Hilden Karate-Do vermittelt Werte

Seit fast 30 Jahren betreibt Sahin Ince seine Karateschule an der Hans-Sachs-Straße, hat unzählige Kinder und Erwachsene in die asiatische Kampfkunst eingeführt und einige von ihnen bis in den Bundeskader trainiert. Karate, so sagt Sahin Ince, hat man erst dann verstanden, wenn man sich nicht mit Faust und Fuß, sondern allein mit der Stärke des Geistes verteidigen kann. In den Herbstferien laufen kostenlose Schnupperkurse.

 Shotokan-Karate mit Großmeister Sahin Ince (hinten): vorne Shirley Jay (11)

Shotokan-Karate mit Großmeister Sahin Ince (hinten): vorne Shirley Jay (11)

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der kleine Mohammed ist schon jetzt ein ganz Großer, zumindest was sein Auftreten betrifft: breitbeinig und fest geerdet steht der Sechsjährige in dem weißen Karateanzug im Dojo (Trainingshalle in der japanischen Kampfkunst), die Arme hält der kesse kleine Junge verschränkt vor dem Oberkörper. „Guck hier, ich hab ja schon den orangenen Gurt“, erklärt er und weist auf seinen Gürtel. Orange bedeutet, dass Mohammed kein klassischer Anfänger mehr ist, er hat schon viel im Karatetraining bei Sahin Ince gelernt, nicht nur an klassischen Übungen. „Wir müssen dem Sensei (Japanische Anrede für Lehrer) immer zuhören und wir müssen uns immer verbeugen und höflich sein und nicht rumhampeln.“

Sensei Sahin Ince lacht, er ist ein großer, kräftiger Mann mit tiefer lauter Stimme, einer mit Charisma, dem sich wohl niemand so einfach in den Weg stellen würde, einer, dem gegenüber Respekt zu zollen niemandem wirklich schwer fallen sollte. Gemeinsam mit seinem Sohn Erkan unterrichtet Ince kleine und große Kampfsportfreunde zwischen drei und knapp 80 Jahren, Eine, deren Liebe bereits seit vier Jahren dem Shotokan Karate gehört ist Shirley Jay. Mittlerweile ist die 11-Jährige im Bundeskader, gehört zu den ganz großen Nachwuchstalenten. „Ich trainiere mittlerweile täglich bis zu vier Stunden und ich würde noch mehr machen wenn ich könnte“, schwärmt die zurückhaltende Schülerin. „Der Kampfsport gibt ihr Halt und Struktur“, erkennt Shirleys Mutter Ashley Jay erfreut, „sie ist unheimlich zielstrebig geworden, hat eine hohe Frustrationstoleranz entwickelt, ist diszipliniert und geht äußerst respektvoll mit ihrem Gegenüber um. Und das Schöne ist, dass sich diese Werte so verinnerlichen, dass die Kinder sie in ihren Alltag übertragen.“

Die anderen Eltern im Wartebereich vor dem großen Dojo – durch die offene Gestaltung und die riesige Glasfront können sie das Geschehen in der Halle jederzeit verfolgen – nicken zustimmend. Sie alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht: Mit dem regelmäßigen Training werden ihre Kinder ruhiger und selbstsicherer. „Ich sage immer, Karate beherrscht man dann, wenn man sich nicht mehr mit Faust und Füßen wehrt, sondern mit der eigenen mentalen Kraft“, bringt Sahin Ince seine Sichtweise über den Kampfsport auf den Punkt. „Es geht um Selbstbewusstsein und den respektvollen Umgang miteinander. Das lernen alle hier im Training, egal wie rappelig oder ausfallend sie vorher waren.“

Sahins Frau versorgt die wartenden Eltern mit Kaffee oder Wasser, man kennt sich, ist eine große Gemeinde. Und die Kinder hängen förmlich an den Lippen ihres großen Sensei. „Ich hab keine Angst vor ihm, auch wenn er ganz groß ist“, sagt der kleine Mohammed keck und lacht, die anderen anwesenden Kinder – Eda, Besine, Jason und Janni lachen mit. Sahin Ince blickt grinsend in die Runde, man spürt, er hat einen vertrauensvollen Draht zu seinen Schülern. „Auch nach 30 Jahren habe ich noch rieisig Spaß an meiner Arbeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals etwas anderes tun möchte."

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