Verborgene Orte Der ehemalige Kraftwerk-Kontrollraum

Kleve · Er war das Herzstück des schnellen Brüters in Kalkar: der Kontrollraum. Er war voll funktionstüchtig, doch das Kraftwerk ging nie ans Netz - das "Wunderland Kalkar" entstand. Nun finden im Kontrollzentrum Tagungen für Gäste statt.

 Panorama des Kontrollraums im Wunderland heute: Hier werden unter anderem auch Tagungen für Gäste angeboten.

Panorama des Kontrollraums im Wunderland heute: Hier werden unter anderem auch Tagungen für Gäste angeboten.

Foto: Gottfried Evers

Die Knöpfe, Schalter und Hebel sind verschwunden. Trotzdem ist noch deutlich zu erkennen, was dieser Raum einmal darstellen sollte: die Schaltzentrale eines Kernkraftwerks. Nun liegt Teppichboden, mitten im Zimmer wurden Tische und Stühle mit Polsterüberzug aufgestellt - statt Kraftwerker sitzen dort nun Tagungsgäste. Aus dem einstigen Herzstück des schnellen Brüters ist ein Seminarraum geworden, im Wunderland Kalkar.

 So sah der ehemalige Kontrollraum im nie ans Netz gegangenen "Schnellen Brüter" im Jahr 1995 aus.

So sah der ehemalige Kontrollraum im nie ans Netz gegangenen "Schnellen Brüter" im Jahr 1995 aus.

Foto: privat

"Wir haben versucht, möglichst viel von dem ursprünglichen Zustand zu erhalten, der Charakter sollte nicht verloren gehen", sagt Carolin Semelka, Sprecherin vom Wunderland Kalkar.

Bis zu 300 Gäste finden nach eigenen Angaben im "Kontrollraum" Platz. Er ist einer von 20 Tagungszimmern im Wunderland - sie alle tragen Namen von deutschen Kernkraftwerk-Standorten, heißen Biblis, Krümmel oder Stade.

"Der Kontrollraum war voll funktionstüchtig, es lief mehrere Jahre ein Probebetrieb - ans Netz ging das Kraftwerk bekanntlich ja gar nicht", sagt Han Groot Obbink, der General Manager des Wunderlands in Kalkar.

Damals, als das Kraftwerk im Jahr 1995 von dem Niederländer Hennie van der Most übernommen wurde, standen in der Mitte des Raums große Pulte mit Bedienelementen und wuchtigen Monitoren. Alte, verblichene Fotos an der Wand des "Kontrollraums" zeigen, wie es in dem Zimmer ursprünglich ausgehen hat. "Wir haben dann die Pulte rausgenommen sowie die Außenwand mit Fenstern versehen - die gab es vorher nicht", berichtet Groot Obbink. Wer ist aus dem Tagungszimmer schaut, blickt auf die Rückseite des alten Reaktorgebäudes sowie des ehemaligen Maschinenhauses.

Übrig blieb im Raum die graue Kontrollwand, zusammengesetzt aus kleinen Kacheln - ähnlich einem Mosaik. Zu sehen sind alte Messgeräte und das Leitungsnetz des Kraftwerks, außerdem gibt es alte Kontroll- und Fehlerleuchten. Dort gibt es "Gebläse Ausfall", "Notkühlwasserpumpe" oder "Kühler Störung" zu lesen.

Außerdem wurden damals alte Röhrenfernseher von Grundig in die Wände eingelassen - sie sind heute nicht mehr angeschlossen. "Das hat noch richtigen 70er-Jahre-Charme", findet Groot Obbink. Aber auch: "Wenn man den Raum heute sieht, ist es vielleicht gut, dass der Brüter nie ans Netz gegangen ist. Mit der Technik moderner Kraftwerke ist das sicher nicht vergleichbar."

Eigentlich plante der Wunderland-Chef ursprünglich, zu Beginn jeder Tagung, wenn die Gäste erstmals den Raum betreten, eine industrielle Atmosphäre zu erzeugen. "Ich wollte die Fernseher wieder anschließen und alte Aufnahmen von damals zeigen. Dazu sollte Musik laufen", so Groot Obbink. Doch davon nahm er schnell wieder Abstand: "Es war am Ende zu unheimlich."

Rund 500 000 Gäste kämen jedes Jahr ins Wunderland, die meisten aus Deutschland und den Niederlanden. Sie besuchen die Fahrgeschäfte in "Kernie's Familienpark", feiern Partys auf der Kneipenstraße mit Schlagersängern wie Olaf Henning und Mickie Krause oder übernachten in einem der sechs Wunderland-Hotels.

Zudem gibt es für verschiedene Großereignisse vier Messe- und Eventhallen auf dem Gelände.

(csc)
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