Grevenbroich Zeitzeugen der Bombennächte gesucht

Grevenbroich · Der Bauverein fertigt nach dem Abriss des Bunkers an der Zumbuschstraße eine Dokumentation über den Bau an. Heute vor 68 Jahren herrschte in Grevenbroich noch einmal Ruhe vor dem Sturm. Es war der 13. Februar 1945, und tags darauf gingen schwere Bombenangriffe auf die Stadt nieder. In bitterer Angst flüchteten die Bürger in die Bunker. Sie wussten: Die Front rückt näher. Dieser 14. Februar war der Auftakt für weitere schwere Bombardements. Am 18. und 25. Februar kreisten die Bomber erneut. Die Alliierten besaßen längst Lufthoheit. In der Schulchronik der katholischen Volksschule Stadtmitte heißt es: "Siegesbewusst kreisten sie über unsere Heimat wie über dem eigenen Flugplatz." Auch die Volksschule wurde bei den Bombardements schwer beschädigt.

 Auf der DVD "Grevenbroich in alten Filmen" finden sich auch Aufnahmen aus der Kriegszeit sowie vom Einmarsch der amerikanischen Truppen in der Stadt.

Auf der DVD "Grevenbroich in alten Filmen" finden sich auch Aufnahmen aus der Kriegszeit sowie vom Einmarsch der amerikanischen Truppen in der Stadt.

Foto: Screenshot

Zuflucht fanden die Bürger unter anderem in dem jetzt abgerissenen Bunker an der Zumbuschstraße. Der Bauverein sucht jetzt Zeitzeugen, die dort in den Bombennächten unterkamen. Erst gegen Ende des Krieges errichtet, fanden rund 200 Bürger in dem alten Bunker Schutz. Jetzt musste das massive Bauwerk, das jahrzehntelang versiegelt war, für die Modernisierung des Flutgraben-Quartiers weichen. Im Zuge dessen treibt der Bauverein die Dokumentation über den Stollentiefbunker — so wurde er wegen seiner Bauweise genannt — voran. Michael Nowack, Vorstand des Bauvereins, möchte das Material dem Geschichtsverein übergeben. "Es wäre gut, wenn Bürger über ihre Erlebnisse in dem Bunker berichten würden", sagt Nowack.

Eine möglichst umfassende Dokumentation könnte so späteren Generationen Einblicke in das Leben in der Schlossstadt am Ende des Zweiten Weltkriegs geben. Allerdings: Solche Zeitzeugen zu finden, ist schwierig. Horst Marienfeld (71) wohnt in der Nähe des abgerissenen Bunkers. Er kennt aus seiner Nachbarschaft viele, die Erinnerungen mit dem Weltkriegs-Bau verbinden. Nur: Bombennächte haben sie dort nicht verbracht. "Die meisten haben in der Nachkriegszeit so wie ich als Steppke rund um den Bunker gespielt", sagt Marienfeld.

Mit den schweren Bombenangriffen war es in Stadtmitte Ende Februar 1945 vorbei. Große Teile der Innenstadt wurden dabei seit Ende 1944 zerstört, darunter der Bahnhof und das Gaswerk an der Zedernstraße. Viele Bürger waren nach Neuenhausen geflüchtet, da die Bombardements wegen der dort untergebrachten Lazarette glimpflicher verliefen. Grevenbroich war für die Alliierten als Industriestandort und Nachschubbahnhof für die Westfront von strategischer Bedeutung.

Am 2. März 1945 setzte das dritte Bataillon des 331. Infanterie-Regiments der 383. US-Infanterie-Division zur Eroberung der Stadt an. Bis zum Mittag des nächsten Tages dauerten die Gefechte, dann war Alt-Grevenbroich in amerikanischer Hand. Der Bunker an der Zumbuschstraße wurde nach dem Krieg verschlossen.

(NGZ/ac)
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