lokalen willkommen, so die Vorsitzende des Studierendenausschusses. "Das Angebot ist ausbaufähig, aber die Gastronomen gehen sehr gut auf uns ein", sagte Rusch.

Brauer und Rauer betonten, dass die Priorität in der Stadtentwicklung auf der Schließung von Baulücken liege. Außenbereiche werden bis auf wenige Ausnahmen nicht ausgedehnt. Mit anderen Worten: Die Klever rücken zusammen.

(RP)
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