Bürgermonitor Protest über die „Marslandschaft“ bei Wickesberg

Wickesberg · Ein mit Glyphosat besprühtes Feld bei Wickesberg erzürnt die Gemüter von Naturschützern.

 Unbekannte haben auf dem Feld bei Wickesberg das Protestplakat „Ausgesummt“ aufgestellt.

Unbekannte haben auf dem Feld bei Wickesberg das Protestplakat „Ausgesummt“ aufgestellt.

Foto: Stephan Büllesbach

Strahlend blauer Himmel, satt grüne Wiesen und Wälder ringsum – der Kontrast zu dem Rot des Feldes zwischen Straßweg und Wickesberg könnte nicht größer sein. Vor allem, weil es an eine Marslandschaft erinnert. Naturschützer haben bereits reagiert und inmitten des Feldes an der Kreisstraße 14 ein Protestplakat aufgestellt: „Ausgesummt“, steht dort knapp und plakativ, wobei der letzte Buchstabe in Form eines Kreuzes dargestellt ist. Über das Wort sind zwei Bienen gemalt als Hinweis auf das Insektensterben. Offenbar ist hier vor einiger Zeit das Mittel Round up und damit das in der Diskussion stehende umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat verwendet worden. Das bestätigt Ortslandwirt Dietmar Strack im Gespräch mit unserer Redaktion

Thomas Platte aus Wermelskirchen hatte am 1. Mai Freunde in Wickesberg besucht, schon vor mehr als zwei Wochen war das besprühte Feld Gesprächsthema gewesen. „Die Frage hat sich uns gestellt: Darf der Landwirt überhaupt Round up sprühen. Denn schließlich befinden wir uns hier im Wassereinzugsgebiet der Großen Dhünn-Talsperre“, sagt Platte am Bürgermonitor.

Wenn es nach Benjamin Jacob von der Lindlarer Geschäftsstelle der Landwirtschaftskammer NRW geht, lautet die Antwort: Ja, das darf er. Der Kooperationsberater, der Bindeglied zwischen den Landwirten und dem Wupperverband ist, hatte sich in dieser Woche mit einem Mitarbeiter des Wupperverbands an dem Feld getroffen. „Es ist ausgeschlossen, dass das Glyphosat negative Auswirkungen auf das Grundwasser hat“, betont er. Denn das Herbizid baue sich bei sachgemäßer Anwendung durch die Organismen im Boden sehr schnell ab. Das bestätigt Ilona Weyer, Sprecherin des wupperverbands: „Korrekt angewendet, entstehen durch das Mittel keine Auswirkungen für das Trinkwasser.“ Jacob glaubt auch nicht, dass durch Round up Insekten getötet werde, denn es sei als „nicht-Bienen-gefährdend“ eingestuft. „Das ist lediglich für die Pflanze tödlich, die Insekten fliegen dann andere Flächen an“, erläutert der Kooperationsberater.

Dass der Landwirt sein Feld bei Wickesberg mit dem Herbizid eingesprüht hat, ist laut Strack und Jacob auch aus Umweltschutzgründen geschehen. Das Maisfeld hätte umgepflügt werden können, wie das bei vielen anderen Feldern üblich ist. Allerdings gibt es hier eine starke Hanglage. Beim Umpflügen wird der Boden gelockert, der wiederum bei Starkregen davon geschwämmt werden würde. So geschehen im vorigen Jahr, berichtet der Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer. Auch blieben die Regenwürmer im Boden unangetastet, wenn der nicht mit der Egge bearbeitet werde.

Der Wupperverband und die Landwirte erforschen derzeit Alternativen, berichtet Ilona Weyer. So werde untersucht, ob alte Verfahrensweisen im neuen Gewand zum Einsatz kommen können. „Früher hat man in der Landwirtschaft zum Beispiel Hacke und Striegelgeräte eingesetzt. Wir untersuchen nun zusammen mit den Landwirten, ob sogenannte Hack- und Striegelmaschinen zum Einsatz kommen können.“ Geprüft wird dabei, ob bei ihnen die negativen Begleiterscheinungen eines Pflugs dort nicht oder nur in gemilderter Form auftreten und der Unkrautdruck, der von der Winterzwischenfrucht ausgeht, in der Sommerkultur unterdrückt werden kann. „Diese Maschinen sind zurzeit noch nicht ausgereift und sehr teuer“, berichtet die Pressesprecherin. Auch seien vergleichsweise mehrere Arbeitsschritte bei der Feldbewirtschaftung erforderlich.

Zum Landes- und Kreisverband des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) konnte am Freitag kein Kontakt hergestellt werden, um eine Stellungnahme zu dem Thema zu erhalten.

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