Kleve Die Sternberg-Freunde schlagen Alarm

Kleve · Der Sternberg im Klever Reichswald ist mit 86 Metern über dem Meeresspiegel ein Höhepunkt der Stadt. Seit elf Jahren kümmern sich die Heimatfreunde Materborn um die Instandhaltung. Doch den Freiwilligen fehlt der Nachwuchs.

 Die Heimatfreunde aus Materborn haben den Sternberg im Reichswald vor elf Jahren wieder erreichbar gemacht.

Die Heimatfreunde aus Materborn haben den Sternberg im Reichswald vor elf Jahren wieder erreichbar gemacht.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Dieser Hügel thront über dem Reichswald wie die Schwanenburg über die Stadt Kleve: der Sternberg. Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen ließ die natürliche Erhebung im 17. Jahrhundert aufschütten und versah sie mit zehn Schneisen, sternförmig vom Hügel weg.  Von dort konnte der Statthalter seinen Blick schweifen lassen – und der geht bei gutem Wetter bis Elten, Nimwegen oder Rees. Doch die Sichtachsen gerieten im Laufe der Jahrhunderte zunehmend in Vergessenheit: Bäume versperrten die Blickachsen, Brombeersträucher schossen in die Höhe, auf den Wegen machte sich Morast breit. Vor elf Jahren aber trat der Heimatverein Materborn an, um den Sternberg instand zusetzen und seine Achsen wiederherzustellen. Mit Erfolg: Der Sternberg wurde in den vergangenen Jahren wieder zur Anlaufstelle und zum Aussichtspunkt für Spaziergänger und Touristen.

Nun lud der Vereinsvorsitzende Rolf Wagener zu einem Pressetermin auf dem Sternberg ein und blickte auf das Engagement der vergangenen Jahre zurück. „Wir haben hier oben viel Arbeit verrichtet. Als Graswurzelbewegung ist man häufig effektiver als die Politik. Noch immer hat man das Gefühl, weit weg von der lauten Stadt zu sein, wenn man hier in die Ferne schaut“, sagte Wagener. Vor vielen Jahren hätte sich der zehnköpfige Aktionskreis „Sternberg“ des Heimatvereins einen Freischneider gekauft, um das Buschwerk und die Bäume zu entfernen. Unterstützt worden sei der Verein dabei von Förster Joachim Böhmer und vom Forstamt Niederrhein, erklärte Wagener. Das Resultat: An zwei Stellen kann sich das Ergebnis besonders sehen lassen. Der Blick auf die Schwanenburg sowie auf den Eltener Berg ist beeindruckend. Die übrigen acht Schneisen, jeweils etwa zehn Meter breit, enden jedoch nach einigen Hundert Metern. Freie Sicht gibt es durch diese Schneisen nicht. „Optimisten haben sogar davon geträumt, weitere Sichtachsen einzurichten. Das war aber leider nicht möglich, schließlich genießt der Baum- und Waldschutz heute oberste Priorität“, sagte Wagener. Dennoch habe man zuletzt immer weiter an dem Aussichtspunkt gefeilt, den Weg befestigt, eine Infotafel und ein kupfernes Kunstwerk aufgestellt. Da jene Schneise, die vom Kupfernen Knopf zum Sternberg führt, mit einer wassergebundenen Decke überzogen wurde, sei der Berg nun sogar für Rollstuhlfahrer erreichbar. „Ich bin über das Engagement der Heimatfreunde sehr froh. Früher war der Berg vermüllt und verwildert. Wenn Menschen, die ihre Heimat lieben, sich so einsetzen, ist das Ergebnis ohnehin meistens klasse“, sagte Förster Böhmer. Er machte den anwesenden Heimatfreunden das Versprechen, dass der Sternberg in seinem aktuellen Zustand erhalten bleiben könne. Weitere Maßnahmen, die etwa den Beschnitt anliegender Bäume beinhalten könnten, würde er allerdings nicht goutieren. Das sei vom Verein auch nicht mehr gewollt, dieser fokussiere sich auf die Befreiung der bestehenden Schneisen von Gestrüpp und nachwachsenden Ästen, legte Wagener dar. Die betagte Gruppe des Heimatvereins nannte Böhmer scherzhaft „Seniors for Future“. Darin aber liegt auch ein zentrales Problem, auf das Wagener aufmerksam machen will: „Früher hatte ich noch einige junge Kerls, die mit angepackt haben. Doch meine Herren werden älter. Daher muss ich ganz klar sagen: Wir schaffen das nicht noch weitere zehn Jahre. Wir brauchen dringend frisches Blut.“ Daher richtete der Pensionär auch einen Appell an den stellvertretenden Bürgermeister  der Bündnisgrünen, Klaus-Werner Hütz, der vor Ort war. „Vielleicht kann auch die Stadt künftig ihren Beitrag dazu leisten, dass der Sternberg in seiner Schönheit erhalten bleibt“, sagte Wagener.

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