Rees Reeserin bringt Fußball nach Kambodscha

Rees · Eva-Lotte Gottwein arbeitet als Freiwillige in Kambodscha. Sie berichtet von ihren Erfahrungen.

"Barang, Barang!" Ein kleiner kambodschanischer Junge zeigt auf uns und teilt dem Rest der Familie mit, dass er Ausländer gesichtet hat. Also uns. In Oudong, einem kleinen Dorf nordwestlich der Hauptstadt Phnom Penh, ist man es einfach nicht gewohnt, Menschen mit weißer Hautfarbe zu sehen.

Seit September arbeite ich für die Berliner Vereinigung Junger Freiwilliger (VJF) an einer Landschule nahe Oudong. Dort werden im Auftrag der deutschen Organisation Chibodia 350 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 20 Jahren unterrichtet. Die Landschule ist eine zusätzliche Schule. Die Englisch- und Computerkenntnisse, die hier vermittelt werden, helfen den Schülern, einen Studienplatz oder einen besseren Job zu bekommen.

Seit kurzem sind es zwei Klassen, die ich allein unterrichte. Es handelt sich um eine "Extra Class", in der ich sechs Schülern mit Verständigungsschwierigkeiten die englische Sprache beizubringen versuche. Die andere Klasse ist eine "Computer Class". Hier war der Unterricht anfangs besonders schwierig, da einige Schüler noch nie vor einem Computer gesessen hatten. Eine dritte Klasse unterrichte ich mit Svenja, einer anderen Freiwilligen. Das ist auch dringend nötig, weil in dieser Klasse 47 Schüler sind. Mit viel Humor und zehnfachen Wiederholungen schaffen wir es, den jungen Kambodschanern die englische Sprache ein bisschen näherzubringen. Jeden Morgen treffen wir uns mit den Lehrern und Lehrerinnen unserer Schule, um auch deren Englischkenntnisse zu verbessern. Im Gegenzug bekommen wir Unterricht in Khmer, der Landessprache Kambodschas.

Aktuell versuchen wir, eine Mädchen-Fußballmannschaft auf die Beine zu stellen. Anfang Dezember fand in Phnom Penh ein Workshop statt, der mit einem kleinen Turnier endete. Eine Woche lang haben wir auf einem bescheidenen Fußballplatz, der eigentlich ein Acker ist, trainiert. Da sich viele der Mädchen keine Schuhe leisten können, haben wir alle barfuß gespielt und ein paar schmerzende Füße in Kauf genommen. Die Mädchen waren so begeistert, dass wir beschlossen haben, ab jetzt jede Woche zusammen zu spielen. Sobald sich für uns die Gelegenheit ergibt, werden wir auch gegen andere Teams antreten.

Ich konnte mich in Kambodscha fast ohne Probleme gut einleben: Man tausche 15 Grad Celsius gegen 30 Grad, den Supermarkt gegen einen traditionellen Markt und die Fichten gegen Palmen. Ungewohnt sind diese Umstellungen besonders zur Winterzeit.

Eva-Lotte Gottwein wird ein Jahr lang in Kambodscha bleiben. Sie ist ehemalige Aspel-Abiturientin.

(RP)
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