Interview „Priester müssen Seelsorger sein können“

Kempen · Der Kempener Propst Dr. Thomas Eicker (48), Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes Kempen-Tönisvorst, zum Mangel an Geistlichen, zum Zölibat und zur Zulassung von Frauen zum Priesteramt, zur unerträglichen Überbelastung mit Personal- und Verwaltungsaufgaben und zum Fehlen von Visionen in der Kirche

 Der Kempener Propst Dr. Thomas Eicker im RP-Gespräch

Der Kempener Propst Dr. Thomas Eicker im RP-Gespräch

Foto: Kaiser, Wolfgang

Herr Propst, Sie haben zum Vierten Ostersonntag, an dem in den katholischen Kirchen Deutschlands um geistliche Berufungen gebetet wird, im Pfarrbrief der Propsteipfarre das Bild einer Kirche gezeichnet, in der es immer weniger Priester geben wird. Pfingsten gilt als das Geburtsfest der Kirche. Inwiefern macht Ihnen die Vorstellung von einer Kirche mit immer weniger Priestern Angst?

Interview: „Priester müssen Seelsorger sein können“
Foto: Kaiser, Wolfgang

Dr. Thomas Eicker Angst macht sie mir nicht. Ich wollte auch kein pessimistisches Bild zeichnen, sondern ein realistisches, wie ich finde. Wenn es heute 240 Priester im aktiven Dienst im Bistum gibt und in zehn Jahren nur noch 120 ist das eine ernste Situation und auf die gilt es sich einzustellen. Denn vorerst ist nicht absehbar, dass sich die Lage entscheidend entspannen wird. Angst macht mir die Lage nicht, Angst steht auch einem Theologen nicht gut an, aber ich bin schon in Sorge, wie wir uns auf die neue Situation einstellen.

Interview: „Priester müssen Seelsorger sein können“
Foto: Kaiser, Wolfgang

Worin sehen Sie die Ursachen für den Priestermangel?

Eicker Die sind zahlreich. Der erste Grund ist sicherlich er Gläubigenmangel. Denn nur aus dem Kreis derer, die glauben, werden sich auch junge Menschen finden, die bereit sind, ein Priesteramt auszuüben. Des weiteren ist die demografische Situation ganz entscheidend. Wir haben immer weniger Kinder und Jugendliche, die nachkommen. Und aus einer kleinen Zahl von in Frage kommenden Kindern und Jugendlichen kann natürlich nur eine entsprechend geringe Zahl von Interessenten für den Priesterberuf kommen. Und schließlich: Bei vielen Jugendlichen fehlt auch die Bereitschaft, sich ein Leben lang für eine Berufsentscheidung auszusprechen. Das ist ja auch mit einem gewissen Risiko verbunden.

Sie werden den Priesterberuf für einen schönen halten, sonst hätten Sie ihn nicht ergriffen. Wundert es Sie, wenn es heute nur ganz wenige junge Männer gibt, die Priester werden wollen?

Eicker Wenn ich mir die Gründe anschaue, die ich eben genannt habe, wundert es mich nicht. Wenn junge Leute uns, die Priester sehen, wie wir leben, wie wir arbeiten, wundert es mich insofern auch nicht, dass sie sich fragen, ob sie das ein ganzes Leben lang wollen. Von daher kann ich eine große Skepsis bei den jungen Menschen verstehen. Denn sie wissen ja oft auch gar nicht mehr, auf welches Projekt, auf welche Zukunft lasse ich mich da ein Wie werde ich in einigen Jahren leben und arbeiten?

Wenn der Priestermangel debattiert wird, sind immer wieder Themen wie die Abschaffung des Zölibates oder die Öffnung des Weiheamtes für Frauen in der Diskussion.Wie stehen Sie dazu?

Eicker Die Verbindung dieser Themen finde ich unglücklich. Denn dann entsteht schnell der Eindruck, dass Frauen, wenn wir sie zum Priesteramt zulassen, nur ein Notstopfen wären. Das kann nicht der Fall sein. Ich würde diese Themen unabhängig voneinander sehen, auch wenn wir genügend Priester hätten. Ich spreche mich deutlich dafür aus, dass Priester die Möglichkeit haben, zu heiraten. Immerhin hat Jesus verheiratete und unverheiratete Jünger, Apostel in seine Nachfolge gerufen. Und in seinem Jüngerkreis waren selbstverständlich auch Frauen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch Frauen das Priesteramt ausüben. Aber nicht vor dem Hintergrund der Diskussion, dass wir zu wenig Priester haben. Denn dann würde der Eindruck entstehen, nur weil wir die Not haben kommen wir nun notgedrungen zu den Frauen als Priester, und das wäre gegenüber den Frauen nicht fair.

Hatten Sie sich ausgemalt, als Sie Priester wurden, dass die Lage der Kirche und die Zahl der Priester sich einmal so entwickeln würde, wie sie sich entwickelt hat?

Eicker (seufzt) Meine Priesterweihe ist jetzt 22 Jahre her. In unserem Weihekurs waren wir mit zehn Diakonen, die zum Priester geweiht wurden. Uns war klar, dass sich die Priesterzahlen verändern würden, dass weniger Priester zur Verfügung stehen würden. Aber trotzdem waren wir auch mit einem Kreis von vielen Kollegen, die gesagt haben, wir werden das schon miteinander gestalten. Es hat sich ja seitdem auch viel zum Besseren verändert, denn immerhin sind in der Kirche immer mehr Menschen anzutreffen, die rein freiwillig da sind, während noch vor 20, 30 Jahren Leute aus einer Verpflichtung gekommen sind oder weil man es einfach so tat aus einer gesellschaftlichen Konvention heraus. Wer heute zur Kirche kommt, kommt im Normalfall freiwillig und aus einer inneren Überzeugung heraus.

Ich muss zugeben, das ist ein Blickwinkel, den ich so noch nicht hatte.

Eicker Es ist doch so, dass am Sonntag immer mehr angeboten wird. Ich nenne nur einmal Vereine, Medien, kulturelle Angebote. Seien wir doch einmal ehrlich: Früher ging man doch zur Kirche, weil auch die Alternativen, die es heute am Sonntag gibt, fehlten. Heute entscheide ich mich sehr bewusst, ob ich in die Kirche gehe oder nicht.

Jeder, der einen Beruf ergreift, hat eine Vorstellung, ein Bild von seinem Beruf und von dem, wie er den Beruf ausüben möchte. Inwieweit können Sie ihr Priesteramt unter den veränderten Bedingungen heute noch so ausüben, wie Sie es sich am Anfang Ihres priesterlichen Dienstes vorgenommen haben?

Eicker Für mich war damals ein entscheidendes Motiv für meine Berufswahl, dass ich als Seelsorger den Menschen nah sein wollte in glücklichen, aber auch in schweren Lebenssituationen. Das hat sich über all die Jahre auch als sehr intensiv herausgestellt. Und für mich sind es immer noch die kostbarsten Momente, bei Menschen sein zu dürfen und mit ihnen in unterschiedlichen Situationen das Leben aus dem Glauben heraus zu betrachten und zu gestalten helfen. Eine große Freude war es für mich auch immer — und das ist noch heute so — Liturgie zu feiern, denn das gibt mir einen inneren Kraftschub, eine Energie, die mich dann auch wieder durch die nächste Zeit trägt. Das ist eigentlich alles so, wie ich es mir am Anfang meines Priesterseins auch vorgestellt habe. Was mir nicht so klar war ist, was an Leitungsaufgaben, an Personalverantwortung, an Verwaltungsaufgaben auf einen zugekommen ist. Zu einem gewissen Grad macht das noch Freude, aber mittlerweile ist da das Maß des Erträglichen überschritten.

Hat das Mehr an Verwaltung dazu geführt, dass Sie im Laufe der vergangenen Dinge aufgeben mussten, die Ihnen als Priester eigentlich wichtig sind?

Eicker Aufgeben musste ich sie noch nicht, aber bestimmte Dinge sind weniger geworden. Ich habe einige Grundsätze, die ich nicht aufgebe: Wenn ich einen Menschen beerdige, mache ich nach Möglichkeit einen persönlichen Trauerbesuch bei den Angehörigen. Das muss sein. Vor der Taufe treffe ich alle Familien zu einem Taufgespräch, um dieMenschen kennen zu lernen, um den Gottesdienst vorzubereiten. Für ein Brautpaar nehme ich mir vor der Trauung in der Regel zweimal Zeit, um sie kennen zu lernen und mit ihnen den Gottesdienst vorzubereiten. Das sind Dinge, die ich nicht bereit bin, zu reduzieren. Aber viele Dinge, die früher drin waren, fallen weg: Einfach einmal in eine Gruppenstunde der Messdiener hineinzugehen, einfach mich einmal in eine Kommunionkindergruppe zu setzen, um mit den Kindern zu sprechen, öfters Kontaktstunden in den Schulen zu halten. Das ist leider weniger geworden.

