Grevenbroich Stadt will auch Zeltwirte zur Kasse bitten

Grevenbroich · Hinter verschlossenen Türen haben die Dezernate dem Rat ihre Spar-Liste vorgelegt. Zu den Aufregern zählt eine Gebühr für Zeltwirte auf der Kirmes. Und: Die Reinigungs-Standards in öffentlichen Gebäuden sollen reduziert werden.

 Das Schützenzelt wird aufgebaut: Künftig will die Stadt auch auf den Kirmessen mehr Geld kassieren. Die Dezernate haben dem Stadtrata die umstrittene Standgebühr für Zeltwirte vorgeschlagen.

Das Schützenzelt wird aufgebaut: Künftig will die Stadt auch auf den Kirmessen mehr Geld kassieren. Die Dezernate haben dem Stadtrata die umstrittene Standgebühr für Zeltwirte vorgeschlagen.

Im Etat-Entwurf für das nächste Jahr klafft erneut ein Riesen-Defizit: 35,6 Millionen Euro werden der Stadt voraussichtlich fehlen. Vor diesem Hintergrund hat Bürgermeisterin Ursula Kwasny die Dezernate um Sparvorschläge gebeten, die dem Rat jetzt hinter verschlossenen Türen vorgelegt wurden. Die Liste liegt unserer Zeitung vor – eine "große Nummer" ist sie indes nicht. Unter dem Strich kommen gerade einmal Einsparungen von rund 305 000 Euro heraus.

Einer der unpopulärsten Vorschläge auf der Liste: Die Verwaltung will auf den Kirmesplätzen künftig nicht nur die Schausteller, sondern auch die Zeltwirte mit Standgeldern zur Kasse bitten – das soll jährlich 39 000 Euro mehr in die Stadtkasse spülen. Der Hauptausschuss hatte sich im Mai gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen, da er Nachteile für die Schützenvereine befürchtete, die von den Zeltwirten gesponsert werden. Dennoch will die Verwaltung das Thema nun erneut in die Gremien bringen.

Theo Lys, Chef der Präsidenten der mehr als 20 heimischen Bruderschaften, Schützen- und Kirmesvereine, zeigt sich darüber enttäuscht: "Das wird Nachteile haben", befürchtet er. Denn die Zeltwirte würden die an die Stadt zu zahlende Gebühr von ihren Spenden an die Vereine abziehen. "Das wäre ein Schlag für die Schützen, die nicht nur Kirmes feiern, sondern sich das ganze Jahr für ihre Orte und die Gemeinschaft einsetzen", betont Lys. Der Präsident der Präsidenten setzt nun auf ein Gespräch mit Bürgermeisterin Ursula Kwasny, das im Oktober stattfindet: "Vielleicht kann eine andere Lösung gefunden werden."

Ein weiterer Vorschlag aus den Dezernaten: durch eine Reduzierung der Reinigungsstandards in öffentlichen Gebäuden (wie Klassenräume und Flure) sollen rund 138 000 Euro im Jahr eingespart werden. Darüber hinaus will die Stadt künftig auf ihre Info-Theke im Foyer des neuen Rathauses verzichten – damit würden 27 000 Euro an Personalkosten weniger anfallen.

Einen ordentlichen Beitrag zur Haushaltssanierung wird auch von den "Knöllchenschreibern" erwartet, die alleine im vergangenen Jahr 132 500 Euro kassierten. Weitere 1500 Euro wären – laut Dezernatsliste – jährlich möglich, wenn die Außendienstmitarbeiter fortan kassieren würden, wo bislang nur mündlich verwarnt wurde. Doch darauf will die Stadt verzichten: Das mit den Bürgern zu erwartende Konfliktpotenzial stehe in keinem Verhältnis zu den geringen jährlichen Erträgen, heißt es.

Mit Spannung erwarten die Ratsmitglieder nun eine weitere Liste aus dem Grevenbroicher Rathaus. Voraussichtlich Mitte nächster Woche wird Bürgermeisterin Ursula Kwasny die Ergebnisse der von ihr eingesetzten Projektgruppe den Politikern vorlegen. Darin sollen sich weitaus einschneidendere Sparmaßnahmen befinden. Im Gespräch ist etwa die Erhöhung der Grundsteuer B um 25 Prozentpunkte, die jährlich 580 000 Euro mehr in die Stadtkasse spülen soll. Voraussichtlich wird auch die Bewirtschaftung des Platzes der Republik und des Bahnhofs-Parkhauses angeregt.

(NGZ)
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