Hückeswagen Kiffen macht die Seele krank

Hückeswagen · Die Medizin-Experten im Kreis schlagen Alarm: Die schweren gesundheitlichen Folgen von Cannabis-Konsum gerade bei Jugendlichen werden immer noch verkannt. Immer mehr sind abhängig und leiden in der Folge unter Pychosen.

Mit Alkohol und Tabak geht es los. Die Einstiegsdroge Zigarette verführt laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation rund ein Viertel aller 15-jährigen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen dazu, den Tabak einmal mit Cannabis-Produkten wie Haschisch und Marihuana zu vermischen. „Bis zum 17. Lebensjahr haben über 70 Prozent aller Jugendlichen Cannabis probiert“, sagt Dr. Peter Melchers, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kreiskrankenhaus Gummersbach.

Immer mehr Jugendliche bleiben nicht beim einmaligen Probieren, sondern konsumieren Cannabis regelmäßig und landen im schlimmsten Fall mit einer schweren Psychose in der Psychiatrie. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse veranlassen den Arbeitskreis Drogenhilfe und die Fachstelle für Suchtvorbeugung nun, die Gefahren von Cannabiskonsum zum Thema in der Sitzung des Kreisgesundheitsausschusses morgen, Mittwoch, zu machen.

Angst und Halluzinationen

Dr. Ralph Krolewski vom Arbeitskreis Drogenhilfe im Oberbergischen Kreis und Dr. Peter Melchers kennen aus ihrer täglichen Arbeit die schweren gesundheitlichen Folgen jahrelangen Kiffens. „Allein im vergangenen halben Jahr hatte ich drei Jugendliche in meiner Praxis, die aufgrund von Cannabiskonsum unter schweren Psychosen leiden“, berichtet der Gummersbacher Suchtmediziner Krolewski. Monatelange Behandlungen seien notwendig, um den Jugendlichen zu helfen, Angstzustände, Halluzinationen, Antriebslosigkeit und andere Veränderungen der Persönlichkeit wieder loszuwerden.

„Durch Züchtungen ist die Konzentration eines Wirkstoffes in Cannabisprodukten um das Fünffache angestiegen“, erklärt Dr. Peter Melchers. „Das hat zur Folge, dass der Rauschstoff-Spiegel im Nervensystem höher ist als früher und dadurch heute leider viel mehr Psychosen bei den Konsumenten ausgelöst werden.“

„Wilde Mischung“

Gerade Jugendliche seien besonders empfindlich, so Melchers. Seine Patienten konsumieren nicht nur Haschisch oder Marihuana sondern dazu auch noch Amphetamine, Ecstasy und die legale Droge Alkohol. „Mit dieser wilden Mischung machen die Jugendlichen aus ihrem Gehirn einen Fußball, der immer wieder in eine andere Ecke getreten wird“, sagt Melchers. Zwischen zwölf und 20 Jahre alt sind seine Patienten, die von Cannabis abhängig sind. „Und es werden immer mehr.“

Daher engagiert sich der Chefarzt in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Suchtvorbeugung des Kreisgesundheitsamtes in der Vorbeugung und Information auch für die Eltern-Generation. „Es gibt noch einen gewaltigen Nachholbedarf, denn viele, die vor 20 oder 30 Jahren selbst mal auf einer Fete gekifft haben, unterschätzen die Folgen, die Haschisch und Marihuana in ihrer heutigen Zusammensetzung auslösen“, sagt Dr. Jorg Nürmberger.

(RP)
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