Welche Aufgaben sind Ihnen auch durch die Gegebenheiten zugewachsen?

Eicker Seit drei Jahren leite ich die drei Alt-Kempener Gemeinden, die zu einer Pfarre zusammengeführt werden mussten. Das war der eine große Schritt. Der andere war die Gründung des Kirchengemeindeverbandes Kempen-Tönisvorst, den der Bischof mich bat zu leiten mit vier Pfarren und 34 000 Gemeindemitgliedern, mit knapp 100 Angestellten. Da ist jetzt eine Größenordnung erreicht, die für einen einzelnen Menschen in der Leitung nicht mehr zu leisten ist. Und ich habe schon, dass möchte ich ausdrücklich betonen, sehr viel Unterstützung durch ehrenamtlich tätige Frauen und Männer im Pfarrgemeinderat, im Kirchenvorstand, im Kirchengemeindeverband. Aber auch sie sind als Ehrenamtler nur bis zu einem gewissen Grad belastbar. Die haben Familie und Beruf.

Sie bemängeln, dass Priester von vielen nur noch als religiöse Dienstleister gesehen und verschlissen werden. Was meinen Sie damit? Können Sie einige Beispiele nennen?

Eicker Das Gefühl, ein Dienstleister zu sein, habe ich in den Momenten, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Trauung vorzubereiten, bei der nur Äußerlichkeiten wichtig sind. Ich habe das Gefühl auch, wenn die Gemeinden erwarten, dass trotz Priestermangels das gesamte liturgische Programm aufrecht erhalten wird, dass zu der Zeit, zu der die Gemeinde wünscht, dass Eucharistie gefeiert wird, der Priester dann auch da ist. Da mangelt es bei manchen an der nötigen Bereitschaft, sich auf die neue Situation einzulassen, dass heißt auch, sich auf neue Gottesdienstformen einzulassen oder gewohnte Gottesdienstzeiten umzulegen, damit das auch für den Priester noch machbar ist.

Fühlen Sie sich verschlissen?

Eicker Ich persönlich nicht, denn zum Verschleißen gehören immer zwei: derjenige, der einen verschleißt, und derjenige, der es mit sich machen lässt. Aber ich muss vorsichtig sein. Ich weiß ja auch um Kollegen, die tatsächlich verschlissen wurden, die dann im Burnout geendet sind. Von dieser Gefahr kann sich keiner frei sprechen. Da sind die Grenzen sicherlich fließend. Es geht meistens damit los, dass man erst bereit ist, seinen freien Tag zu opfern, dass man keine Auszeiten nimmt, dass man wie selbstverständlich nachts weiterarbeitet. Dann ist die Gefahr schon da.

Haben Sie Angst davor, oder ist in Ihnen derjenige, der sich nicht verschleißen lässt so stark?

Eicker Ich muss da nicht alleine drauf schauen. Ich habe Menschen in meinem Freundeskreis, die dann die Notbremse ziehen. Das gibt es auch mit Kollegen. Wir treffen uns mit einigen Kollegen regelmäßig, halten Austausch miteinander, fragen, wie es uns geht, stützen uns gegenseitig. Und wenn dann der Eindruck da ist, dass einer in eine Schieflage hineinkommen könnte, dann werden die anderen eingreifen, so wie ich das bei anderen mit anderen zusammen auch schon getan habe.

Sie sagen, in den eigenen Gemeinden könne der Priester nicht mehr mit einem allgemeinen Getragensein rechnen. Wie erleben Sie das in Kempen, und wie gehen Sie damit um?

Eicker Je weiter die Menschen von Kirche entfernt sind, desto weniger ist den Menschen bewusst, welche Aufgabe, welche Funktion ein Priester hat. Und von daher ist dann auch die Erwartung, dass seitens des Priesters bestimmte Leistungen zu erbringen sind, selbstverständlich. Es gibt schon viele, die einen mittragen, die fragen, wie es einem geht und die es auch so meinen. Insofern erlebe ich hier schon ein getragen sein. Aber ich erlebe auch, dass manche Leute — nicht böswillig, aber gedankenlos — sagen, ich solle auf mich achten. Aber zugleich erwarten sie, dass ich für ihre Gruppe heute genauso da bin wie ich es früher vor Jahren sein konnte.

