Stadt Kempen Erster Spatenstich für Kunstrasenplatz

Stadt Kempen · Gestern Nachmittag wurde im Kempener Sportzentrum an der Berliner Allee offiziell mit den Tiefbauarbeiten für das lange überfällige Projekt begonnen. Für die Fußballer des SV Thomasstadt beginnt jetzt eine neue Zeitrechnung.

 Ein Bild mit Symbolkraft. Ausgerechnet Franz-Josef Schmitz (li.) vom SV Thomasstadt und Bürgermeister Volker Rübo, die in in Sachen Kunstrasen selten einer Meinung waren, vollzogen gestern den ersten Spatenstich. Im Hintergrund schauen Verantwortliche des Vereins, der Verwaltung und des Planungsbüros zu.

Ein Bild mit Symbolkraft. Ausgerechnet Franz-Josef Schmitz (li.) vom SV Thomasstadt und Bürgermeister Volker Rübo, die in in Sachen Kunstrasen selten einer Meinung waren, vollzogen gestern den ersten Spatenstich. Im Hintergrund schauen Verantwortliche des Vereins, der Verwaltung und des Planungsbüros zu.

Foto: Wolfgang Kaiser

Auf diesen Tag mussten die Fußballer des SV Thomasstadt Kempen wahrscheinlich so lange warten wie kein anderen Verein in Deutschland. Bereits am 12. März 2009 stand der Bau eines Kunstrasenplatzes im Sportzentrum an der Berliner Allee auf der Tagesordnung des Sportausschusses. Gestern erfolgte endlich der erste Spatenstich. "Das ist für mich ein schöner Tag, auf den wir sehr lange hingearbeitet haben. Für die Stadt Kempen ist der Kunstrasenplatz von großer Bedeutung. Der Verein hat jetzt mehr Entwicklungsmöglichkeiten und ist für Spieler attraktiver", sagte Bürgermeister Volker Rübo. Läuft alles nach Plan und das Wetter spielt mit, dann soll das satte Grün Ende Oktober bespielbar sein. Die Gesamtkosten sollen sich wie geplant rund 620 000 Euro betragen.

Man kann getrost von einer schweren Geburt sprechen, wenn es um den Kunstrasenplatz geht. Kurz vor der Kommunalwahl im Mai 2009 sprachen sich alle Parteien des Stadtrates dafür aus, den Wunsch der Kempener Fußballer so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen. Doch weil die Verwaltung nicht mitspielte, wurde das Thema nach der Wahl wieder unter den Tisch gekehrt. Vor 2011, so der damalige Beigeordnete Volker Rübo, würde keine Möglichkeit bestehen, Geld für den Kunstrasenplatz in den Haushaltsplan aufzunehmen. Die Politiker wehrten sich zwar ("Wir entscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird"), aber leider vergeblich. Im Dezember wurde das Thema im Sportausschuss erneut zum Zankapfel. Der Vorschlag des SV Thomasstadt, sich mit 250 000 Euro an dem Projekt zu beteiligen, lehnte der mittlerweile zum Bürgermeister aufgestiegene Rübo ab. Die Freien Wähler zogen ihren Antrag, den Platz 2010 zu bauen, zurück.

Fast ein Jahr lang tat sich nichts. Erst im September 2011 kam wieder Bewegung in die Sache. Der Sportausschuss stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zu, die für 2013 im Etat vorgesehenen Sanierungskosten in Höhe von 300 000 Euro für den alten Tennenplatz (Asche) im Sportzentrum in das Kunstrasenplatz-Projekt zu investieren. Demnach sollte der Platz Ende 2013 fertig sein. Doch daraus wurde nichts. Es verging mehr als ein Jahr, ehe am 21. November 2013 die Finanzierung festgezurrt werden konnte. Der Verein musste sich mit 150 000 Euro, davon 55 000 Euro als Muskel-Hypothek, beteiligen und startete sofort eine eindrucksvolle Spendenaktion. Weitere 170 000 Euro wurden für den Haushalt 2014 eingeplant.

Im vergangenen März stockte den Verantwortlichen des SV Thomasstadt dann urplötzlich der Atem. Der Umwelt- und Planungsausschuss hatte den Baubeschluss abgelehnt, weil der neue Platz 25 000 Euro mehr kosten soll. Das Thema wurde vertagt, was in der Bürgerschaft kurz vor der Kommunalwahl nicht nur bei den Fußballern für reichlich Kopfschütteln sorgte. Das beendete dann am 25. März dieses Jahres der Haupt- und Finanzausschuss, der endgültig grünes Licht für den Bau des Kunstrasenplatz gab. Damit dauerte es fast auf den Tag genau fünf Jahre, ehe letztendlich 170 000 Euro zusätzlich aus der Stadtkasse fließen.

Heftig diskutiert wurde gestern die Entscheidung, den Kunstrasenplatz mit Sand zu verfüllen anstatt wie vom Verein gefordert mit Granulat. Verwaltung und Planungsbüro sind der Überzeugung, genau das Richtige gewählt zu haben, da die Anlage für Granulat zu windanfällig sei und dadurch zu hohe Folgekosten verursache. Der Verein wies auf die Verletzungsgefahr bei der Sandvariante hin. "Wir sind über die Entscheidung nicht glücklich. Aber eine Alternative gibt es ja nicht", sagte Geschäftsführerin Michaela Stiels. Sollte sich allerdings herausstellen, dass Sand die falsche Wahl war, ist die Verwaltung bereit, die Verfüllung im Laufe der Jahre nach und nach gegen Granulat auszutauschen.

(RP)
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