Schülerkunst zu Beuys Zuckerwatte für den Herrn Beuys

Kleve · Schüler der JBG-Kleve stellen ihre Kunst aus der Corona-Zeit im ehemaligen Café Lust aus. 1200 Werke – beeindruckende Erzeugnisse, die zeigen, wie es den Schülern zuhause ergeht.

 Schüler der Joseph-Beuys-Gesamtschule stellen Werke im Klever Café Lust aus.  
  RP-Foto: MVO

Schüler der Joseph-Beuys-Gesamtschule stellen Werke im Klever Café Lust aus.  RP-Foto: MVO

Foto: Markus van Offern (mvo)

„Ausstellung einer mit Heftpflaster zusammengezogenen Wunde. Und Zuckerwatte“, titelt die neue Ausstellung im Ex-Café Lust in der Klever Unterstadt. Zu sehen sind Ergebnisse aus dem digitalen Kunstunterricht der Schüler aller Klassenstufen der Joseph-Beuys-Gesamtschule (JBG) Kleve, erstellt seit Beginn diesen Jahres; großformatige Tagebücher, die im Schaufenster ausliegen, stammen auch aus vorheriger Lockdown-Zeit. Die Wände sind über und über mit Fotos auf DIN A4-Papier behängt, an der Wand gegenüber dem rechten Schaufenster läuft eine Video-Installation in Dauerschleife. 1200 Werke – beeindruckende Erzeugnisse, die zeigen, wie es den Schülern zuhause ergeht.

Joseph Beuys als Namensgeber der Gesamtschule war Impuls und Inspiration für den Auftrag, den die Kunstlehrer an die Schüler stellten. Markus Mengeler erklärt die Herkunft des Titels: Anlässlich Beuys‘ Teilnahme am Fluxus-Festival 1964 hatte dieser sein Selbstbild in einen radikalen, fiktiven „Lebenslauf = Werklauf“ gefasst. Damit bezog er exemplarisch jeden Lebenszusammenhang seiner Biographie als einen der Kunst zugehörigen Gestaltungsprozess ein: Kunst als das Lebensprinzip schlechthin. Der Titel der Ausstellung im Café Lust ist Beuys, die „Zuckerwatte“ als „Goodie“ ist Zusatz der Schüler für den Herrn aus Kleve.

Genau so sollten und durften sich diese in der Corona-Zeit ausleben. Den Rahmen steckten die Lehrer dabei so, dass sich die Schüler frei ausdrückten: „Luft ablassen“ und „Kunst als Freiraum“ nennt Kirsten Becken das. „Auch mal was Schönes machen“, ergänzt Mengeler. Von Sorgen und Nöten, aber auch Spaß und Kreativität zeugen die Werke.

Die Fotos hängen dicht an dicht, „Moyländer Hängung“. Eindruck prallt auf Eindruck, Stimmung auf Stimmung. Man sieht das Foto einer Schülerin, die einen Stock zerbricht und darunter schreibt: „Ich bin sauer, weil ich nicht zur Schule kann“. Eisskulpturen aus der Winterwoche, Schnee-Engel und Ansichten durch filigrane Seifenblasen. Daneben eine strahlende Sonne, gute Laune pur. Im Schaufenster liegt eine OP-Maske, auf der steht: „Hast du morgen denn jetzt Schule oder nicht?“ – die Dauerbrenner-Frage der Wechselpräsenz. Eine „Capri-Batterie“ hängt neben einer Beuys-Hase-Fett-Collage und immer wieder Smileys von „traurig“ über „wütend“ bis „fröhlich“: Von Beuys‘ gesamtgesellschaftlicher Relevanz zum Pandemie-Alltag der Jugend, der mindestens ebenso relevant ist.

Ein Besuch der Ausstellung ist in zwei Varianten möglich: Als Schaufensterbummel, oder wie Mengeler es nennt: „Das ist der Lockdown – auch unsere Kunstwerke sind im Lockdown“. Möchte man die Räume betreten, stehen die Kunstlehrer gerne zur Verfügung, Terminvereinbarung unter kirsten.becken@jbg.kleve.de und markus.mengeler@jbg.kleve.de.

Die „Ausstellung einer mit Heftpflaster zusammengezogenen Wunde. Und Zuckerwatte“ An der Münze in Klever endet am 22. Mai.

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