Duisburg Nach Schlangenbiss vorübergehend in Lebensgefahr

Duisburg · Das Klinikum rettet mit Unterstützung vieler weiterer Helfer einen 25-jährigen Duisburger, der Schlangen züchtet.

Solch ein medizinischer Fall ist die absolute Seltenheit in Deutschland — und im Duisburger Klinikum. Wie erst jetzt bekannt wurde, suchte kurz vor Weihnachten ein 25 Jahre alter Duisburger Schlangenzüchter die Zentrale der Notaufnahme im Klinikum Duisburg auf. Kurz zuvor hatte ihn eines seiner Tiere, eine Schwarzschwanz-Klapperschlange, in die linke Hand gebissen. Die war nun angeschwollen und gerötet.

Für die Ärzte im Klinikum Duisburg absolutes Neuland. "Wir mussten uns erst einmal Informationen von Experten holen", sagt Dr. Christoph Altmann, Chefarzt der Kardiologie. Die Experten saßen im Hamburger Tropeninstitut. Doch auch die hatten mit dem Biss einer Schwarzschwanz-Klapperschlange, die ausschließlich in Arizona, New Mexico, Texas und einem Großteil Zentralmexikos vorkommt, bisher keine Erfahrung gemacht.

Telefonisch sprachen die Ärzte in Wedau und in Hamburg die weitere Therapie ab. Bei einem Klapperschlangenbiss kann es neben Gerinnungsstörungen auch zur Zerstörung der Blutplättchen kommen. Die "normale" Beute der Klapperschlange, Tiere, verbluten nach einem Biss innerlich. Als bei dem Patienten im Klinikum Duisburg ein deutlicher Abfall der Blutplättchen einsetzte, mussten die Ärzte Gegengift spritzen. "Das ist in Deutschland nur in Uni-Kliniken und dort auch nur in geringen Beständen zu haben", sagt Altmann.

Zwar trat bei dem Patienten immer wieder eine Besserung ein, doch schnell auch wieder eine Verschlechterung. Mehrmals musste die Therapie wiederholt und somit neues Gegengift besorgt werden. Hilfreich dabei war vor allem die Duisburger Feuerwehr. Als das Klinikum Duisburg auch die kompletten Vorräte des Hamburger Tropeninstituts aufgebraucht hatte, blieb nur noch die Anlieferung aus dem Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München.

Ein Mitarbeiter der Leitstelle der Duisburger Feuerwehr hatte die Idee zur Lösung des Problems. Die Feuerwehr München holte das Präparat im Klinikum Rechts der Isar ab und übergab es der Bundespolizei am Hauptbahnhof in München. Die Bundespolizisten deponierten die Sendung beim Lokführer des ICE 522, der um 19.45 Uhr in München abfuhr und fahrplanmäßig um 1.18 Uhr im Duisburger Hauptbahnhof eintraf. Hier wurde das Päckchen wiederum von der hiesigen Bundespolizei entgegengenommen, anschließend einer Duisburger Krankenwagenbesatzung übergeben, die die Lieferung gegen 1.35 Uhr in der Wedau Klinik dem behandelnden Arzt aushändigen konnte.

Nach zehn Tagen auf der Intensivstation konnte der Schlangenzüchter schließlich auf die normale Station verlegt werden. Inzwischen geht es ihm wieder gut und er ist zu Hause. "Er muss allerdings weiter von seinem Hausarzt kontrolliert werden", sagt Altmann.

Da solch ein Fall eben nur sehr selten vorkommt, wollen die Duisburger Ärzte ihn nun dokumentieren und veröffentlichen.

(RP)
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