Karneval GGK verleiht Orden an „Seine Eminenz“

Goch · Heinz Roters, Büttenredner aus Xanten, ist 59. Ordensträger für „hervorragende Verdienste um den niederrheinischen Karneval“.

 Heinz Roters (Mitte) erhält den Orden der 1. Gocher Karnevalsgesellschaft.

Heinz Roters (Mitte) erhält den Orden der 1. Gocher Karnevalsgesellschaft.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Wir haben wieder einmal über den Tellerrand geschaut“, so beschreibt Jörg Lang, Vorsitzender der 1. Gocher Karnevalsgesellschaft (GGK) Rot-Weiß, die Wahl des diesjährigen Ordensträgers für „hervorragende Verdienste um den niederrheinischen Karneval“. Der Tellerrand ist in diesem Fall der Kreis Kleve, denn der Ordensträger kommt aus Xanten und ist als Karnevalist hauptsächlich in der Bütt unterwegs. Er heißt Heinz Roters alias „Seine Eminenz, der Kardinal“ oder auch „Don Camillo“. Dies nämlich ist die Rolle, die er seit gut 20 Jahren als Büttenredner des Xantener Karnevalsvereins „Halt Pölje“ verkörpert.

Wie er berichtet, fing alles damit an, dass er und seine Ehefrau einmal eine Sitzung von „Halt Pölje“ besuchen wollten, aber es gab keine Karten mehr. „Dann haben sie mich gefragt, ob ich denn eine Büttenrede könnte“, erzählt Roters. Konnte er. Geboren und aufgewachsen in Obermörmter half er schon früh seiner Mutter beim Dichten von Liedern für Schützenfeste, Familienfeiern und Heimatabende. Bei der gereimten Form der Rede blieb er, trat auf als „Kegelbruder“, „Baby“, „Putzfrau“, „Hausmeister“. Der „Don Camillo“ in der Domstadt Xanten aber stand ihm so gut, dass er dabei geblieben ist. „Ich komme mit Eimer und Pinsel und segne das Narrenvolk. Und mein Einzugslied ist ,Die Hände zum Himmel’“.

Der Spaß, den er dabei wohl haben muss, ist ihm deutlich anzumerken. Gut vorstellbar ist ebenso die Begeisterung der Jecken, die ihm zuhören. Der 59. Ordensträger der Gocher Rot-Weißen war diesen bisher ganz unbekannt. Wie Jörg Lang erzählt, erhielten sie den heißen Tipp, dass dort in Xanten jemand sei, der die Ehrung verdiene, von Theo Brauer, Altbürgermeister von Kleve, Vollblutkarnevalist und GGK-Ordensträger der vergangenen Session. „Wir sind über einen solchen Tipp ganz dankbar“, erklärt Achim Verrieth, Sitzungspräsident der GGK, „denn wir schauen gerne mal über den Tellerrand. Heinz Roters ist unser zweiter Ordensträger aus Xanten.“

Auf der langen Liste der Geehrten finden sich auch zahlreiche Karnevalisten aus Goch, Kleve und Umgebung. Vertreten sind außerdem Nimwegen, Veert, Straelen und Viersen. „Ich finde, wir haben wieder einen würdigen Ordensträger“, sagt Jörg Lang. Franz van Berkum, Ehrenvorsitzender der GGK, ergänzt, dass es auch schön ist, dass Roters Büttenredner sei. Roters selbst sagt, es sei ihm eine große Ehre. „Das ist wie ein Oskar für mich“, lächelt er und ist sich sicher, dass daraus eine Freundschaft mit den Gochern entsteht.

Seine Büttenreden schreibt er nicht auf dem Computer, sondern auf Collegeblocks. Das Versmaß ist ihm wichtig, das feilt er sorgfältig aus, denn „es soll nicht alles auf „Herz“ und „Schmerz“ enden“. Der ursprüngliche Karneval, gerade in kleineren Dörfern, bedeutet ihm viel. „Karneval ist eine Stärkung des Lebens“, ist er überzeugt. Von Beruf war Roters Lehrer, Schulleiter in Düsseldorf und an der Xantener Viktor-Grundschule. „Auch als Lehrer ist es wichtig, mehrmals am Tag zu lachen, sonst stimmt die Pädagogik irgendwie nicht“, betont er.

Der 68-Jährige ist nun Pensionär und kann sich seinen närrischen Tätigkeiten noch intensiver widmen. Dazu gehört auch das Amt des Sitzungspräsidenten und die Mitgestaltung des Programms im Xantener Karneval. Außerhalb der fünften Jahreszeit engagiert sich der Ordensträger als ehrenamtlicher Patientenfürsprecher im Krankenhaus, ist Mitglied im Lion’s Club und im Kirchenvorstand. Geerbt von der Mutter hat er noch die Liebe zum Schützenwesen, wo er ebenfalls aktiv ist. Und die Familie? „Die steht dahinter“, versichert der Vater zweier erwachsener Kinder. „Bei uns hängen die Luftschlangen schon am Weihnachtsbaum – zur Einstimmung.“

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