Gemeinnütziges Unternehmen Sport-Events für krebskranke Kinder

Hückeswagen · Die Hückeswagener Familie Voß veranstaltet Sport-Projekte, um die Arbeit von Elternvereine zu unterstützen, die sich um Familien krebskranker Kinder kümmern. Damit möchte sie, als Betroffene, etwas zurückgeben.

 Roland Voß, Geschäftsführer von „SocialSPORTS“ mit seinen Töchtern  Laura (M.) und Alena.

Roland Voß, Geschäftsführer von „SocialSPORTS“ mit seinen Töchtern Laura (M.) und Alena.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Mit der Diagnose Krebs gerät die Welt aus den Fugen. Das muss derzeit die Familie Voß erleben. Bei Tochter Alena (18) wurde vor zwei Jahren ein inoperables und diffuses Astrozytom – ein Gehirntumor – diagnostiziert. Seitdem ist nichts mehr wie zuvor. Während der langen Klinikaufenthalte ihrer Tochter erfuhr die Familie viel Unterstützung von Vereinen, Stiftungen und Initiativen. Nun sind die Hückeswagener selbst aktiv geworden und haben „SocialSPORTS“ gegründet. Als gemeinnütziges Unternehmen für soziale Projekte werden Social-Cycling-Touren organisiert. Die Spenden generieren sich aus den Startgeldern der Sportler und fließen zurück an die Vereine unter dem Dach der Deutschen Kinderkrebsstiftung.

Die Familie Voß befindet sich seit der Diagnose in einer Ausnahmesituation. Wochenlange Aufenthalte auf der Onkologie und zahlreiche Untersuchungen in Spezialkliniken für Gehirntumore waren nötig, die Kraft und Zeit gefordert haben. 6800 Kilometer sind die Eltern mit Alena in dieser Zeit gefahren.

Damit Eltern ihrem Kind zur Seite stehen können, stehen in Deutschland 41 Elternhäuser zur Verfügung, in denen Eltern während der Krankenhausaufenthalte des Kindes wohnen können. Diese Zeit ist nicht nur eine enorme physische Belastung für alle Beteiligten, sondern bedeutet in vielen Fällen auch Verdienstausfall. „Man braucht in dieser Situation aber ein Elternteil, egal wie alt man ist“, berichtet die 18-Jährige.

Für die Unterstützung ist die Familie dem Förderverein krebskranker Kinder Köln heute überaus dankbar. Deren Ziel ist es, die Lebenssituation und das Umfeld der kranken Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Familien nachhaltig zu verbessern. „Durch SocialSPORTS möchten wir nun anderen Kindern und Familien helfen und unbeschwerte Momente verschenken“, sagt Mit-Gründerin Alena Voß. Zusammen mit Mutter Ilonka, Schwester Laura (21) und Vater Roland wurde ab Februar ein Business-Plan erstellt und Partner gesucht. Die Idee fand Anklang. So gehörte SocialSPORTS zu den Finalisten bei Start2grow, dem Gründerwettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund.

Derzeit wird die Social-Cycling-Tour 2019 geplant. Als Austragungsort kommt jede Region in Frage, in der ein Elternverein oder -haus beheimatet ist. Mit einem Schirmherrn wird die Veranstaltung in der Presse beworben. Gleichzeitig sollen die Elternvereine mit der regionalen Wirtschaft vernetzt werden. „Dazu binden wir den ‚Bundesverband mittelständische Wirtschaft‘ in unser Konzept ein“, erläutert Geschäftsführer Roland Voß.

Die Premiere findet am 9. und 10. Dezember im Hanse-Repair-Eventcontainer in Hamburg statt. Es folgen Städte in ganz Deutschland von Bremen über Krefeld bis München. „Früher haben wir selbst als Sportler an solchen Sport-Events teilgenommen“, sagt Roland Voß. Jetzt ist die Familie Organisator für Cycling-Touren im Premiumsegment. „Wir möchten, dass die Sportler sich wohlfühlen und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen“, fügt der Familienvater hinzu.

Ziel ist es, das Maximale für krebskranken Kinder und ihre Familien zu erwirtschaften. Finanziert werden von diesem Geld zum Beispiel zusätzliche Pflegestellen in Kliniken, Kunsttherapeuten, die für Ablenkung im Klinikalltag sorgen, Lehrer, die mit den jungen Patienten den versäumten Unterrichtsstoff nachholen, aber auch Patienten- oder Geschwisterfreizeiten. Ein Teil der Gelder fließt an das Projekt „Fruchtalarm“, das mit schmackhaften Fruchtcocktails Abwechslung in den Klinikalltag bringt.

Für Alena ist die Arbeit rund um „SocialSPORTS“ eine Herzensangelegenheit. Sie hat während ihrer Klinikaufenthalte und auch im Freundes- und Familienkreis schon viele Menschen an dieser Krankheit sterben sehen. Die 18-Jährige hat schon eine Patientenverfügung verfasst und alles Unwichtige aus ihrem Leben verbannt. „Ich lebe viel bewusster und versuche, das Positive aus der Sache zu ziehen. Wenn man sich dagegen sträubt, vergeht nur wertvolle Zeit“, sagt sie und klingt damit viel reifer als manche ihrer Altersgenossen.

Die Hückeswagener Familie hofft nun, dass die Sportveranstaltungen deutschlandweit gut besucht werden. Roland Voß versichert, dass jede Teilnahme und Spende gut investiert ist. „Wir sind an ganz klare gesetzliche Vorgaben gebunden“, betont der selbstständige Hückeswagener, der im Hauptberuf Geschäftsmodelle designt. Eine gute Voraussetzung, um aus der Idee ein erfolgreiches, gemeinnütziges Projekt werden zu lassen.

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