Suchthilfe und Streetwork Mehr neue Klienten bei der Duisburger Drogenberatung

Duisburg · Die Duisburger Suchthilfe hat drei Wünsche: die Entfristung von Mitarbeiterstellen, ein öffentlicher „Druckraum“ sowie eine Substitutionsambulanz.

 Dita Gomfers, Lisa Marie Kröll und Nicole Smyt (von links) vor der Anlaufstelle an der Gutenbergstraße in der Innenstadt.

Dita Gomfers, Lisa Marie Kröll und Nicole Smyt (von links) vor der Anlaufstelle an der Gutenbergstraße in der Innenstadt.

Foto: Mike Michel

Für die Drogenberater, Streetworker und Mitarbeiter des Suchthilfeverbundes Duisburg e.V. war 2020 ein durchaus erfolgreiches, aber auch besonders herausforderndes Jahr. Darauf wiesen am Montag Dita Gomfers und Mustafa Arslan vom Geschäftsführenden Vorstand des Verbundes bei der Vorstellung des Jahresberichts hin. Trotz der Pandemie konnte einiges bewegt werden. So zog die Beratungsstelle Nord von Marxloh nach Hamborn um, wo auch die zweite Kontakt- und Anlaufstelle neu eröffnet wurde. Mit „Streetwork Osteuropa“ und „GeSucht: WohnRaum“ gingen zudem zwei wichtige neue Projekte an den Start.

Trotz einiger vielsprechender Ansätze ist Dita Gomfers und Mustafa Arslan aber auch klar, dass trotz des zehnjährigen Bestehens des Suchthilfeverbundes, zu dem auch das Suchthilfezentrum Nikolausburg der Caritas in Ruhrort und das Alexianer Bürgerhaus Hütte in Rheinhausen gehören, noch vieles im Anfangsstadium steckt. Insbesondere deshalb, weil diverse Hilfsangebote nur einen Projektstatus haben und viele (Teilzeit-)Arbeitsplätze befristet sind.

Dementsprechend lang ist die Wunschliste des Vorstands: Neben der Entfristung der Stellen stehen dabei vor allem ein öffentlicher Konsumraum („Druckraum“) und eine Substituionsambulanz ganz oben. So werden etwa 750 Menschen in Duisburg mit Methadon substiutiert, häufig in Arztpraxen mit Medizinern jenseits der 60. „Es gibt aber kaum neue Ärzte, die sich um diese Klienten kümmen wollen. Das liegt zum einen daran, dass die Ärzte eine suchtmedizinische Zusatzausbildung brauchen, zum anderen sind die Klienten nicht immer praxiskompatibel“, berichtet Gomfers.

Derzeit kümmen sich 13 Ärzte im Rahmen der Substituion um die Suchtkranken in Duisburg. Mustafa Arslan wies zum wiederholten Mal auf die Bedeutung eines „Konsumraums“ hin: „Das würde den Druck nehmen, in der Öffentlichkeit zu konsumieren und ist medizinisch für die Suchtkranken in geschützten Räumen sicher besser. Es gibt in Deutschland 25 solcher Räume, in Essen und Düsseldorf zum Beispiel, und in Krefeld soll auch so etwas entstehen. Die Politik in Duisburg sollte einen solchen Raum klar als Ziel definieren.“

Gute Erfahrungen hat der Verbund mit dem Projekt „Streetwork Osteuropa“ gemacht, mit denen 63 Menschen geholfen wurde, die keine Ausweispapiere hatten oder deren Rechte auf Krankenversicherung und Arbeitslosengeld ungeklärt waren.

Die beiden Streetworkerinnen Nicole Smyt und Lisa Marie Kröll haben aber lediglich sechs Wochenstunden Zeit für dieses Projekt erhalten, zumdem läuft das befristete Projekt Ende Juni aus. „Von großem Vorteil war, dass Nicole Smyt polnisch spricht und die Hemmschwelle für die Menschen aus Osteuropa dadurch deutlich niedriger war“, sagt Dita Gomfers.

Die Pandemie brachte für die insgesamt 28 Mitarbeiter des Suchthilfeverbundes einige Umstellungen und auch neue Probleme. So mussten statt offener Sprechstunden Termine mit einzelnem Einlass organisiert werden. Die Anfragen jüngerer Familien und auch Jugendlicher häuften sich, weil mangels Alternativen wie beim Treffen von Freunden oder im Sportbereich auch die Schwelle zur Mediensucht schneller erreicht werden kann.

Das gilt auch für den Bereich sonstiger Drogen: „Wir haben beobachtet, dass viel mehr Menschen als in den Vorjahren erstmals eine Drogenberatungsstelle aufgesucht haben“, berichtet Mustafa Arslan. Bei der aufsuchenden Arbeit Streetwork „Innenstadt“ wurden 5193 Menschen angetroffen – dabei gab es 2350 Einzelkontakte mit Klienten.

(mtm)
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