Fichten im Visier Borkenkäfer greifen trockene Wälder an

Hückeswagen · Der trockene Sommer hat die Bäume in den Wäldern geschwächt, besonders Fichten sind ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Monokulturen machen es dem Schädling zusätzlich leicht.

 Zahlreiche Löcher im Stamm einer Fichte deuten auf den Befall durch Borkenkäfer.

Zahlreiche Löcher im Stamm einer Fichte deuten auf den Befall durch Borkenkäfer.

Foto: RP/Christian Albustin

Die Rinde der Fichten ist trocken und von unzähligen kleinen Löchern durchzogen. Blättert man ein Stück ab, kommen darunter die Gänge der Borkenkäfer und seiner Larven zum Vorschein. Überall im Bergischen stehen Fichten, denen der Befall anzusehen ist. Ihre Blätter sind braun, die Rinde spröde. Neonfarbene Markierungen deuten bevorstehenden Notfällungen an.

 Etliche Fichten wurden gefällt und warten auf den Abtransport.

Etliche Fichten wurden gefällt und warten auf den Abtransport.

Foto: RP/Christian Albustin

Heiner Grüter, zuständiger Förster für den Forstbezirk Hückeswagen, fährt seit gut einem Monat sein Revier ab. „Wir können noch gar nicht endgültig sagen, wie hoch der Befall ist“, sagt er. Normalerweise schüttet der Baum Harz aus, um sich gegen den Käfer zu wehren. Da die Bäume aber so trocken sind, haben sie dazu keine Reserven. „Ohne Harzfluss ist schwer zu erkennen, ob ein Baum befallen ist“, erklärt Grüter.

Der Förster schätzt, dass es auf Hückeswagener Gebiet etwa 15 Befallsherde gibt. An einigen seien nur zwei, drei Bäume befallen. An anderen 15 bis 20. Grüter „Zum Glück ist es nicht so schlimm wie etwa in Gummersbach, wo ganze Hügelkuppen rot sind vor abgestorbenen Baumkronen.“ Er rechne aber auch in Hückeswagen noch mit Schlimmerem. Erst die Witterung der nächsten Wochen und Monate sei ausschlaggebend. „Was dem Borkenkäfer wirklich schaden würde, wäre ein langer, feuchter Winter“, erklärt Grüter. Kalt und trocken würde dem Käfer nichts ausmachen, er könne Temperaturen bis minus 40 Grad aushalten.

 Bereits gefällte Bäume, die vom Borkenkäfer befallen sind.

Bereits gefällte Bäume, die vom Borkenkäfer befallen sind.

Foto: RP/Christian Albustin

„Wir arbeiten mit aller Kraft daran, den Ausflug der Käfer zu verringern“, sagte Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW. „Wir konzentrieren uns auf die frisch befallenen Bäume. Aus Bäumen, die bereits komplett rote Nadeln haben und deren Rinde abfällt, ist der Käfer bereits ausgeflogen.“ Die befallenen Bäume würden gefällt, entrindet – damit werden die Käferlarven zerstört – und aus dem Wald gebracht. So werde verhindert, dass die Käfer und seine Nachkommen neue Bäume befallen können. Als Ultima Ratio könne man die lagernden Stämme mit Insektiziden behandeln.

Dass überhaupt so viele Fichten befallen werden konnten, ist für Heinz Kowalski ein Problem, das vorherzusehen war. Kowalski ist der Waldpolitische Sprecher des Naturschutzbundes (Nabu) auf Landes- und Bundesebene. „Das war seit Langem zu erwarten, die Fichte ist kein klimastabiler Baum“, sagt Kowalski. Bäume an Waldrändern seien besonders gefährdet, da sie naturgemäß einer größeren Sonnenstrahlung ausgesetzt sind und daher stärker unter der Trockenheit der vergangenen Monate litten. „Die Waldränder öffnen sich, der Wald ist weniger gut gewappnet gegen Stürme“, warnt Kowalski.

 Zur Fällung markierte Fichte bei Dortenhof.

Zur Fällung markierte Fichte bei Dortenhof.

Foto: RP/Christian Albustin

Der Grundstein für die jetzige Problematik sei aber schon nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt worden. Damals sei Feuerholz rar gewesen und Fichten ein günstiger Ersatz. Durch die Trockenheit im Sommer geschwächt, könnten sich die Fichten aber nicht mehr zur Wehr setzen gegen den Schädling. Der Borkenkäfer bohre sich jetzt durch die trockene Rinde und lege seine Eier ab. Die Larven fressen sich ihrerseits durch die äußere Schicht des Baums, in dem die Wasserversorgung von den Wurzeln zur Baumkrone verläuft. Werden diese Kanäle durchtrennt, verdurstet der Baum. „Eichen und Buchen sind im Bergischen seit Jahrmillionen zu Hause, sie sind kaum befallen“, sagt Kowalski.

Auch die Birken, die jetzt schwächeln, würden sich im Frühjahr voraussichtlich wieder erholen. Heinz Kowalski empfiehlt deshalb: „Aus Naturschutzsicht kann ich nur sagen: Pflanzt klimastabile Bäume. Auch ein Mischwald kann funktionieren.“

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