Kempen Im Team für Aussiedler

Kempen · Die Freiwilligenagentur Kempen, die der Sozialdienst Katholischer Frauen im Auftrag der Stadt betreibt, bietet ab sofort eine Beratung für Aussiedler an. Die Idee hatte Elke Tyczynska, die seit drei Jahren in Kempen lebt.

Elke Tyczynska ist keine Aussiedlerin. Doch sie kann nachempfinden, wie sich Deutschstämmige aus Polen oder Russland fühlen, die aus einem anderen System in die Bundesrepublik kommen. Die Sächsin hat das selbst erlebt, als sie 1989 aus der ehemaligen DDR nach Essen zog. Diese Erfahrungen will sie einbringen bei der Beratung von Aussiedlern in der Freiwilligenagentur Kempen, die der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) im Auftrag der Stadt betreibt.

1400 Aussiedler seit 1989

Hans Ferber, Beigeordneter für Soziales bei der Stadt Kempen, sagt, dass die Integration von Aussiedlern verbessert werden kann. „Wir haben nicht immer den Zugang zu diesen Menschen gefunden“, räumt er ein. Von 1989 bis heute kamen nach seinen Angaben allein 1400 Aussiedler aus Polen und Russland über die Übergangswohnheime der Stadt nach Kempen. Noch einmal die gleiche Zahl von Aussiedlern zog außerhalb der Übergangsheime zu. Aussiedler, so der Beigeordneter weiter, hätten Probleme, sich zu integrieren. „Als Begründung kam wiederholt die Aussage: In Russland waren wir die Deutschen, in Deutschland sind wir die Russen“, erläutert Ferber.

Elke Tyczynska kann das gut nachvollziehen. Als Psychologin arbeitet sie viel mit Aussiedlern zusammen, die sich in Deutschland in einem für sie unbekannten System zurechtfinden müssten. Zudem müssten sie sich in einer fremden Sprache verständigen. Das führe zu Schwierigkeiten bei Behördengängen. Aussiedler neigten daher dazu, bei ihren Landsleuten um Rat zu fragen, die aber selber nicht immer vollständig informiert seien.

Elke Tyczynska möchte helfen. Sie, die seit drei Jahren in Kempen lebt und sich zuvor in Essen in der Beratung von Aussiedlern aus Polen engagierte, spricht perfekt Polnisch und Russisch. Zu Jahresbeginn brachte sie ihre Idee, eine Beratung für Aussiedler anbieten zu wollen, bei der Freiwilligenagentur vor. „Wir haben die Idee gerne aufgegriffen“, sagt Hedwig Stirken.

Über die Beratung hinaus findet es Elke Tyczynska wichtig, „Angebote für die Aussiedler zu machen, wo sie ihre Freizeit sinnvoll verbringen können“. Das fördere die Integration. Margret Mertens, die Vorsitzende des SKF, fordert zudem die Einheimischen auf, mehr auf Zugezogene zuzugehen. Hans Ferber hofft, dass die Stadt über das neue Angebot Rückmeldungen bekommt, wie sie ihre Infos weiter verbessern kann. Frage des Tages

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort