Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
EILMELDUNG
Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben

Kranenburg/Groesbeek Alles Orange: Party für den neuen König

Kranenburg/Groesbeek · Es ist ein historisches Ereignis: Am Dienstag, 30. April, wird Prinz Willem-Alexander der neue König der Niederlande. Die Inthronisierung sorgt bei den Untertanen des Monarchen für eine Hysterie. In Kleve sind keine Aktionen geplant.

 Bestens vorbereitet auf die Inthronisierung am Dienstag: Mireille (39, l.) und Silvie (29) decken ihren Bedarf für die Feierlichkeiten mit den Artikeln von Blokker in Groesbeek.

Bestens vorbereitet auf die Inthronisierung am Dienstag: Mireille (39, l.) und Silvie (29) decken ihren Bedarf für die Feierlichkeiten mit den Artikeln von Blokker in Groesbeek.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Der Niederländer hat einen Hang zum Kitsch. Das merkt man derzeit extremer als sonst. Die Niederländer rüsten sich nämlich zu einem Ereignis, das als eines der größten nach dem Krieg gilt. Prinz Willem-Alexander wird am Dienstag, 30. April, den Thron besteigen. Königin Beatrix dankt ab und ein Volk sieht Orange.

 Gut nachgefragt: Bikini für 99 Euro zum großen Festtag.

Gut nachgefragt: Bikini für 99 Euro zum großen Festtag.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Freitag, 16.15 Uhr direkt hinter der Grenze. Eigentlich ein völlig normaler Werktag, doch derzeit ist das Wort "normal" in den Niederlanden nicht im Gebrauch. Wer eine Orange-Allergie hat, sollte wegbleiben. Auch im Grenzort Groesbeek rüstet man sich für die Feierlichkeiten. Jeder Discounter, der was auf sich hält, hat Devotionalien, die irgendetwas mit der Thronbesteigung zu tun haben, im Angebot.

Juli Meyer ist Verkäuferin bei der niederländischen Kaufhauskette Hema und sortiert einen Ständer, auf dem sich Hüte, Sonnenbrillen, Nagellack, Babystrampler - alles in orange befinden. Die Verkäuferin stellt die Waren zusammen, es sind nur Restposten, die man jetzt noch bekommen kann. "Am besten lief der Königsmantel mit Krone für Kinder", sagt Meyer, der für neun Euro angeboten wurde und ergänzt: "Wir hätten davon noch viel mehr verkaufen können." Nur noch in dem Prospekt von Hema kann man jetzt noch sehen, was es alles zu kaufen gab: von orangefarbenem Sekt über Krönungskuchen bis hin zu String-Tangas in orange. Davon baumelten noch ein paar am Hacken.

Vier Mädchen von der Basisschool het Vossenhol (Art Grundschule) sondieren das Restangebot auf dem "könglichen Ständer", bevor sie zu Blokker weiterziehen. Auch hier gibt es nur noch Reste. Allerdings versehen mit einem "Royale korting" (royalen Preisnachlass). Von dem Quartett tragen zwei ein T-Shirt mit Krone und dem Aufdruck "Koningsspelen 2013" (Königspiele), das wurde an alle Kinder in den Schulen anlässlich eines Sportfestes verteilt. Die Vier wollen unbedingt noch etwas kaufen, damit sie am Dienstag nicht die einzigen sind, die die Feierlichkeiten ohne Krone oder orange Federboa ansehen müssen.

Auch Mireille (39) und Silvie (29) kleiden sich ein. "Wir werden in eine Kneipe gehen und zusammen feiern. Es werden zudem große Zelte in Groesbeek aufgebaut", freut sich das Duo auf die Party mit Prinz Pilsje, wie der Thronfolger auch genannt wird. Bei Blokker ist die Angebotspalette an Verkleidung und Utensilien - manche würden sagen Rummel - fürs Fest noch größer. Prinz Willem-Alexander als Plastikzwerg für 9,99 Euro. Teller, Tassen mit dem neuen Königspaar, ein Bild - wenn man es nach links kippt, erscheint Beatrix, zur anderen Seite ist Willem-Alexander zu sehen. Das Geschäft mit den orangefarbenen Artikeln läuft blendend. Auch die vier Mädchen sind fündig geworden. Sie kaufen Haarreifen mit kleinen Krönchen obendrauf.

Dabei hätten die Niederlande beinahe auf den ganzen Orange-Hype verzichten müssen. Denn die lustigen Sachen werden alle in China produziert. Dafür braucht der Chinese jedoch mindestens drei Monate - inklusive des Transports - dann trifft das Feier-Material in den Niederlanden ein. Königin Beatrix gab am 28. Januar bekannt, dass sie zurücktreten wird. Viele Unternehmen gingen auf Nummer sicher und ließen deshalb in Polen produzieren.

Auch der Dessous- und Bademodenladen in Groesbeek hat sich mit seiner Produktpalette auf die Feierlichkeiten eingestellt. Schon im Januar habe sie einen orange-farbenen Bikini ins Schaufenster gehangen, sagt die Besitzerin und ist sehr zufrieden: "Davon habe ich schon einige verkauft." 99 Euro kostet der Zweiteiler, den man wohl an den Stränden Europas wiedersehen wird.

Während sich in den Niederlanden alles auf die große Party einstimmt und man den Eindruck gewinnt, das ganze Land wolle eigentlich nur noch einmal so richtig feiern, bevor die Wellen über ihren Gewächshäusern zusammenschlagen, halten sich die Aktivitäten hierzulande anlässlich der Inthronisierung in Grenzen.

Am Dienstag, 30. April, wird in Kleve auch auf die sonst zum Königinnentag üblichen orangefarbenen Luftballons verzichtet. Die Stadt wird nicht geschmückt. Jörg Hopmans, Vorsitzender des Klever City Netzwerks, erklärt: "Warum soll ich hier schmücken, wenn die Party irgendwo anders steigt."

Der Klever Einzelhändler würde gern im nächsten Jahr eine ganze Woche - zumindest ein Wochenende - im Hinblick auf den Königstag (siehe Info-Kasten) Aktivitäten rund um die Niederländer anbieten. Ein schönes Zeichen fände er auch, wenn die Klever Schwanenburg nach etlichen Jahren wieder beflaggt wäre: Und zwar am Dienstag mit der niederländischen Fahne.

Der Klever Hopmans weiß genau, dass sich die Aktivitäten in diesem Jahr nicht lohnen: "Wir haben von unseren niederländischen Kunden erfahren, dass sich alle diese Ereignis zu Hause anschauen und dort Tag und Nacht feiern werden." Genug Material zum Feiern haben sie ja.

(RP/EW/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort