Obdachlosen-Unterkunft in Grevenbroich Alte Unterkunft soll abgerissen werden

Grevenbroich · Zu alt, zu klein, zu marode – die Stadt macht sich Gedanken um ihre Obdachlosen-Unterkunft, die längst aus allen Nähten platzt. Die SPD fordert jetzt einen Abriss des Gebäudes und einen Neubau am Standort Noithausen.

 Die Obdachlosen-Unterkunft in Noithausen ist marode. Die SPD schlägt den Abriss und einen Neubau am alten Standort vor.   Foto: D. Staniek

Die Obdachlosen-Unterkunft in Noithausen ist marode. Die SPD schlägt den Abriss und einen Neubau am alten Standort vor. Foto: D. Staniek

Foto: Dieter Staniek

In den 70ern errichtet, ist die Obdachlosen-Unterkunft in Noithausen mittlerweile in die Jahre gekommen. So stark, dass die SPD das am Rittergut stehende Haus als „menschenunwürdig“ bezeichnet. „Es ist durch und durch marode“, sagt Fraktionsvorsitzender Horst Gerbrand. Die Sozialdemokraten haben sich daher in ihrer Haushaltsklausur für eine Marschrichtung entschieden: Abriss und Neubau am jetzigen Standort.

Zwar ist das am Ortseingang stehende Haus in den vergangenen Jahren immer wieder saniert worden – doch: „Es ist in einem sehr schlechten baulichen Zustand, der am besten mit dem Begriff ,desolat’ zu umschreiben ist“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. Die 21 Wohnungen seien veraltet, ebenso die sanitären Anlagen. Darauf hatte die Stadt bereits im Mai im Haupt-, Finanz- und Demografieausschuss hingewiesen – und einen Neubau ins Gespräch gebracht.

Nicht nur wegen des „abgewohnten“ Gebäudes. Auch die Entwicklung der Fallzahlen macht aus Sicht der Stadtverwaltung ein Handeln notwendig. „Die Zahl der Menschen, die wir in Noithausen unterbringen müssen, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen“, sagt Renner. 2017 lebten im Schnitt 18 Personen in dem Haus, ein Jahr später waren es 25. „Aktuell liegen wir bei 35 Menschen, die alle aus Grevenbroich stammen“, sagt Renner.

Um dem zu begegnen, hat die Stadt bereits Container-Module neben der Unterkunft aufgestellt. Diese Lösung wurde unter anderem erforderlich, um bestimmte Gruppen räumlich voneinander zu trennen – etwa alleinstehende Männer von Familien oder Frauen. Der Grund für die gestiegenen Zahlen liege zum einen am angespannten Wohnungsmarkt, sagt Renner. Zunehmend seien aber auch die Fälle, in denen die Polizei ein sogenanntes Wohnungsabstands-Gebot ausgesprochen hat – etwa nach häuslicher Gewalt.

Grundsätzlich werde es immer schwieriger, Obdachlose am Rittergut adäquat einzuquartieren. Auch die Sozialarbeiterin, die vor Ort für die Bewohner zuständig ist, sei äußerst schlecht untergebracht. Ihr fehle es in der Unterkunft an geeigneten Räumlichkeiten, etwa um in Ruhe Gespräche mit den Bewohnern zu führen.

Nachdem die Situation im Mai vorgestellt wurde, will sich die Stadtverwaltung nun mit den Ratsfraktionen abstimmen, wie mit der Obdachlosen-Unterkunft weiter vorgegangen werden soll. „Dazu liegen uns zurzeit aber noch keine Anträge vor“, sagt Stephan Renner auf Anfrage unserer Redaktion. Die SPD hat aber einen für die nächste Sitzung des Haupt-, Finanz- und Demografieausschusses am 21. November in Vorbereitung, kündigt Horst Gerbrand an.

„Eine Sanierung des bestehenden Gebäudes ist nach unserem Kenntnisstand so gut wie ausgeschlossen“, sagt der Fraktionsvorsitzende. „Deshalb werden wir für einen Neubau plädieren – und zwar am Rittergut. Denn ich glaube, es wird schwer, noch einmal auf die Suche nach einem neuen Standort in einem anderen Stadtteil zu gehen“

Die SPD wird gleichzeitig die Verwaltung auffordern, ein Präventions-Programm zu erstellen, „damit Obdachlosigkeit erst gar nicht entsteht“. Gerbrand rät dazu, dass sich die Verwaltung in dieser Sache einer entsprechenden Initiative des Landes anschließen sollte, gemeinsam mit weiteren lokalen Akteuren wie dem Bauverein oder dem Jobcenter. „Andere Kommunen haben ein solches Vorbeuge-Konzept bereit erstellt“, sagt Horst Gerbrand. „Daran könnte sich die Stadt orientieren.“

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