Fußball Reiter: FCR Duisburg braucht professionellere Strukturen

Duisburg · Sportlich ist der Klassenerhalt des Frauenfußball-Bundesligisten praktisch besiegelt. Im Zuge des Insolvenzverfahrens sucht der Verein weiter nach Einnahmequellen, was sich schwierig gestaltet.

Bekennender Fußballfan zu sein ist im Fall von Dr. Gregor Reiter wahrlich nicht die schlechteste Voraussetzung. Reiter ist Anwalt und als aktueller Sanierungsvorstand des FCR 2001 Duisburg in Zusammenarbeit mit Insolvenzverwalter Dr. Andreas Röpke damit beschäftigt, die drohende Insolvenz des Frauenfußball-Bundesligisten abzuwenden.

Ein Fall wie jeder andere ist der FCR für Reiter also gewiss nicht, der versichert, "mit Hochdruck" an der wirtschaftlichen Rettung des einstigen Vorzeigevereins im deutschen Frauenfußball zu arbeiten. Mit dieser Rettung würde dann die Rücknahme des entsprechenden Antrages einhergehen. Dass beim FCR nach der Antragstellung im Januar und einer ersten öffentlichen Pressekonferenz Mitte Februar von Röpke und Reiter das Thema Insolvenz in der öffentlichen Wahrnehmung wieder etwas abnahm, bedeute aber keineswegs ein Stillstand der Verhandlungen, so Reiter.

Parallel zum Bemühen, den sportlichen Fortbestand in der Bundesliga zu sichern, wurden im Hintergrund Strategien zur Sanierung entwickelt. Die finanzielle Lücke liegt bei rund 250 000 Euro. Welcher Teil davon bereits aufgebracht werden konnte, darüber gibt es keine öffentliche Aussage. Dass es sich aber vielleicht schwieriger gestaltet als angenommen, wird zwischen den Zeilen deutlich. "Die vergangenen Wochen bestanden auch darin, die Vergangenheit aufzuarbeiten", sagte Reiter. Der aktuelle FCR-Chef ist allerdings weit davon entfernt, Schreckensszenarien zu malen. "Was aber Fakt ist: Wir müssen über die bestehenden Sponsoren hinaus frisches Geld besorgen, andernfalls wird es für den FCR aus wirtschaftlicher Sicht tatsächlich schwierig."

Bei allen Bemühungen stehen die Klubverantwortlichen in engem Kontakt mit dem Deutschen Fußball-Bund, der über alle Sanierungsfortschritte informiert wird. Seinen Zulassungsantrag für die kommende Saison hat der FCR fristgerecht zum 15. März in Frankfurt abgegeben. Vergangene Woche wurden weitere Unterlagen nachgereicht.

Positiv für den FCR wirkt sich dabei aus, dass im Lizenzierungsverfahren für die erste Bundesliga finanzielle Restriktionen – vergleichbar mit denen der Männer – erst zur übernächsten Saison gelten. Eine langfristige Entspannung der Finanz-Situation ist aber auch deswegen erforderlich. Und darauf pochen Reiter und Röpke, die das Verfahren bis spätestens Herbst abgeschlossen sehen möchten. "Natürlich würde es kurzfristig helfen, wenn uns jemand eine sechsstellige Summe zur Verfügung stellt. Ab der Saison 2014/15 gelten jedoch veränderte Bedingungen, auf die sich der neue Vorstand einstellen muss. Daher ist es wichtig, langfristig Perspektiven zu schaffen. Das gilt nicht nur für den wirtschaftlichen Bereich, sondern auch für die internen Strukturen des Vereins. Der FCR muss professioneller werden", fügte Reiter an. "Wir werden den Verein so aufstellen, dass sich ein Szenario wie das aktuelle nicht wiederholt."

Auf den wöchentlichen Vorstandssitzungen wird intensiv nach Lösungen gesucht, neue Geldgeber zu finden. Die Hilfsaktionen, die Fans, Gönner wie auch sportliche Gegner in den vergangenen Wochen auf die Beine stellten, bezeichnet Reiter als phänomenal. "Aber die erreichte Summe reicht zur Rettung bei weitem nicht aus. Wir sind darauf angewiesen, neben den bestehenden Unterstützern größere Sponsoren zu gewinnen", so der Anwalt, der betonte, dass dieses Unterfangen "sehr schwierig wird".

Am Donnerstag findet ein weiteres Treffen mit Gläubigern statt. Weiterhin sei man bestrebt, die Sponsoringaktivitäten breit aufzustellen. Reiter spricht von vier bis sechs größeren Gönnern, die dem FCR fehlen. Neue Namen kann er konkret aber nicht nennen. "Die Gespräche laufen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sponsoren ihre Zusage zunächst unter dem Vorbehalt geben, dass die Sanierung gelingt", fügte Reiter an. Heißt: Geld fließt, wenn damit die Gesamtlücke behoben werden kann. Reiter setzt auf einen Mitnahme-Effekt. "Die sportliche Leitung hat entschieden, geschlossen weiter für den FCR zu arbeiten und damit den ersten Schritt in die Zukunft getan. Ich würde mir wünschen, dass sich auch ein erster großer Sponsor outet und damit weitere mitreißt. Für eine Prognose in die eine oder andere Richtung ist es aber noch zu früh."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort