Hückeswagen Pionierarbeit am Hambüchener WegZu Hause angekommen

Hückeswagen · Bewohner und Mitarbeiter von „Haus Drei Birken“ feiern kommende Woche das 20-jährige Bestehen der Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen. Jetzt stehen große Veränderungen an, um die Zukunft zu sichern.

Das „Haus Drei Birken“ in Hückeswagen hat zwar im Oktober 1986 seine Türen für die Menschen geöffnet, aber Bewohner und Mitarbeiter feiern in der Hoffnung auf besseres Wetter schon im September. Die Hückeswagener stehen nicht allein: „Haus Drei Birken“ ist in einem Wohnverbund mit Außenwohngruppen in Wermelskirchen (mit 13 Bewohnern) und in Burscheid (mit zwei Mal sechs Bewohnern). 16 Frauen und Männer leben zurzeit im begleiteten Wohnen, das auch betreutes Wohnen genannt wird. Ab Mitte 2007 soll zusätzlich ein Wohnhaus in Radevormwald Menschen mit Behinderungen ein Zuhause geben. Zwölf Bewohner wird es aufnehmen können.

Wenn Bewohner und Mitarbeiter am 1. September feiern, dann feiern sie nicht nur das Gelingen des Projekts „Haus Drei Birken“. Bernhard Römer meint: „Hier in Hückeswagen startete das Projekt Zukunft für Menschen mit Behinderungen. Am Hambüchener Weg ist die Nachbarschaft baulich und menschlich um uns herum gewachsen.“ Die Wohnprojekte in Wermelskirchen und Burscheid folgten 1992. Das begleitete Wohnen bietet Menschen mit geistiger Behinderung und Lernbehinderung seit 2000 ein Zuhause.

Das jüngste Projekt in Hückeswagen ist die Tagesgruppe für Senioren mit Behinderung. Sechs Senioren bleiben hier seit 2001 gemeinsam aktiv und finden im Haus Kontakt zu den anderen Generationen.

Bewohner und Mitarbeiter der Wohnstätte „Haus Drei Birken“ feiern in der kommenden Woche nicht nur das 20-jährige Bestehen ihres Hauses. „Unsere Bewohner sind als Menschen mit geistiger Behinderung in Hückeswagen integriert. Es ist ein gutes Gefühl, angekommen zu sein“, sagt Bernhard Römer, Leiter des Bereichs Wohnen bei der Werkstatt Lebenshilfe. Der Erfolg gibt ihm Mut, eine tiefgreifende Veränderung in Hückeswagen umzusetzen, die die Zukunft für die Menschen mit Behinderungen sichern soll. „Wir werden die Platzanzahl im Haus verringern, um umzubauen und dann Menschen mit größerem Hilfebedarf aufzunehmen“, erklärt Römer.

Sanfte Umstellung

Keiner der 40 Bewohner von „Haus „Drei Birken“ müsse deswegen seine Koffer packen. Das versichert Römer. „Auch keiner unserer 25 Mitarbeiter muss einen Jobverlust fürchten“, sagt der Leiter des Bereichs Wohnen. Die Entwicklung soll schrittweise in den kommenden Jahren vollzogen werden. „Wir wollen für Menschen mit Behinderungen ungefähr neun Plätze weniger im Haus Drei Birken anbieten, Dafür aber unser begleitetes Wohnen außer Haus in der Stadt verstärken“, sagt Römer.

Es gibt zwei Gründe, warum der „Wohnverbund Werkstatt Lebenshilfe im Bergischen Land“ sich für diese Neuerungen entschieden hat. „Bei uns haben vermehrt Angehörige nach Wohnstätten-Plätzen für Menschen mit einem hohen oder sehr hohen Hilfebedarf gefragt. Für die intensivere Betreuung brauchen wir einfach mehr Platz“, sagt Römer. Wenn neun Bewohner weniger in „Haus Drei Birken“ leben, soll der frei gewordene Raum zu einer Vergrößerung des Wohnraums von anderen genutzt werden. „Wir werden umbauen, jedoch nur im Haus. An der Außenarchitektur soll sich nichts ändern“, sagt Römer. So sollen zum Beispiel Bäder modernisiert werden und ein Snoezel-Raum entstehen. In ihm könnten Menschen, die durch höheren Hilfebedarf auch einen größeren Bedarf an Ruhe haben, zusätzlich Entspannung finden.

Der zweite Grund: „Wir wollen unseren Bewohnern Mut zur Selbstständigkeit machen. Einige haben unnötig Angst, mit ihrer Behinderung in einer begleiteten Wohngemeinschaft oder allein in einem Appartement betreut zu leben“, sagt Römer. Wer in „Haus Drei Birken“ wohnt, hat das beruhigende Gefühl, 24 Stunden auf Hilfe zurückgreifen zu können. Und der Helfer ist nur ein paar Türen entfernt. „Natürlich kostet das begleitete Wohnen wie alles Neue wahnsinnigen Mut. Doch die Belohnung kommt durch die erste Erfolgserlebnisse, wenn jemand zum Beispiel seinen ersten eigenen Einkauf gut geplant hat“, sagt Römer. Auch hier sei Hückeswagen für ihn ein Glücksfall: „Wir haben in unserer Kleinstadt so viele intakte Nachbarschaften, die den Menschen mit Behinderung unbürokratisch helfen und zum Beispiel etwas vom Bäcker mitbringen.Toll. Danke.“

(RP)
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