Goch Gocher Geschichtsbrunnen restauriert

GOCH · Nach mehr als 35 Jahren hatte der Brunnen am Steintor eine Überarbeitung dringend nötig. Wasserzuleitungen wurden repariert, der wurde Stein gesäubert und Mikrorisse wurden versiegelt.

 Der Geschichtsbrunnen wurde 1985 geschaffen von dem Gocher Künstler Udo Sander und 1986 der Öffentlichkeit übergeben.

Der Geschichtsbrunnen wurde 1985 geschaffen von dem Gocher Künstler Udo Sander und 1986 der Öffentlichkeit übergeben.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Wasser floss nur noch als schwaches Rinnsal, der helle Sandstein war von Algen und Schmutz dunkel. Es bestand kein Zweifel: der Gocher Geschichtsbrunnen am Steintor hatte eine Generalüberholung dringend nötig. Angeregt durch den Gocher Heimatverein wurde der Brunnen, 1985 geschaffen von dem Gocher Künstler Udo Sander und 1986 aus Anlass des ersten Mai- und Brunnenfestes der Öffentlichkeit übergeben, restauriert. Die Wasserzuleitungen wurden repariert, der Stein wurde gesäubert und vor allem: Mikrorisse, die sich im Laufe der Jahrzehnte in dem Sandstein gebildet hatten, wurden durch eine Kevelaerer Steinmetz-Firma geschlossen und versiegelt.

Der Gocher Geschichtsbrunnen wurde vom Gocher Heimatverein 1985 gestiftet. Udo Sander wurde 1946 in Mönchengladbach geboren und lebt als freischaffender Künstler in Hommersum. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und wurde 1971 zum Meisterschüler ernannt. Er arbeitete auch als Kunsterzieher am Gocher Gymnasium.

„Das Wasser fließt wieder, der Brunnen ist wieder gebrauchsfähig“, sagte Bürgermeister Ulrich Knickrehm, als der Brunnen nach der Restaurierung erneut der Öffentlichkeit übergeben wurde. Diese erste aufwendige Sanierung nach über 35 Jahren wurde finanziert durch die Gocher Stadtwerke und die Bürgerstiftung Niederrhein („Papa Klein – Stiftung“). Sandra Denissen, Prokuristin bei den Stadtwerken, sagte: „Wasser ist wichtig für uns, es ist etwas Lebendiges. Wir als Stadtwerke haben diese Maßnahme gerne unterstützt.“ Stephan Mann, bei der Stadt Goch Fachbereichsleiter für Kultur und Integration, dankte dem Heimatverein, dass er auf den schlechten Zustand des Brunnens aufmerksam gemacht hat. „Natürlich zehrt das Wasser am Stein. Nun sind die Risse ausgebessert, der Stein ist sandgestrahlt, und der Brunnen wird erhalten“, sagte er.

Adolf Schreiber, Sprecher der Bürgerstiftung Niederrhein, fügte an, der Steinmetz habe eine jährliche Überholung angemahnt. „Wir hoffen, dass die Stadt Goch hierfür einen Betrag reservieren wird“, so Schreiber. Es war in den 35 Jahren, die der Brunnen nun am Platz vor dem Steintor steht, die erste gründliche Restaurierung. Karl-Heinz Meuskens, sowohl Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Niederrhein als auch Vorstandsmitglied im Heimatverein, teilt mit, die Stadt habe zwar ab und zu Reinigungen am Stein durchgeführt und auch die Wasserzuleitungen überprüft, jedoch die Risse, die das Wasser im Sandstein verursachte, konnten dadurch nicht verhindert werden. Jetzt wurde das empfindliche Material mit wasserabweisendem Silikonharz bestrichen.

Der Brunnen zeigt sich nun hell und sauber, wenn auch das stetig fließende Wasser recht schnell Spuren hinterlassen wird. Wer sich den Brunnen einmal wieder genauer anschaut, kann jetzt die verschiedenen Elemente, die auf die Stadtgeschichte verweisen wiederentdecken. Udo Sander erklärte bei der Präsentation des restaurierten Brunnens wie er bei der Gestaltung Vergangenheit und Zukunft miteinander verbunden hat. Der Sockel verweise mit seiner an römische Fragmente erinnernden Form auf die frühe Siedlungsgeschichte. Das vergitterte Fenster stehe für „Gefängnis“, wechselnde Machtverhältnisse, könne aber auch „Schutz“ bedeuten.

Der Frosch habe einen Bezug zur Hommersumer Auenlandschaft, die Ratten wiederum zeigten Plagen und Seuchen des Mittelalters an. Der Frauenkopf ist eine Nachbildung eines figürlichen Restes aus dem Kreuzgang des Klosters Graefenthal. „Diesen Frauenkopf habe ich zitiert, weil die gebildeten Nonnen auf Graefenthal sozusagen das geistige Know-How der Stadt waren. Man fragte sie um Rat“, erläuterte Sander. Die hängende Stoffbahn darunter zeigt die Weberei an, die einst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt war. Die Spirale schließlich im oberen Teil symbolisiert die Zukunft, in den 80er Jahren zum Beispiel war der Bau der Autobahn 57 ein Stück Zukunft für Goch.

Zur Zukunft des Standortes des Brunnens gleich neben dem Steintor, dem wichtigsten historischen Wahrzeichen der Stadt, sagte Bürgermeister Knickrehm auf Anfrage: „Für diesen Platz hier liegt ein Antrag des Heimatvereins vor, der eine Neugestaltung vorschlägt, bei der Autoverkehr, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt sein sollen. Insgesamt soll das Umfeld des Steintors verbessert und aufgewertet werden.“ 

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