Haan Haan will schnellere Leitungen für Daten

Haan · Bei der Telekommunikation will die Stadtverwaltung Haan zukunftsfähig machen. Dabei könnten auch die Stadtwerke Haan helfen.

Wenn große Unternehmen einen guten Leitungsstandard benötigen, um Daten zu übertragen, dann machen Anbieter das möglich. Schließlich amortisieren sich ihre Investitionen relativ schnell. Wohngebiete im Stadtrandbereich – wie etwa Tenger-Süd, Sombers oder Erikaweg – stehen dagegen nicht im Fokus der Anbieter. Deshalb will sich die Stadtverwaltung um eine bessere Breitband-Infrastruktur bemühen. Heute Abend wird sich der Wirtschaftsförderungsausschuss mit denkbaren Schritten befassen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaussaal.

"Es hat schon Beschwerden gegeben", sagt Marita Duske, Leiterin der Wirtschaftsförderung. In den Wohngebieten Tenger-Süd, Erikaweg oder Sombers liefern die Leitungen manchmal nur 1000 Kilobyte pro Sekunde – da ist beim einfachen Surfen im Internet schon höchste Geduld gefragt, wenn es denn überhaupt möglich ist. Die Innenstadt dagegen ist sehr gut versorgt. "Wir wollen mitteilen, wie die Situation in Haan überhaupt ist und dass wir als Wirtschaftsförderung daran arbeiten müssen", umreißt Duske das Ziel der heutigen Debatte. Es habe viele Gespräche mit vielen Anbietern gegeben, berichtet die Amtsleiterin. Allerdings müsse geklärt werden, wer welche Kosten trage. Damit seien auch politische Entscheidungen gefragt.

Um die Infrastuktur zukunftssicher zu entwickeln, müssten Leerrohr-System angelegt werden. Nach und nach ließen sich Kabelverbindungen durch Glasfaser ersetzen. "Unterversorgte Gebiete müssen ausgebaut und ein Zurückfallen des gesamten Standortes verhindert werden. Wir wünschen eine diskriminierungsfreie Nutzung der Infrastruktur für alle Anbieter", macht die Verwaltung klar. Ein Hauptproblem: Die großen Carrier planen bundesweit; die speziellen Anforderungen vor Ort kommen in den Plänen nicht vor. Zudem haben nur die Telekom und Vodafone eigene Glasfaser-Zuführungen. Die Stadtwerke Haan könnten dabei helfen, die Versorgung im Stadtgebiet zu verbessern. In Langenfeld wurde gerade ein 30-Millionen-Euro-Programm zum Ausbau eines Glasfasernetzes aufgelegt. Und in Hilden beschloss der Aufsichtsrat im März, 1,5 Millionen Euro in so genannte "Backbones" zu investieren – ein Glasfaser-Rückgrat gewissermaßen, das alle Stadtteile versorgt und an dem Anbieter ihre Leitungen anschließen können. "Innerhalb von zwei Jahren wollen wir die Idee umsetzen", erklärt Sabine Müller, Sprecherin der Stadtwerke Hilden. In den Sommerferien soll zunächst das Schulzentrum Holterhöfchen (mit Berufskolleg, Helmholtz-Gymnasium, Fabry-Real- und Sekundarschule) einen Glasfaserzugang erhalten.

Bevor die Stadtwerke Haan in das Geschäftsfelt "Telekommunikation und elektronischer Datentransfer" einsteigen können, müsste deren Versorgungsauftrag – heute auf die Bereiche Wasser, Gas und Strom beschränkt – erweitert werden. Stadtwerkeleiter Stefan Chemelli kann sich vorstellen, dass es bei der Stromnetz-Bewirtschaftung Synergieeffekte geben kann.

Für den Industriepark Haan-Ost wäre der Einsatz von Richtfunk denkbar; allerdings ist das 2011 auf seine Machbarkeit hin überprüfte Projekt mangels Masse nicht umgesetzt worden. Von der Telekom liegt ein Angebot in sechsstelliger Höhe für ergänzende Systemtechnik vor. Im Technologiepark gibt es zwei Businesslösungen für die angesiedelten Unternehmen. Leerrohre sind im ersten Bauabschnitt nicht verlegt worden, sollen aber für den zweiten Abschnitt vorgesehen werden. Für Gebiete in Stadtrandbereichen könnte die Brückentechnologie Funk eingesetzt werden; hier soll ein Angebot erarbeitet werden. Zuschüsse so berichtet die Verwaltung, gibt es wohl nicht. Der Standort Haan liege laut Bezirksregierung nicht als Ballungsrandzone "in der Förderkulisse".

(RP/rl)
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