Geistlicher vor dem Ruhestand Priester mit vielen Gesichtern

GELDERN/REES · Wenn Heiner Dresen jetzt in den Ruhestand geht, hat er eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich – vor allem für einen katholischen Priester.

 Als Musicaldarsteller wirkte Heiner Dresen in „Joseph“ mit.

Als Musicaldarsteller wirkte Heiner Dresen in „Joseph“ mit.

Foto: Latzel/Latzel, Sebastian

Heiner Dresen muss etwas überlegen, dann antwortet er zweimal mit „Ja“. Ja, er würde auch heute noch einmal die Entscheidung treffen, Priester zu werden, und ja, rückblickend seien seine persönlichen Abschnitte zu der Zeit immer die richtigen Schritte gewesen. Und für einen Geistlichen waren das viele, ungewöhnliche Abschnitte. Heiner Dresens Lebensgeschichte kann nicht auf das Amt des Priesters reduziert werden. Er war auch Schauspieler, Musical-Darsteller oder Organisator von Kreuzfahrt-Programmen.

Geldern hat dabei neben seiner Heimatstadt Rees eine besondere Bedeutung für den 59-Jährigen. Hier absolvierte er seine Zeit als Kaplan, hierhin kam er zurück, als er wieder den Einstieg in die Gemeinde suchte. Damals lebte Dresen gerade in Hamburg und organisierte dort für Hapag Lloyd das Bordprogramm der Kreuzfahrten. Er kaufte Künstler ein, gestaltete die Abende, kümmerte sich auch um die Seelsorge. Als es dann die Möglichkeit gab, in Geldern einzusteigen, machte er Nägeln mit Köpfen. „Wenn Geldern nicht gewesen wäre, dann wäre ich heute wahrscheinlich immer noch in Hamburg“, sagt Heiner Dresen.

 Heiner Dresen bei Jekyll and Hyde in Bremen

Heiner Dresen bei Jekyll and Hyde in Bremen

Foto: Latzel/Latzel, Sebastian

Die Entscheidung, wieder nach Geldern zu gehen, traf er genauso bewusst wie die Entscheidung, sich 1996 vom Priesterdienst freistellen zu lassen. Er widmete sich seiner zweiten Leidenschaft, der Schauspielerei. Sein erstes größeres Engagement hatte er beim Musical „Joseph“ in Essen als singender Koch, weitere Stationen folgten. Dass er Priester war, habe oft dazu geführt, dass die Kollegen im Ensemble ihn etwas reserviert aufnahmen. „Doch im Laufe der Zeit wurde ich für viele zum Ansprechpartner, wenn es um persönliche Probleme ging“, sagt Dresen. Seelsorger war er nämlich auch weiterhin, auch in den Gemeinden der jeweiligen Spielorte war er als Priester aktiv. Auf der Bühne dagegen gab es für ihn immer eine klare Trennung. „Da bist du Schauspieler und spielst eine Rolle, da bist du nicht Priester“, stellt er klar. „Wenn ich ein Stück spiele, hat das mit Priestersein nichts zu tun, es geht da zwar auch um Herzblut, aber die geistliche, spirituelle Ebene fehlt.“ Eine Heilige Messe sei nun einmal etwas anderes als 45 Minuten Theater. In seiner Zeit als freigestellter Priester bekam er kein Geld vom Bistum. Der Bischof wollte Heiner Dresen eigentlich ein Sabbatjahr einräumen, in dem er auch weiter Bezüge bekommen hätte. „Aber ich wollte keine bequeme soziale Hängematte, ich wollte mir mein Geld selbst verdienen.“ Das tat er mit den unterschiedlichsten Engagements. Auf der Bühne, im TV, auf dem Kreuzfahrtschiff. Dass seine Zeit als aktiver Priester dort endet, wo sie begonnen hat, passt für ihn irgendwie. Daher ist es für Heiner Dresen auch keine Frage, weiterhin in Geldern zu bleiben. Hier will er das Team so gut es geht unterstützen. Offiziell ist aber am 27. Januar Schluss. Dann nimmt er im Gottesdienst um 10 Uhr aus gesundheitlichen Gründen Abschied von der Gemeinde. Anschließend ist noch ein kleiner Empfang im Pfarrheim geplant.

 Pastor Heiner Dresen in Geldern

Pastor Heiner Dresen in Geldern

Foto: Latzel

Dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren, bedrückt ihn. Dass jemand austrete, das akzeptiere er. Aber dann dürfe auch kein Hintertürchen mehr für Hochzeit oder Beerdigung offen bleiben. „Mir hat mal jemand gesagt: Ich gehe sonntags nicht in die Kirche, da gehe ich im Wald joggen. Ich habe geantwortet: Dann lass’ dich auch vom Förster beerdigen.“ Klare Worte eines Mannes, der viele Einblicke in Bereiche abseits des normalen Priesteralltags bekommen hat. „Gemeinschaft ist mir einfach wichtig, und wer austritt, der zeigt damit, dass Gemeinschaft nicht mehr gewollt ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort