Gruiten Engagement für die Umwelt

Gruiten · In einer zweitägigen Aktion werden in Gruiten Kopfweiden beschnitten. Neben Ford-Mitarbeitern, die für zwei Arbeitstage pro Jahr für wohltätige Projekte freigestellt werden, helfen junge Migranten und Bürger.

 Zum Weidenschnitt im Champagne-Graben in Gruiten konnten die Vertreter des Nabu gestern viele freiwillige Helfer begrüßen.

Zum Weidenschnitt im Champagne-Graben in Gruiten konnten die Vertreter des Nabu gestern viele freiwillige Helfer begrüßen.

Foto: Olaf Staschick

Zum Motorsägenknattern mischt sich ein vielfältiges Stimmengewirr. Über ein Dutzend Freiwillige haben sich am Champagnegraben getroffen, um Kopfweiden zu beschneiden. Baden-Württembergisch ist zu vernehmen, französischer und russischer Akzent, der Straßen-Sprech junger Migranten.

Markus Rotzal, spiritus rector der Naturschutz-Aktion, liefert zudem Fachbegriffe. Der Biologe hat seine Masterarbeit über die einst zur Laubfutter- und Brennholzgewinnung genutzten Bäume geschrieben. Heuer diene deren Pflege der Erhaltung des "Sekundärbiotops", zu dem sie geworden sind: "Sehen sie sich doch hier mal um", sagt der kurzhaarige Mann und deutet auf weite Äcker. Ein richtiges Kleinod seien da die Dickungen – für den Bockkäfer etwa oder die Schmetterlinge.

Frisch von der Uni

Elf Bäume, sagt Robert Someschan, habe Rotzal seinem Helfer-Team als Soll ausgegeben. Es ist bereits nach gut anderthalb Stunden erreicht. Someschan lebt in Gruiten und arbeitet bei Ford in Köln als Entwicklungsingenieur. Das Unternehmen stellt im Rahmen seines "Community Involvement" Mitarbeiter für soziale, kulturelle und Umweltprojekte frei – für 16 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstage pro Jahr. Sechs Kollegen hat er heute dabei, drei davon "ganz frisch von der Uni". Sie sind begeistert. Zum einen sei dem guten Zweck gedient, zum anderen gefalle ihnen die Arbeit ("man sieht sofort einen Effekt").

Teamwork macht Spaß

Neben der Säge abseits des Weges liegen Brötchentüten. Someschan hat selbst gemachte Konfitüren dabei. Frühstückspause. Zwei Jungs flachsen, der eine hat einen Kratzer im Gesicht abbekommen, ein Ast. Mit verschränkten Armen steht Maxim Lesovskiy neben ihnen. Am Bandenfeld betreut er seit 2009 Jugendliche. Hierher habe er sie mitgebracht, um ihnen zu zeigen, dass "Teamwork" Spaß mache. Das hat Marie-Noelle Thomas längst entdeckt. Die in Hilden lebende Südfranzösin ist seit ungefähr einem Jahr immer dabei, wenn es was zu tun gibt. Von den AGNU und NABU-Aktionen habe sie aus der Zeitung erfahren.

Totholzhaufen als Biotop

"Aaaachtung!" – eine Weide fällt, hastig springt einer von Lesovskiys Adlaten im letzten Augenblick beiseite. Gesammelt wird das Totholz in einem blauen Container. Wenn er voll ist, holt ihn die 1985 als Gefährdetenhilfe in Wuppertal gegründete heutige Gesa (gemeinnützige Gesellschaft für Entsorgung, Sammlung und Ausbildung) ab. Und bringt ihn auf den Sonnborner Holzenergiehof. Der Überschuss verbleibt gestapelt an Ort und Stelle, denn auch die Totholzhaufen dienen als Biotop für Organismen. Eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur.

(RP)
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