Bedburg-Hau-Moyland Als die Venus an der Sonne vorbeizog

Bedburg-Hau-Moyland · Zur Ausstellung Katharina Sieverding "Weltlinie 1968-2013" im Museum Schloss Moyland hat die Künstlerin für die Stiftung eine Edition mit einer großen blauen Sonne geschaffen. Auch der Katalog versteht sich als Künstlerbuch.

 Museumsdirektorin Bettina Paust mit der Sieverding-Auflage.

Museumsdirektorin Bettina Paust mit der Sieverding-Auflage.

Foto: kds

Blau ist die Sonne. Blau wie die Erde hängt sie plastisch, wie rotierend, sich verändernd im Mittelpunkt der großen Ausstellung von Katharina Sieverding im Museum Schloss Moyland. Eine faszinierende Arbeit aus kräftigen, leuchtenden, teils auch tiefdunklen oder fluoreszierenden Blautönen, die wie plastisch mitten im Raum zu stehen scheint. "Weltlinie 1968 bis 2013" heißt die Schau in der großen Moyländer Ausstellungshalle, "Die Sonne um Mitternacht schauen" titelt die zentrale blaue Projektion im Mittelteil der Halle. Dazu hat Sieverding für Moyland eine Edition herausgegeben – so dass jeder ein Stück dieser beeindruckend blauen Sonne mitnehmen kann.

"Für dieses Werk greift Sieverding Bilder der wissenschaftlichen Fotografie auf und inszeniert mit ihnen ein ins Sakrale gesteigertes Bild unseres Zentralgestirns", sagt Dr. Alexander Grönert, der die Ausstellung kuratiert hat. In der Ausstellung ist die Sonne Teil der Installation, in der sich alle Teile gegenseitig bedingen und in der gewaltigen Filmprojektion "Die Sonne um Mitternacht schauen" zusammenlaufen.

In der Edition nun steht die Sonne in Irdenfarben alleine, zentral, als Bild, nicht wie in der Ausstellung als Projektion. Aber auch der Archiv-Print von Einzelbildern der Projektion scheint zu fluoreszieren, zu leuchten, hellblaue Eruptionen aus dunkelblauer Tiefe zu schleudern. Es ist, als betrachte man die Sonne durch die Erde – den gelben Stern durch den blauen Planeten, wie Klaus Biesenbach im Katalog zur Ausstellung schreibt. Diese Sonderedition ist dreiteilig, zeigt nicht nur die blaue Sonne, sondern auch den Vorbeizug der Venus an der Sonne, die den Blättern den Titel gibt: "Venus Transit I-III, 6.6.2012". Die Bilder, die der Förderverein anbietet kosten als einzelnes Blatt 650 Euro, der Vorzugspreis für Mitglieder beträgt 585 Euro, jeweils mit signiertem Katalog. Die Auflage beträgt 25 Stück, ist handsigniert und nummeriert. Derzeit erhältlich sind die Nummern 20-25. Das Format beträgt 53 x 53 cm. "Gegen einen Aufpreis von 72 Euro je Blatt können wir die Edition gerahmt anbieten", sagt Susanne Hoeveler vom Förderverein (Info: Tel. 0 28 24 9510-68).

Der Katalog verstehe sich in erster Linie als Künstlerbuch und sei entsprechend von Sieverding gestaltet, betont Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust. Tatsächlich versucht der Band, den den Betrachter umschließenden Raumeindruck der zentralen Installation mit der blauen Sonne zu fassen, festzuhalten. Es ist eben keine Auflistung der einzelnen Werke, sondern eher auf Papier gedruckte Installation. Wie in der Halle der Blick immer wieder magisch von der Sonnenprojektion angezogen wird, unterbrechen Abfolgen der Sonnenbilder die Bilder – wie die Doppelseite mit dem Foto eines B-29-Superfortress-Bombers (aus dem Rumpf eines solchen Flugzeuges wurde die Atombombe über Hiroshima abgeworfen), wie Eruptionen in Feuerrot oder wie grafische schwarz-weiß Figurationen. Schnell durchgeblättert sind die blauen Sonnenbilder so dominant, dass das Buch wie ein Daumenkino wirkt. Lässt man sich darauf ein, hat man so ein bisschen von der Bildgewalt der Installation konserviert.

Der Künstlerbuch-Katalog "Katharina Sieverding: Weltlinie 1968–2013" kostet 29 Euro, signiert 39, ist 300 Seiten stark und beim Verlag für Moderne Kunst erschienen.

(RP)
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