Stadt Kempen Zeche: Alles noch mal auf Anfang

Stadt Kempen · Die Kempener Stadtverwaltung hat mit ihrem Verfahren zum Denkmalwert der Gebäude auf der früheren Zechenanlage in Tönisberg Schiffbruch erlitten. Die Bewertungen bei Stadt und LVR-Denkmalamt gehen weiterhin auseinander.

 Ganz neu aufgerollt werden muss das Verfahren zur möglichen Unterschutzstellung des Fördergerüstes und zweier Nebengebäude der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg.

Ganz neu aufgerollt werden muss das Verfahren zur möglichen Unterschutzstellung des Fördergerüstes und zweier Nebengebäude der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg.

Foto: Kaiser

Bürgermeister Volker Rübo gab sich nach dem Schlichtungsgespräch im Landesbauministerium in Düsseldorf ein wenig zerknirscht. Die Argumente der Stadt Kempen in der Bewertung des Fördergerüstes, des Schachthauses und des Maschinenhauses der früheren Schachtanlage IV der Zeche Niederberg in Tönisberg sind bei den Fachleuten der beim Ministerium angesiedelten obersten Denkmalbehörde des Landes nicht zum Zuge gekommen. Das Verfahren um eine mögliche Unterschutzstellung der Gebäude auf dem Wartsberg muss komplett neu in Gang gesetzt werden (die RP berichtete gestern).

Der Kreis Viersen als obere Denkmalbehörde und erste Kontrollinstanz hatte der Stadt Kempen bereits Fehler beim Verfahren attestiert. Die Beratungsvorlage für die Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses am 17. März war insofern nicht korrekt, weil sie sich nicht - wie gesetzlich vorgeschrieben - ausschließlich auf die Frage konzentrierte, ob die Zechengebäude einen Denkmalwert besitzen oder nicht. Der Technische Beigeordnete Stephan Kahl hatte - unterstützt vom städtischen Denkmalreferenten Karl-Josef Schaaff - den Politikern im Ausschuss zumindest ansatzweise Wertungen in die Vorlage hineingeschrieben, die - etwa eine mögliche Folgenutzung betreffend - von der Aufsichtsbehörde als unzulässig angesehen werden.

Der Zechenfachmann des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, Prof. Dr. Walter Buschmann, hatte bereits vor Jahren eine Expertise über die frühere Schachtanlage auf dem Wartsberg verfasst, die den Denkmalwert der Anlage für die Geschichte des Bergbaus in Nordrhein-Westfalen herausstellt. Dieses Gutachten, das erst im vergangenen Jahr in der politischen Diskussion wieder auftauchte, ist aus welchen Gründen auch immer in der Kempener Stadtverwaltung nicht richtig zur Kenntnis genommen worden. Doch es ist insofern der Schlüssel zum weiteren Verfahren, als die Reste der Schachtanlage in einer internen Denkmalliste des Bauministeriums mit besonderer Priorität versehen sind. Von dieser Liste indes hat nach Aussagen von Bürgermeister Rübo und dem städtischen Denkmalreferenten Schaaff - er kümmert sich seit immerhin 22 Jahren in der Stadtverwaltung um das Thema Denkmalschutz - im Kempener Rathaus niemand etwas gewusst. Gleichwohl soll es in den vergangenen Monaten mehrere Telefonate mit dem Fachreferat Denkmal beim Bauministerium gegeben haben, an denen auch Dezernent Kahl beteiligt war. Über eine solche Liste sei dabei nie gesprochen worden, so Rübo jetzt.

Um den Gesprächstermin beim Ministerium hatten übrigens die Stadt Kempen und das Rheinische Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) gemeinsam ersucht. Bei einem Treffen in der Sache mit der Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke im Juli im Kempener Rathaus konnten nämlich beide Seiten ihre Meinungsverschiedenheiten nicht ausräumen. Nun haben also die Fachleute des Ministerium als Schiedsrichter den künftigen Weg vorgegeben. Der ist zwar ganz im Sinne des Rheinischen Denkmalamtes, aber überhaupt nicht nach dem Geschmack der Stadt Kempen.

Ganz gleich wie der Denkmalausschuss am 15. September entscheidet - dann steht die Denkmalfrage erneut auf der Tagesordnung -, das Verfahren wird sich noch einige Zeit hinziehen. Schließlich hat der Zechenförderverein den Petitionsausschuss des Landtages angerufen. Und solange der nicht zu einem Urteil gekommen ist, wird auf dem Wartsberg wohl kein Abrissbagger anrollen.

Sollten sich die Parteien - sprich: Stadt Kempen und LVR-Denkmalamt - übrigens nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, könnte Landesbauminister Michael Groschek am Ende per Ministererlass entscheiden. SPD-Mann Groschek war viele Jahre Generalsekretär seiner Partei in NRW. Er hat aus dieser Zeit sehr gute Kontakte zu den Genossen im Kreis Viersen, speziell zum SPD-Kreisvorsitzenden und -Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner. Und der wiederum stammt aus St. Hubert. Er gehörte viele Jahre dem Kempener Stadtrat an. Zur Erinnerung: Die Kempener SPD unterstützt bekanntermaßen - neben den Grünen - das Anliegen des Zechenfördervereins. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

(RP)
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