Interview Kämmerer Willibrord Haas Neue Verhandlungen mit der Bahn

Kleve · Die endlose Geschichte des Klever Bahndaches geht in die nächste Runde. Stadt sucht nach gutem Kompromiss.

 Kämmerer Willibrord Haas im Klever Ratssaal.

Kämmerer Willibrord Haas im Klever Ratssaal.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Das Bahndach über dem Klever Bahnsteig ist baufällig. Provisorisch hat die Deutsche Bahn die Balken, die das Dach tragen, abgestützt. Eigentlich müsste das Dach abgerissen werden. Doch die Bahn sperrt sich, den kostspieligen Abriss zu bezahlen. Kämmerer Willibrord Haas führt im Auftrag des Stadtrats  weitere Gespräche mit der Bahn.

Herr Haas, die Stadt hat mehrere Flächen von der Bahn erworben, um sich weiter entwickeln zu können.

Willibrord Haas Richtig. 2003 wurde die Fläche entlang der Gleise auf der Union Seite gekauft, 2009 folgten die Flächen auf der anderen Seite bis zum alten Bahn-Sportplatz. 2014 schließlich der Bereich unmittelbar am Bahnhof, und 2015 nochmals Flächen für neue Fahrradboxen. Nicht zu vergessen den Bereich der Draisine im Jahr 2008.

Warum wurden die Flächen angekauft?

Haas Wir sehen hier ein gutes Potenzial zur Entwicklung der Stadt, die wir mit dem Erwerb der Flächen bekommen und inzwischen auch genutzt haben. Da sind tolle Entwicklungen möglich, wir haben Flächen für Neubauten gegenüber der Union, wir haben den Zentralen Busbahnhof und den neuen Bahnhofsvorplatz entwickeln können. Wir haben davon also auch erheblichen Nutzen, nicht nur den Streit um das marode Dach.

Wo liegt da der Streitpunkt?

Haas Streitig ist, in welcher Verantwortung die Stadt Kleve wegen des alten Daches zur Bahn steht. Wir haben seit einem Jahr Gespräche mit den Verantwortlichen  der Bahn und privaten Eigentümern über Eckpunkte geführt. Leider wurde im Ergebnis keine Einigung erzielt.

Wo liegen denn die Probleme - eigentlich sollte der Abriss ja nicht so schwer sein?

Haas Mit dem Abriss ist es ja nicht getan. Bis jetzt stehen Schätzkosten von 250.000 Euro im Raum, das könnten mit der Teuerungsrate inzwischen 300.000 Euro sein.

Das ist eine gewaltige Summe, um ein Dach abzureißen...

Haas Es ist nicht der Abriss das Problem. Es muss, wenn das Dach weg ist, der komplette Bahnsteig neu gepflastert werden, weil das Wasser nicht ins Gleisbett entwässert werden darf. Also: alles aufheben und neu legen. Darunter liegen Signal- und andere Leitungen.  Auch dafür muss ein Ingenieurbüro beauftragt werden. Die Arbeiten dürfen nur unter den besonderen Richtlinien der Bahn durchgeführt...

Aber das ist doch das Problem der Bahn?

Haas Das sieht die Bahn anders - bis jetzt haben wir leider kein vertretbares Ergebnis.

Gibt es Bedingungen, die an den  Verkauf der Flächen geknüpft waren?

Haas Wir haben damals von der Bahn die Flächen unter der Bedingung gekauft, dass  wir das Areal um den Bahnhof aufwerten. Das hat die Stadt gemacht: Wir haben den zentralen Busbahnhof mit Zuschüssen gebaut, wir haben Fahrradboxen aufgestellt, die Arbeiten am Bahnhofsvorplatz haben begonnen. Das ist schon eine ganzheitliche Aufwertung des Areals.

Also hat die Stadt alles umgesetzt?

Haas Aus unserer Sicht haben wir die Verpflichtungen erfüllt, auch die andere Seite entlang der Bahnstrecke  wird derzeit ja entwickelt. Dennoch sollten wir der Bahn ein Angebot machen, in welcher Form wir uns als Stadt einbringen könnte. Denn auch die Stadt hat ja einen Vorteil davon, dass sie die Flächen gekauft hat. Die Politik muss entscheiden, was ihr dieser Vorteil wert ist. Denn wir brauchen eine Lösung – möglichst einvernehmlich oder sonst eben streitig. Der erste einvernehmliche Versuch ist gescheitert, jetzt steht der zweite Versuch an.

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