Erwarten Sie von den Gemeinden, von den Gläubigen mehr Verständnis für Priester? Wenn ja, in welchen Fällen?

Eicker Ich bemühe mich, Verständnis für die Menschen zu haben, die in einer Gemeinde sind. Insofern erwarte ich auch, dass es gegenseitig geschieht. Bei manchen sehe ich das auch, bei anderen entwickelt sich das noch (lacht).

Sie sprechen von einer Ratlosigkeit der deutschen Bistumsleitungen beim Thema, wie priesterlicher Dienst in den Gemeinde in Zukunft aussieht. Woran machen Sie diese Ratlosigkeit fest? Wie sieht Ihrer Meinung nach der priesterliche Dienst der Zukunft in den Gemeinden aus?

Eicker Die Ratlosigkeit besteht zum einen darin, dass jeder Bischof in seinem Bistum in den vergangenen Jahren überlegt, wie er dem Priestermangel begegnen kann. Da gibt es keine einheitliche Linie. Das liegt natürlich auch darin begründet, dass die Situation in der Diaspora im Osten und im Norden Deutschlands anders ist als in einem katholisch geprägten Milieu in Bayern oder auch hier im Westen. Und das zahlenmäßige Verhältnis von Gläubigen zu Priester ist auch von Bistum zu Bistum sehr unterschiedlich. Die Bistümer Aachen und Essen sind sicher die Bistümer, wo die Not am größten ist. In der Vergangenheit wurde das Heil darin gesehen, größere Gemeindeverbände zu gründen. Das wurde dann noch als Lebensraum bezeichnet. Zu einem gewissen Grad geht das auch, aber zum Beispiel der Kirchengemeindeverband Kempen-Tönisvorst umfasst mindestens zwei Lebensräume.

Und wie lange halten solche Strukturen noch?

Eicker Das Ende, dass solche Strukturen noch haltbar sind, ist absehbar. Schon jetzt sind im Bistum Aachen manche Kirchenegmeindeverbände nicht mehr mit einer Leitung personell besetzt, und es finden sich kurzfristig auch keine Alternativen. Das ist schon jetzt in Viersen, Mönchengladbach-Neuwerk oder Mönchengladbach-Windberg so, um nur einige in der Nähe zu nennen. Ich könnte weitere nennen. Und da fehlt es an einer Konzeption, an einer Vision, wie Kirche organisiert werden kann mit ihren Einrichtungen, losgelöst vom priesterlichen Dienst, der an die Leitungsverantwortung geknüpft ist. Wir müssen dahin kommen, dass die, die Priester sind wieder als Seelsorger oder als geistliche Leiter, als Spirituale für Gemeinschaften ansprechbar sind, die für die persönliche Seelsorge und die geistliche Begleitung von Gruppen Zeit haben und für die Gestaltung der Liturgie und als Verkünder des Glaubens. Aber sie dürfen nicht mehr eingebunden sein in Leitungsfunktion als Dienstvorgesetzte, als Verwaltunsgleiter, und das gilt auch bei aller Enlastung, die wir haben.

Was erwarten Sie vor diesem Hintergrund vom Bischof, von der Bistumsleitung?

Eicker Es fehlt der mutige Schritt der Bistumsleitung, die Priester aus Verwaltungs- und Leitungsaufgaben völlig herauszunehmen. Das werden wir auf Zukunft auch gar nicht mehr leisten können. Aber es gibt kein Konzept, das voranzutreiben.

Sie leiten den größten KGV auf GdG-Ebene im Bistum Aachen. Nehmen Sie persönlich diese Strukturen so wahr, dass sie zu einer Entpersönlichung der Seelsorge und zu Überbelastungen führen?

Eicker Als Leiter des Kirchengemeindeverbandes bin ich Dienstvorgesetzter von mehr als 80 Mitarbeitern in unseren katholischen Kindergärten, von Kirchenmusikern, Sakristanen, Mitarbeiterinnen in unseren Pfarrbüros. Die kenne ich gar nicht alle persönlich. Und das geht nicht. Wir regeln das so, dass der noch vor Ort anwesende Pfarrer natürlich ansprechbar ist, aber nominell bin ich der Dienstvorgesetzte. Wenn Mitarbeiter ein Problem haben, müssten sie es eigentlich mit mir besprechen. Aber das geht nicht. Von daher ist der Kontakt entpersönlicht.

