Grevenbroich Zeichen gegen Ausgrenzung gesetzt

Grevenbroich · Gesamtschüler organisierten die Gedenkfeier zur Pogrom-Nacht 1938.

 Mit Liedern und einer Theater-Einlage erinnerten die Teilnehmer an die frühere Verfolgung jüdischer Menschen und auch an aktuelle Ausgrenzung.

Mit Liedern und einer Theater-Einlage erinnerten die Teilnehmer an die frühere Verfolgung jüdischer Menschen und auch an aktuelle Ausgrenzung.

Foto: woi

Jiddische Lieder erklangen gestern Abend auf dem Synagogenplatz, mahnende, aufrüttelnde und auch ermunternde Worte waren zu hören. Zum siebten Mal hatte die Projektgruppe "KKG - gegen das Vergessen" der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule die Mahn- und Gedenkfeier mit mehr als 100 jugendlichen und erwachsenen Teilnehmern organisiert - zur Erinnerung an die Pogromnacht am 9. November 1938, als überall in Deutschland Synagogen brannten, jüdische Menschen verhaftet oder sogar getötet wurden. "Wir wollen Zeichen setzen gegen Ausländerfeindlichkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung - auch heute gibt es Ausgrenzung in Deutschland", betont Lehrer Thomas Jentjens, der zusammen mit Reinhold Stieber die Projektgruppe begleitet.

Ein besonderer Teilnehmer war Wilfried Johnen, langjähriger Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein. "Diese Feier ist eine Einladung zum Erinnern an sechs Millionen Opfer, für mich auch an das Leid meiner Familie - aber sie ist auch ein Zeichen der Hoffnung. Die ,KKG - Gegen das Vergessen' leistet Großartiges." Johnen rief die Schüler dazu auf: "Hinterfragt die Dinge, die ihr nicht versteht, seid kritisch."

Die Begrüßungsworte hielt Marina Habermann, die 21-Jährige ist auch nach ihrem Schulabschluss in der Projektgruppe aktiv, will gegen Antisemitismus angehen. "Bei einem Besuch in Israel haben mir europäische Juden gesagt, dass sie in Europa zunehmend Ausgrenzung erfahren." Den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart schlug auch die Theatergruppe "no.name". Szenisch stellte sie die Ereignisse in der Pogromnacht in Grevenbroich dar, wies dann auf Plakate "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" im Bundestagswahlkampf hin und mahnte: "Liebes Deutschland, erinnere Dich". Am Programm wirkte neben etlichen Schülern unter anderem der Schüler-Eltern-Lehrer-Chor, das Schulorchester und der Franziskus-Kinderchor an St. Joseph mit. In einem Gedenkmarsch ging es danach zum Jüdischen Friedhof, der von der Projektgruppe betreut wird. Die Schüler stellten dort Lichter auf der Friedhofsmauer auf.

(NGZ)
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