Grevenbroich Ex-Stadtdirektor schreibt seine "Memoiren"

Grevenbroich · "Verschattete Vergangenheit" heißt eine jetzt erschienene Broschüre. In dem kleinen Band berichtet Dr. Horst Linden über sein Leben. Mitunter blickt der 79-jährige Grevenbroicher auch im Zorn zurück.

 Der Handschlag im April 1980 täuscht: Freunde waren Stadtdirektor Dr. Horst Linden und Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath nicht.

Der Handschlag im April 1980 täuscht: Freunde waren Stadtdirektor Dr. Horst Linden und Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath nicht.

Foto: Archiv M. Reuter

Aufgewachsen ist er in ärmlichen Verhältnissen – zumindest nach heutigen Maßstäben. Sein Zuhause war ein umgebauter Pferdestall in Frimmersdorf, mit Plumpsklo auf dem Hof und einer Zinkwanne als "Badezimmer". Dennoch hat Dr. Horst Linden (79) ein Stück Grevenbroicher Geschichte mitgeschrieben – als Erster Beigeordneter und später als Stadtdirektor. Anlässlich seines 80. Geburtstages im August hat er jetzt seine Biografie herausgegeben. In der Broschüre "Verschattete Vergangenheit" wirft Linden einen Blick zurück – mitunter auch im Zorn.

Der Titel des Heftes bezieht sich auf seine schwersten Stunden – vor allem auf den 30. Juni 1987. "Nach Ablauf der zwölfjährigen Amtszeit und erschöpft von Arbeit und mehrjährigem ,Mobbing' setzte man mir im Rathaus den Stuhl vor die Tür", erinnert sich Linden. Vorausgegangen war eine für ihn eher unerquickliche Zeit mit Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath, der 1979 gewählt wurde und laut Linden eine "One-Man-Show" in der kommunalen Doppelspitze betrieben habe. Linden habe damals seine "Aufträge" meist montags erhalten. Die habe der Bürgermeister bei Festen auf Bierdeckeln notiert, "mit der Forderung nach unverzüglicher Erledigung und ,flexiblem' Verwaltungshandeln", erinnert so der 79-Jährige in seinen "Memoiren".

Die Führung der Verwaltung sei ihm mit der Zeit aus den Händen genommen worden, verschiedene personalpolitische Entscheidungen habe er nicht mittragen können – "Kommunalverwaltung nach Gutsherrenart", nennt Linden das heute. Im investiven Bereich, so entsinnt er sich, habe damals nur eine Devise gegolten: "Geld spielt keine Rolle." Heute sei die Stadt "in Auflösung begriffen", konstatiert er.

Aber nicht alles ist ernst, an das sich Horst Linden erinnert. Verschmitzt berichtet er etwa über seine Schulzeit am Gymnasium und ein wenig stolz über seine Ernennung zum Stadtamtmann im Alter von 30 Jahren. "Ich war wohl der jüngste in ganz Nordrhein-Westfalen", schreibt er. Als seine Bewerbung zum Ersten Beigeordneten Mitte der 60er Jahre in Grevenbroich scheiterte, qualifizierte er sich für den Posten durch ein Jura-Studium, das er während seiner Tätigkeit bei der Stadt aufnahm. "Nebenbei" promovierte er noch.

Beim zweiten Anlauf 1969 hat es mit dem Ersten Beigeordneten funktioniert, drei Jahre später wurde Linden zum Stadtdirektor ernannt. Für die Entwicklung Grevenbroichs und die Verbesserung der Infrastruktur seien vor allem die gemeinsamen Jahre mit Bürgermeister Dr. Hans Wattler von Bedeutung gewesen, so der 79-Jährige. Beide verstanden sich, nahmen viele öffentliche Termine gemeinsam wahr – was ihnen im Volksmund die Namen "Plisch und Plum" einbrachte, eine Anspielung auf die munteren Hunde von Wilhelm Busch.

Horst Linden hat seine Lebenserinnerungen im Auftrag des Grevenbroicher Geschichtsvereins herausgegeben. Seine biografische Broschüre wird es allerdings nicht im Handel geben. Solange es die Auflage hergibt, ist Linden aber bereit, Interessierten ein Exemplar zur Verfügung zu stellen. Kostenlos.

(NGZ)
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