Sehen Sie die Notwendigkeit, dass Laien in Zukunft noch stärker als heute Verantwortung in Gemeinden tragen? Wo aber sehen Sie die Grenzen?

Eicker Ohne Laien läuft Kirche ja schon lange nicht mehr. Wenn ich sehe, was unsere Kirchenvorsteher, unsere Pfarrgemeinderäte leisten, dann ist das schon enorm. Sie sind eigentlich bis zum Rande ihrer Belastbarkeit beansprucht. Von daher müssen wir uns demnächst auch in einigen Bereichen von Dingen trennen. Ich nenne nur einmal das Kirchliche Immobilen-Management, KIM. Das kommt im nächsten Jahr auf uns zu. Da müssen wir schauen, was wir wirklich an Gebäuden brauchen, oder ob wir uns von bestimmten Immobilien verabschieden, was auch wiederum die oft ehrenamtlich getragene Immobilienverwaltung entlasten würde. Papst Benedikt XVI. hat ja das Stichwort von der Entweltlichung der Kirche gebracht. Ich glaube, es geht um die Frage, uns von Aufgaben zu trennen, die nicht ureigene kirchliche sind, um den Kopf frei zu bekommen für unsere wichtigste Aufgabe, die Weitergabe des Glaubens.

Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund, dass sich der Diözesanrat der Katholiken und das Generalvikariat beim Katholikentag in Mannheim dafür stark gemacht haben, mehr Laien in die Gemeindeleitung einzubinden?

Eicker Es gibt dieses so genannte Moderatoren-Modell, um das es da geht, an einigen wenigen Stellen, und da läuft es erfolgreich. Aber es läuft auch nur unter dem sehr hohen Einsatz von ehrenamtlichen Frauen und Männern aus der Gemeinde, die mindestens dort einen Tätigkeitsumfang haben von einer halben Stelle. Die Gemeinden, die solche Menschen in ihren Reihen finden, haben ein Chance. Es gibt aber Gemeinden, die finden keine Frauen und Männer, die ein solches Potenzial an Kompetenz und allein schon Zeit mitbringen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Bischof würde Sie bitten, eine Werbekampagne für mehr Priester zu starten. Was wäre die Kernbotschaft ihrer Werbekampagne?

Eicker (lacht) Ich würde den Auftrag nicht annehmen. Nein, ich würde ihn unter diesen Voraussetzungen nicht annehmen. Für eine Werbekampagne muss die Botschaft klar sein, muss die Zielgruppe klar sein und muss klar sein, dass das, wofür man wirbt, attraktiv ist. Und da fehlen im Moment die Rahmenbedingungen. Denn die beste Werbekampagne für den Priesterberuf der Zukunft sind heute gern diesen Beruf lebende und überzeugende Priester. Da ist die einzige Werbekampagne.

Ich gebe Ihnen zehn Satzanfänge vor, die ich Sie zu vervollständigen bitte: Seelsorge bedeutet für mich ...

Eicker ... bei den Menschen zu sein.

Mein Vorbild als Priester ist ...

Eicker ... der gute Hirte.

Die wichtigste Aufgabe des Priesters ist für mich ...

Eicker ... den Glauben zu leben und zu feiern.

Seit wir in Kempen keinen Kaplan mehr haben merke ich, ...

Eicker ... dass ich öfters Nein sagen muss als mir lieb ist.

Wenn ich Bischof wäre würde ich, um den Priestermangel zu verringern, ...

Eicker ... (nach einer langen Pause und ganz leise) Ich will nicht Bischof sein.

Dass der Priestermangel auch eine Chance bietet ...

Eicker ... wird dadurch deutlich, dass viele Menschen in den Gemeinden neue Aufgaben übernehmen.

Pfingsten gilt als das Geburtsfest der Kirche. Schenken würde ich der Kirche dazu am liebsten ...

Eicker ... eine große Portion neuer Begeisterung.

Um Priesternachwuchs zu beten lohnt sich, weil ...

Eicker ... der Beter oder die Beterin sensibel wird für die Bedeutung des Priesterseins.

Dass der Priesterberuf vor einigen Jahrzehnten noch ein gesellschaftlich hohes Ansehen genoss ...

Eicker ... hat viele junge Männer auch bewogen, diesen Beruf zu ergreifen.

Dass ich mittlerweile mehr Manager als Priester bin ...

Eicker ... bringt mich zum Überlegen, wie ich die nächsten Jahre meines Lebens arbeiten möchte.

Christian Heidrich führte das Gespräch.

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