Goch Schule ohne Hausaufgaben

Goch · An der Liebfrauenschule gibt es nun die erste offene Ganztagsklasse. Gemeinsam lernen, vertiefen, spielen, essen bis 15 Uhr – die Tage sind ganz anders strukturiert als früher. Und Hausaufgaben sind überflüssig.

 Selbstlern-Zeiten am Vormittag. Konzentriert und ruhig. Klassenlehrerin Luzia Köhnen (links) und Bezugserzieherin Renate Kleypaß begleiten – und greifen nur ein, wenn es nötig ist. So werden Hausaufgaben überflüssig.

Selbstlern-Zeiten am Vormittag. Konzentriert und ruhig. Klassenlehrerin Luzia Köhnen (links) und Bezugserzieherin Renate Kleypaß begleiten – und greifen nur ein, wenn es nötig ist. So werden Hausaufgaben überflüssig.

Foto: Klaus-Dieter Stade

An der Liebfrauenschule gibt es nun die erste offene Ganztagsklasse. Gemeinsam lernen, vertiefen, spielen, essen bis 15 Uhr — die Tage sind ganz anders strukturiert als früher. Und Hausaufgaben sind überflüssig.

Meike van der Grinten wagte es, für ihre Tochter. Und: Die Klassenpflegschaftsvorsitzende der 1a an der Liebfrauenschule ist begeistert, jetzt schon, so kurze Zeit nach Beginn des ersten Schuljahrs. Unterrichtszeit bis 15 Uhr? Jeden Tag? Ist das nicht viel zu viel Anstrengung, gar Stress fürs Kind? "Nein", sagt Meike van der Grinten.

"Meine Tochter kommt ganz entspannt und fröhlich nach Hause. Und sie möchte die Schule keine Minute früher als um drei verlassen. Die Zeit danach haben wir dann für uns, für die Familie, es müssen keine Hausaufgaben mehr gemacht werden, das fällt alles weg."

Entspannt um drei Uhr aus der Schule kommen? Luzia Köhnen, Klassenlehrerin der 1a, wundert sich nicht. Genau so war es ja geplant. "Dadurch, dass wir bis 15 Uhr Zeit haben, dass alle 20 Kinder der Klasse auch wirklich so lange zusammen bleiben, können wir ein ganz anderes Konzept von Bildung, Erziehung und Betreuung bieten, den Tag ganz anders strukturieren."

Das bedeutet unter anderem: Es gibt nicht den "anstrengenden Vormittag" und den "weichen Nachmittag", es gibt Unterricht, der volle Konzentration erfordert, aber auch schon am Vormittag gezielt eingeplante Entspannungszeiten. Und es gibt, nun erstmals von Klasse 1 an, Zeit für wirklich selbstständiges Lernen. Bedenken von außen, diese geförderte und geforderte Selbstständigkeit könne Erstklässler überfordern, haben sich ganz schnell zerstreut.

Selbstlernzeit — die die besagten Hausaufgaben überflüssig macht — auch schon am Vormittag. Zeit, in der die Kinder selbstständig erkennen sollen, wo sie was nachzuarbeiten haben, was sie vielleicht noch nicht verstanden haben. Schulleiterin Engeline Aymans erklärt: "Die Kinder arbeiten also nicht nur selbstständig den Unterricht nach — sie lernen von klein auf, zu erkennen, was nötig ist, zu entscheiden, was sie noch selbstständig lernen müssen."

Und wenn das hier und da nicht klappt — dann ist — auch und gerade in diesen Selbstlernphasen — Klassenlehrerin Luzia Köhnen da. Gemeinsam mit Renate Kleypaß, der so genannten Bezugserzieherin im Ganztag, schaut sie wie die Kinder das machen. Leistet gegebenenfalls Unterstützung. Ganz individuelle Betreuung also. In einer Klasse mit gerade mal 20 Mädchen und Jungen funktioniert das hervorragend.

Wechsel zwischen gemeinsamem Unterricht und selbstständigem Lernen, zwischen "anstrengenden" und "weichen" Fächern, zwischen Stillsitzen und Bewegung. "So verläuft der Tag in einem Rhythmus, der den kindlichen, lernpsychologischen und biophysischen Bedürfnissen — Denken und Toben — entspricht", so Engeline Aymans. "So ist die offene Ganztagsklasse keine Einrichtung, die mehr Unterricht zum Ziel oder zur Folge hat, sondern ein freundlicher Ort zum Leben und Lernen."

(RP/rl)
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