In jedem Fall geht es darum, ob das ARZ sensible Patientendaten so weitergegeben hat, dass sie zurückverfolgt werden können. Der Verkauf der Daten an sich ist legal — und laut ARZ-Geschäftsführer Stefan Mühr auch nötig, um die Gebühren der Apotheken auf dem derzeit niedrigen Niveau zu halten. Mühr weist die Vorwürfe insgesamt zurück: "Wir liefern ausschließlich anonymisierte Daten in aggregierter Form an Marktforschungsinstitute. Das seit Jahren etablierte eingesetzte Verfahren entspricht den gesetzlichen Vorgaben des Datenschutzes."

Die Vorgehensweise des Datenschützers Lepper versteht Mühr nicht. "Aufgrund der Sensibilität der Rezept-Daten kommt nur ein Höchstmaß an Sicherheitsstandards in Frage", so Mühr, der ein deutschland- oder europaweit einheitliches Vorgehen fordert. Seiner Ansicht nach sind die Standards schon in den Bundesländern durchaus unterschiedlich. Zuletzt hatte ein Rechenzentrum in Bayern Schlagzeilen gemacht. Auch dort geht es um den Vorwurf, dass Daten nicht genügend anonymisiert worden seien, allerdings hatte der Datenschützer nichts zu beanstanden, während der Landesdatenschützer in Schleswig-Holstein den bayerischen Fall ganz klar als Rechtsverstoß gewertet haben soll.

Mehr als 74 Millionen Rezepte mit einem Volumen von rund 6 Milliarden Euro ist die jährliche Abrechnungsleistung, die die ARZ Service GmbH mit 200 Mitarbeitern für mehrere tausend Apotheken in Deutschland erbringt. Erst Ende 2012 hatte das Zentrum seinen Standort Haan bekräftigt.