Twisteden Bei der Gründung flossen Tränen

TWISTEDEN · Vor 50 Jahren entstand die Grundschule in Twisteden, die inzwischen eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Nachdem Anfang der 80er Jahre sogar eine Auflösung zur Diskussion stand, ist die Zukunft inzwischen gesichert.

 Der letzte Volksschul-Jahrgang wurde in Twisteden 1968 entlassen.

Der letzte Volksschul-Jahrgang wurde in Twisteden 1968 entlassen.

Foto: Latzel

Viele Schüler sollen damals Tränen in den Augen gehabt haben. 1968 schlug die Schulreform auch in Twisteden zu. Die Volksschulen wurden aufgelöst, die Grundschulen entstanden und die „Großen“ ab Klasse 5 mussten daher auf die weiterführende Schule. Für die Kinder aus Twisteden bedeutet dies, dass sie nach Kevelaer mussten.

Das sorgte für viel Kritik, die sogar den Stadtrat beschäftigte, wie Berichte der Rheinischen Post aus dem Jahr 1968 dokumentieren. Die Forderung der Twistedener Ratsherren. Die Klassen fünf bis neun sollten weiter in Twisteden unterrichtet werden, wurde gefordert. Doch das Ende der Volksschule war besiegelt, es entstand die Grundschule Twisteden.

 Diese Schüler wurden 1974 in Twisteden eingeschult. Begleitet wurden die i-Dötzchen von ihren Eltern, die im Hintergrund zu sehen sind.

Diese Schüler wurden 1974 in Twisteden eingeschult. Begleitet wurden die i-Dötzchen von ihren Eltern, die im Hintergrund zu sehen sind.

Foto: Latzel

Die Historie der Schule Twisteden reicht viel weiter zurück. 1878 entstand das Gebäude mit zwei Klassen und einem Lehrerhaus an der Dorfstraße. Dort steht die Schule auch heute noch, ist aber erheblich erweitert worden, auch eine Turnhalle kam 1969 dazu. Daten aus der Geschichte finden sich fein säuberlich in der Chronik, die über viele Jahrzehnte handschriftlich geführt wurde.

So ist dort nachzulesen, dass im Jahr 1968 800 Mark an Telefongebühren anfallen, sogar das Wetter wurde notiert. Es habe wenig Spargel in dem Jahr gegeben, weil der warme Regen fehlte. Mitte Mai wurde es kühl und feucht, so sollte der ganze Sommer bleiben. Kein Vergleich also zum Sommer 50 Jahre später, der als Rekordsommer in der Geschichtsbücher einging. Nicht nur das Wetter hat sich geändert, auch die Schule ist gewachsen und hat seit September 2000 einen neuen Namen: „Sankt Franziskus Grundschule.“ Aktuell hat die Schule 110 Kinder und liegt auch in die Prognosen für die kommenden Jahre stabil bei über 100. Das war nicht immer so und daher die Schule 1979 sogar kurz vor dem Aus. Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen sollte die Schule aufgelöst werden. Doch dann konnte die Schule doch gesichert werden. „Und sie wird wegen ihrer familiären Atmosphäre von den Eltern geschätzt“, sagt Schulleiterin Tanja Kocken, die das bestens wissen muss. Die 42-Jährige war nämlich bereits als Referendarin an der Schule, arbeitete dann dort später als Lehrerin und auch ihre beiden Kinder meldete sie in Twisteden an. „Wir haben hier einfach ein tolles Team und ein angenehmes Klima“, sagt sie. Vieles werde auch dem kurzen Dienstweg geregelt. So hat sich beispielsweise eine Lehrerin bereit erklärt, morgens ganz früh in der Schule zu sein, um das Gebäude aufzuschließen. Kleinigkeiten, die für die Schulleiterin das gute Miteinander dokumentieren.

     Schulleiterin Tanja Kocken (5.v.l.) mit ihren Kollegen.

Schulleiterin Tanja Kocken (5.v.l.) mit ihren Kollegen.

Foto: Latzel

Zum Jubiläum gibt es eine Projektwoche zum Thema „Kinder dieser Welt“. Die Ergebnisse werden beim Jubiläumsfest am Samstag, 6. Oktober, von 10 bis 12 Uhr der Öffentlichkeit präsentiert. Dann sind alle eingeladen, vor allem würde man sich freuen wenn viele ehemaligen Schüler und Lehrer kommen würden. Die früheren Schulleiterinnen Irmgard Wustmans und Andrea Leurs hätten zugesagt, heißt es.

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