Hilden Müntefering bringt Steinbrück groß raus

Hilden · Bei einem Wahlkampf-Frühstück in der Hildener Stadthalle sorgte das SPD-Urgestein für den Zwischenapplaus.

Müntefering und Steinbrück gemeinsam in der Hildener Stadthalle
20 Bilder

Müntefering und Steinbrück gemeinsam in der Hildener Stadthalle

20 Bilder

Eines hatten alle, die gestern Vormittag in der Hildener Stadthalle mit der SPD gefrühstückt haben, gemeinsam: Sie wollten Peer Steinbrück live erleben "und nicht immer nur im Fernsehen". Der Kanzlerkandidat saß bei seinem Auftritt zum Thema "Generationengerechtigkeit" in einem roten Sessel neben Franz Müntefering und dieser war es, der zusätzlich anzog: "Münte ist einfach fantastisch", befand Zuhörerin Elke Haider, die mit ihrer Tochter Marie gekommen war, "das war er immer schon."

Tatsächlich wurde das Sauerländer Urgestein immer wieder unterbrochen von Applaus und zustimmenden Zwischenrufen - eine Stärkung für Steinbrück, zweifellos. Der frotzelte zu Beginn, als er noch am Mikro stand, dass es dem Älteren erlaubt sei, sich schon einmal hinzusetzen.

Das Wahlkampf-Frühstück der Sozialdemokraten gehört einerseits in die Tour, die Steinbrück gemeinsam mit anderen SPD-Führern macht. In Langenfeld tritt er am Freitag mit Altkanzler Gerhard Schröder auf, in Leverkusen war er Dienstagabend zusammen mit Parteichef Sigmar Gabriel, in Mettmann zuvor mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Andererseits hatte der Ex-Ministerpräsident der Landes gerade in Hilden auch ein Heimspiel.

In der Itterstadt ist sein Wahlkreisbüro, im Wahlkreis Mettmann I ist er als Direktkandidat aufgestellt. Die Leute, die ihn hören wollten, kamen neben Hilden und Haan auch aus Mettmann und Monheim; der Tisch mit den ganz jungen Zuhörern gehörte den Hildener Jusos. Anna Siepen, 19, und Sarah Buchner, 18, interessiert vor allem ein Thema: gleiche Löhne für Männer und Frauen. "Das betrifft uns demnächst direkt."

Damit standen die beiden nicht allein, vielen ging es bei der "Generationengerechtigkeit" um die eigene Betroffenheit. Hans Eiselein aus Haan sieht in der sozialen Gerechtigkeit, die Steinbrück für seinen Wahlkampf ins Zentrum gestellt hat, tatsächlich ein wichtiges Thema. Der Wahlkampf ist ihm aber nicht kämpferisch genug: "Die SPD müsste sich viel stärker von der CDU abheben", sagt er.

Ähnlich äußern sich Heidi und Christian Wiedermann aus Hilden: "Wir haben das Gefühl, dass sich alles nur noch ums Geld dreht. Das Menschliche bleibt auf der Strecke." Inzwischen sind Müntefering und Steinbrück bei der Leiharbeit und den Löhnen angekommen. Während sie vom Mindestlohn sprechen, reden einige Zuhörer von der Eurokrise und davon, dass deren dickes Ende erst nach der Wahl bekannt werde. Grundtenor: Wir wählen den, der uns am wenigsten verschaukelt.

Für SPD-Mitglied Sabine Niederhuber aus Monheim ist diese Frage beantwortet. Sie will wissen, wie sich die Größen ihrer Partei so schlagen und reist deshalb dorthin, wo sie sie treffen kann. Ihr Eindruck von Steinbrück: "Er ist sehr humorvoll, aber gewöhnungsbedürftig. Man muss ihn erleben, dann schätzt man ihn ganz anders ein." Was ihre Einschätzung des Wahlkampfs angeht, ist sie ganz bei Müntefering: Der hatte die Kampagnen-Führung heftig kritisiert, und auch Niederhuber ist unzufrieden: Steinbrück sei viel zu spät aufgestellt worden.

Ulrich Wodtke aus Hilden ist gekommen, um "zu sehen, ob er meine Meinung zu den Themen noch verstärkt", wie er sagt, und auch Klaus Nagel aus Mettmann will wissen, inwieweit ihm der Kanzlerkandidat "etwas sagt". Inzwischen können Fragen gestellt werden, die Hildener SPD-Bürgermeisterkandidatin Birgit Alkenings geht mit dem Mikro durch die Reihen. Dieter Donner von der Initiative "Stopp CO-Pipeline" will wissen, wie der Kandidat zu der Leitung steht. Steinbrück verweist darauf, dass das Verfahren bei den Gerichten liegt.

(gök)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort