Irgendwo werden sie heute Abend stehen — auf einer der Tribünen im knapp 54 000 Zuschauer fassenden Stadion in Mönchengladbach, der Heimat der Borussia, die in diesen Tagen aber vollends in Frauenhand ist. Den genauen Einsatzplan gibt's zwar erst im Laufe des Tages, auf jeden Fall aber sind Christiane Cürvers, Raphael Bloemen und Tanja van Cleef als freiwillige Helfer dabei, wenn die deutsche Nationalmannschaft um 20.45 Uhr zum dritten Vorrundenspiel gegen Frankreich aufläuft.

Aufgabe: Gäste betreuen

Und zwar im besten Sinne des Wortes. Denn als drei von insgesamt 4000 Volunteers unterstützen sie bei dieser Weltmeisterschaft das Organisationskomitee. 282 davon arbeiten in Mönchengladbach, die dafür sorgen, dass der brasilianische Fan seinen Platz ebenso findet wie der Lkw, der die Speisen anliefert. Und ein bisschen sind sie auch Botschafter der guten Laune, die Speerspitze der Gastgeber sozusagen, und die neuen Freunde der Gäste aus aller Welt, die nichts anderes wollen als ein Fest zu feiern.

Jeweils an den Spieltagen sind sie im Einsatz: der 28-jährige Bloemen aus Wachtendonk und die 20-jährige Rheurdterin van Cleef im Gästeservice; die 20-jährige Cürvers aus Walbeck hilft im "Protokoll" und betreut die VIP-Gäste.

Nett ausgedrückt könnte man die Gelderländer auch als "Mädchen für alles" bezeichnen, weil sie immer dann gefragt sind, wenn Zuschauer und Ehrengäste nicht mehr weiter wissen. "Vereinfacht gesagt, geben wir Orientierungshilfen", erklärt van Cleef. Heißt: den Fußball-Fans als Platzeinweiser in den Blöcken behilflich sein oder — wie es das Protokoll vorsieht — den Ehrengast wenn nötig zu seinem Sitz begleiten. Für Christiane Cürvers kann das auch bedeuten, dass sie sich vor den Spielen Dutzende Fotos anschauen und die dazu passenden Namen der Prominenten lernen muss. Dafür gibt es Listen, die an die Volunteers verteilt werden. "Denn Verwechslungen wären ziemlich peinlich", wie Cürvers schmunzelnd erzählt.

Schon jetzt sind alle Drei vom Abenteuer WM begeistert. Das Spiel der Brasilianerinnen gegen Australien haben sie bereits hinter sich, "und die Stimmung war klasse", erinnert sich Bloemen. Mehr als eine Karte für den öffentlichen Nahverkehr und die Volunteer-Kleidung gibt es als Lohn zwar nicht, "dafür aber Erfahrungen, die uns niemand mehr nimmt. Wir lernen Leute von überall auf der Welt kennen und unternehmen untereinander viel — das ist eine tolle Zeit", finden alle Drei.

Gesprochen wird neben Deutsch meist Englisch oder Französisch — und wenn das nicht reicht, "dann eben mit den Händen und Füßen", erklärt van Cleef. Irgendwie versteht man sich — weil der Fußball eint. Auch die beiden jungen Frauen haben selbst schon die Fußballschuhe geschnürt: Tanja in Rheurdt und Wachtendonk, Christiane in Nieukerk. Raphael Bloemen ist seit sieben Jahren Jugendtrainer beim TSV Wa./Wa. Da überrascht es nicht, dass sich das Trio beworben hat. Bereits beim letzten Länderspiel der Herren gegen Australien waren sie im Borussia-Park aktiv.

Ihrem persönlichen Höhepunkt, dem Spiel der Deutschen heute Abend, fiebern sie aber besonders entgegen. "Das Stadion ist ausverkauft, und die Stimmung wird super sein", glaubt Bloemen, der sich auf einen außergewöhnlichen Abend und seine Arbeit freut.

Mag sein, dass die Drei vom Spiel gar nicht alles mitbekommen. In diesem Fall aber ist Dabsein alles.