KEVELAER/HALTERN Die Gnadenkapelle aus dem Münsterland

KEVELAER/HALTERN · Ungefähr 70 Kilometer von Kevelaer entfernt steht eine Kopie des prägenden Bauwerks der Marienstadt. Die tiefgläubige Familie Belustedde hat das Haus aus Dankbarkeit errichtet. Auch der Wallfahrtsrektor kennt es gut.

 Das Original: Die Gnadenkapelle in Kevelaer mit dem Bild der Consolatrix Afflictorum auf dem Kapellenplatz zieht die Besucher an.

Das Original: Die Gnadenkapelle in Kevelaer mit dem Bild der Consolatrix Afflictorum auf dem Kapellenplatz zieht die Besucher an.

Foto: privat

Während des Gesprächs in der Kapelle kommt ein älteres Ehepaar herein. Die Dame schüttelt Josef Belustedde die Hand. „Ich bin ihm so dankbar, dass er die Kapelle hier gebaut hat. Wir sind immer regelmäßig nach Kevelaer gefahren, aber jetzt im hohen Alter schaffen wir das nicht mehr so oft. Dann kommen wir hierher“, sagt die Seniorin.

 Die Ähnlichkeit ist frappierend, die sechseckige Kapelle ist nach dem Vorbild von Kevelaer errichtet worden.

Die Ähnlichkeit ist frappierend, die sechseckige Kapelle ist nach dem Vorbild von Kevelaer errichtet worden.

Foto: Latzel

Es ist zu spüren, wie Belustedde diese Sätze nahe gehen. Die Kapelle ist eine Herzensangelegenheit für ihn. Das ist immer wieder deutlich zu merken, wenn er erzählt, wie es zu dem Gotteshaus gekommen ist, das eine Kopie der Gnadenkapelle von Kevelaer ist. Der Grundriss ist so gut wie identisch, auch die typische sechseckige Form findet sich wieder, nur ist die Kapelle hier in Haltern etwa einen Meter niedriger.

Schon als Josef Belustedde als Kind eine Kapelle in Esloe im Sauerland besucht hatte, reifte bei ihm der Wunsch, später einmal ein solches Gebäude zu bauen. Zum 70. Geburtstag des Vaters legte er das Gelübde ab, eine Kapelle zu bauen, wenn der Vater 100 werden würde. Er starb mit 97 Jahren.

 Immer wieder kommen Gläubige in die kleine Kirche, um dort zu beten.

Immer wieder kommen Gläubige in die kleine Kirche, um dort zu beten.

Foto: Latzel

Doch das Gelübde setzte Belustedde trotzdem in die Tat um. Seine Frau pilgerte nämlich schwer krank nach Kevelaer und überstand die Krankheit schließlich. Die Familie ist überzeugt, dass die Fürsprache von Maria geholfen hat. Daher war auch klar, dass das Gotteshaus in Haltern der Kapelle in Kevelaer nachempfunden sein sollte.

 Josef Belustedde zündet eine Kerze am Altar in der Kirche an. Hier brennen viele Lichter, die die Besucher angezündet haben.

Josef Belustedde zündet eine Kerze am Altar in der Kirche an. Hier brennen viele Lichter, die die Besucher angezündet haben.

Foto: Latzel

Einfach war das nicht. Zunächst gab es keine Baugenehmigung. Erst als Experten in alten Dokumenten nachweisen konnten, dass auf einer Stelle des Hofes bereits einmal eine Kapelle gestanden hatte, durfte der Bau beginnen. Pläne gab es vom Wallfahrtsbüro in Kevelaer, und jeder, der die Gnadenkapelle am Niederrhein kennt, wird sich auch im Gotteshaus im Münsterland heimisch fühlen. Statt des Gnadenbildes gibt es in Haltern allerdings ein farbiges Madonnenbild. Auch ist die Kapelle so eingerichtet, dass dort Gottesdienste gefeiert werden können. „Das kommt regelmäßig vor“, sagt Belustedde.

Der frühere Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade aus Kevelaer war seinerzeit zur Einweihung da, auch der aktuelle Wallfahrtsrektor Gregor Kauling kennt die Kapelle gut. Die Nachbildung der Kevelaerer Gnadenkapelle steht in seiner Heimatstadt Haltern. „Das ist doch an sich schon eine schöne Fügung, nicht wahr?“, so Pastor Kauling. „Das Ehepaar Belustedde hat eine eindrucksvolle und bewegende Vita, die nicht zuletzt zu dem Bau dieser Hofkapelle mit dem Landcafé geführt hat. Wie das uns Westfalen münsterländischer Prägung so gemein ist, stehen sie beide für eine große Bodenständigkeit als bäuerliche Familie im Leben und im Glauben.“ Auch diese Kapelle am Wegesrand sei ein Zeichen des Trostes für viele Reisende. „Wenn ich daheim bin, zieht es mich unter den vielen Wallfahrtspunkten in meiner Heimatstadt auch immer wieder einmal dort hin, und: Der selbstgebackene Kuchen ist ein Gedicht“, so Gregor Kauling.

 Das Marienbild hat das Bistum zur Verfügung gestellt.

Das Marienbild hat das Bistum zur Verfügung gestellt.

Foto: Latzel

In der Kapelle in Haltern wechselt Josef Belustedde die Kerzen aus, viele brennen vor dem Altar. „Viele Besucher zünden hier eine Kerze an, es ist eine Freude für uns, zu sehen, wie gut die Kapelle angenommen wird.“ Viele Menschen kommen auch mit ihren ganz persönlichen Anliegen. Davon erzählt ein Buch, in das die Besucher ihre Gedanken, Wünsche und Danksagungen schreiben.

Viele bleiben anschließend noch und trinken eine Tasse Kaffee im Hofcafé direkt nebenan. Ganz klar: Durch die Kapelle kommen auch viele Besucher zum Café. Auch das sieht Belustedde als glückliche Fügung. „Der Milchpreis ist momentan im Keller, nur mit der Landwirtschaft alleine wird es schwierig. Daher war es die richtige Entscheidung, Hofcafé und -Laden einzurichten. Und die Gottesmutter sorgt dafür, dass die Besucher kommen.“ Auch das ist hier ganz ähnlich wie in Kevelaer.

Die Kapelle ist in Haltern an der Dorstener Straße 767 zu finden. Das Bauerncafé direkt daneben ist täglich außer dienstags von 13 bis 19 Uhr (April bis Oktober) sowie von 13.30 bis 18 Uhr (November bis März) geöffnet.

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